Architektonische Ordnungen

Aus Theoria Romana
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Die Gestaltung von Säulen und dem darüber liegenden Gebälk sowie die Komposition dieser beiden Elemente stellt einen zentralen Aspekt der griechischen und römischen Architektur an Repräsentativbauten dar. Daher klassifiziert man Gebäude nach sogenannten architektonischen Ordnungen, die sich aus der Gestaltung der Säulen und des Gebälks sowie der Form des Grundrisses ergeben. Die drei zentralen Ordnungen der Antike sind die dorische, ionische und korinthische Ordnung, jeweils benannt nach dem in der Antike angenommenen geografischen Gebiet ihres ersten Auftretens, was im Fall der korinthischen Ordnung allerdings falsch ist, da diese nicht aus Korinth stammt.

Dorische Ordnung

Die dorische Ordnung entwickelte sich im 8. und 7. Jh. v.Chr. aus der Holzarchitektur und ist dementsprechend einfach gehalten.

Über der Euthynterie des Fundamentes folgt (zumindest bei Tempeln) die dreistufige Krepis als Unterbau, deren oberste Stufe als Stylobat dient. Darauf stehen die Säulen ohne Basis. Sie sind von gedrungener Proportion, verjüngen sich nach oben und weisen eine leichte Schwellung (Entasis) auf. In der Regel verfügen sie über senkrecht verlaufende, scharfkantig aneinander stoßende Furchen (Kanneluren). Am oberen Ende, kurz unterhalb des Kapitells, deuten umlaufend eingekerbte Ringe (anuli) den Abschluß an. Darüber folgt der gewölbte, deutlich ansteigende Echinus und die Abakusplatte.

Über den Säulen folgt der unverzierte Architrav, der von einer durchlaufenden Zierleiste (taenia) nach oben abgeschlossen wird. Daran wiederum schließt sich der Fries aus Metopen und Trigylphen an. Den vorkragenden oberen Abschluß dieser Zone bildet das Geison, über dem an den Stirnseiten des Gebäudes noch das Tymphanon folgt. Die Kanten des Daches werden durch ein Sima sowie Antefixe oder Akrotere verziert.

Der zur dorischen Ordnung gehörende Tempelgrundriss ist deutlich langrechteckig. Das Verhältnis der Säulenzahl an Schmalseite und langseite beträgt in klassischer Zeit x : 2x+1.

Ionische Ordnung

Die ionische Ordnung entwickelte sich in Kleinasien zunächst ebenfalls aus der Holzarchitektur, bildete aber wesentlich detailliertere Formen aus als die dorische Ordnung. Der Aufbau von Euthynterie, Krepis und Stylobat bleibt zunächst identisch.

Darauf stehen die ionischen Säulen jeweils auf eigenen Basen. Diese bestehen in der Regel aus einer quadratischen Standplatte (plinthe) und einem zylindrischen Körper, der durch eine Abfolge von mehreren Kehlen (trochiloi) und einer Wulst (torus) gegliedert ist. Die Säulen sind schlanker als in der dorischen Ordnung und die Kanneluren tiefer eingeschnitten, dafür jedoch durch Stege getrennt. Das Kapitell besteht aus einem ornamental verzierten Echinus und einem Volutenpaar, das sich symmetrisch links und rechts der Säule befindet. Die Proportion des Kapitells verschiebt sich von langrechteckigen kapitellen mit kleinen Voluten im Laufe der Zeit hin zu kompakteren Kapitellen mit großen Voluten, unter denen der Echinus nicht mehr rundum durchläuft. Die abschließende Abakusplatte ist flacher als bei der dorischen Ordnung.

Der über den Säulen folgende Architrav ist meist in drei stufenartig leicht vorspringende Streifen (Fascien) gegliedert und wird nach oben durch das Kyma abgeschlossen. Darüber folgt der Zahnschnitt, der vermutlich ein Relikt der Holzarchitektur ist. Den vorkragenden oberen Abschluß dieser Zone bildet wie in der dorischen Ordnung das Geison, über dem an den Stirnseiten des Gebäudes noch das Tymphanon folgt. Die Kanten des Daches werden ebenfalls durch ein Sima sowie Antefixe oder Akrotere verziert.

Ein wichtiges charakteristisches Merkmal der ionischen Ordnung sind anders als bei der strengen dorischen Ordnung nicht die Gebäudegrundrisse, sondern die besonderen Formen der Bauornamentik.

Korinthische Ordnung

Die korinthische Ordnung unterscheidet sich von der ionischen prinzipiell nur in der Form des Kapitells. Dieses besteht aus einem korbförmigen Körper, der von Akanthusblättern umgeben wird. Unter den vier Ecken der das Kapitell nach oben abschließenden Abakusplatte entstehen jeweils kleine Voluten.

Literatur: Tonio Hölscher, Klassische Archäologie. Grundwissen, Darmstadt, 2002