Bauer

Aus Theoria Romana
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Bauern bildeten lange Zeit das Gros der römischen Bevölkerung. So waren es vermutlich Bauern, die Rom durch einen Zusammenschluss gegründet haben. Auch später stellten sie einen Großteil des römischen Heeres. Dies führte dazu, dass viele Familien durch die lange Abwesenheit der Väter verarmten und zu Proletariern wurden. Ihr Land mussten sie an reiche Großgrundbesitzer verkaufen, wodurch diese zu gewaltigen Grundbesitzen kamen, den sog. Latifundien. Nach der Heeresreform des Marius, die die Bauern entlasten sollte, stellte sich eine Umkehrung ein: Aus den ehemaligen Soldaten wurden dadurch, dass sie nach Ende ihrer Dienstzeit häufig Landstücke in den Provinzen erhielten, erneut Kleinbauern.

Die Villa Rustica

Die Bauern Germaniens lebten meist in ihren Bauernhöfen (villa rustica). Diese bestanden meist aus einem zentralen Hauptgebäude, an das sich auf beiden Seiten Wirtschafts- und Gesindehäuser anschlossen. Im Zentrum des Gebäudes lag entweder eine Halle, die zum Hauptgebäude gehörte oder ein offener Hof. Um diesen lagen Kammern, an der offenen Seite ein Portikus. An den Enden des Portikus wiederum befanden sich meist Eckrisaliten, in denen sich die Küche und Schlafräume des Bauern, aber auch ein Getreidespeicher befinden konnte. Ab dem 2. Jahrhundert befand sich meist in einem der Risalite ein Bad.
Die Wirtschaftsgebäude waren als Hallenhäuser angelegt und bargen landwirtschaftliche Geräte und das Vieh. Anders hingegen waren die Speicher, die oft ein oberes Stockwerk für die Lagerung von Stroh besaßen. Weiterhin konnten sich auch Werkstätten wie Schmieden für einfache Reparaturarbeiten finden. Diese Gebäude waren meist in einer umzäunten Anlage gruppiert, deren Zentrum das Haupthaus bildete.
Innerhalb dieser 1-3 ha großen Anlage, die stets einzeln standen und keine Dörfer bildeten, befanden sich ebenfalls Kräutergärten, Brunnen, gelegentlich auch Obstbäume. Insgesamt war die gesamte bewirtschaftete Fläche solcher Höfe etwa 50 ha.

Landwirtschaftliche Arbeitsweisen

Landwirtschaftliche Geräte

Die römischen Bauern verwendeten Pflug und Eggen, Hacken, sowie Sensen bzw. Sicheln. Der Pflug wurde von einem Ochsengespann gezogen und vom Bauern mit einer Hand in den Boden gedrückt, so dass die Erde eingeritzt wurde. Erst mit der Egge, auf der der Bauer stand, um sie tief in den Boden zu drücken, wurde die aufgeworfene Erde zerkleinert.
Als Gartenwerkzeuge besaßen die Bauern bereits die zweizinkige Gartenhacke, hölzerne Spaten mit einer metallenen Blattverstärkung und verschiedene Hiebmesser zur Kultivierung von Bäumen. Daneben existierten auch Grabwerkzeuge wie die schwere Grabhacke, Schaufeln mit Eisenblättern, sowie Sensen für die Grasmahd und Sicheln für die Getreideernte. Auch waren Dreschflegel bekannt, um an die Ähren zu gelangen. Schließlich wurde mit Hilfe von Getreidewurfeln das Spreu vom Weizen getrennt.

Ackerbau

Während die Germanen bevorzugt Getreidesorten wie Emmer und Einkorn verwendeten, benutzten die Römer lieber Saatweizen und Dinkel. Obwohl Emmer, Einkorn und Dinkel robuster gegen Vogelfraß und Pilzbefall waren, wurde ihnen eher der Saatweizen vorgezogen, da dieser deutlich höhere Erträge lieferte und als Nacktweizen (übrigens mit heutigen Weizensorten vergleichbar) nicht extra entspelzt werden musste.
Darüber hinaus wurden Roggen und Gerste, die vor allem für Puls verwendet wurde, sowie Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen oder Feldbohnen angebaut.

Viehzucht

Die Römer hielten sich vor allem Rinder und Schweine, wobei erstere vor allem zur Leder-, Leimherstellung (aus Horn und Hufen) und als Arbeitstiere Verwendung fand. So wurden Rinder meist nur geschlachtet, wenn sie alt oder krank waren, weshalb ihr Fleisch zumeist nicht so genießbar war wie das von Schweinen, die allgemeine Fleischlieferanten darstellten. Sie wurden etwa im zweiten Lebensjahr geschlachtet und kamen dann als Delikatesse auf den Tisch.
Die Schweine der Antike hatten große Ähnlichkeit mit heutigen Wildschweine, waren schlank und hatten nur eine Widerristhöhe von etwa 70 cm. Sie wurden in Wäldern geweidet, wo sie sich von Bucheckern und Eicheln ernährten. Allerdings erreichten die Züchter in Italien bereits Tiere, die weniger behaart, dafür aber gedungener gebaut und somit lukrativer waren.
Die damals etwas kleineren Schafe und Ziegen wurden ebenfalls gehalten, jedoch hauptsächlich wegen ihrer Milch. Wurden sie verspeist, schlachtete man sie ebenfalls im Lämmer- bzw. Zickleinalter. Pferde und Maultiere hingegen fanden nur als Arbeitstiere Verwendung, auch wenn manche Barbarenvölker sie auch aßen. Die Ablehnung der Römer gegenüber Pferdefleisch ist - ähnlich wie beim Rindfleisch - wohl darauf zurückzuführen, dass Pferde ebenfalls erst als alte und kranke Tiere geschlachtet wurden.
Neben diesen größeren Tieren wurde außerdem Geflügel wie Haushuhn oder Hausgans, aber auch Haustauben gehalten. Diese Tiere wurden einerseits als Eier-, andererseits als Fleischlieferant betrachtet.

Latifundien

Neben den kleinen Bauernhöfen existierten die oben erwähnten großen Landgüter. Der Besitz solcher Güter auf italischem Boden bildete eine Bedingung für bestimmte Ämter im Staate. Darüber hinaus wurde der Grundbesitz als edelste Besitzform angesehen (natürlich nicht die damit verbundene Arbeit).
Die Güter der Reichen wurden meist von einem Heer von Sklaven, sowie von Tagelöhnern bewirtschaftet und brachten ihren Besitzern reiche Erträge. Die Besitzer nutzten ihre Landgüter gern als Ferienresidenzen (etwa während sitzungsfreien Zeiten im Senat), weshalb die Landhäuser (villae) oft in zwei Teile gegliedert war:
Der sogenannte pars rustica bildete den Wirtschaftsteil, der ähnlich einer villa rustica gegliedert war, während der pars urbana ein Stadthaus in ländlicher Umgebung darstellte und meist alle Annehmlichkeiten des städtischen Lebens bot.


Quelle:
http://www.imperium-romanum.com
Hans Dieter Stöver/Michael Gechter, Report aus der Römerzeit - Vom Leben im römischen Germanien, 1996