Atrium| Und täglich grüßt...

  • Wieder ein neuer Tag. Wieder begann er in aller Frühe. Noch lag Dunkelheit über der Stadt und der Villa. Mühsam erhob sie sich und verließ leisen Schrittes die Unterkunft der Sklaven. Sie kannte ihre Aufgaben. So ging sie also in die Culina und feuerte dort den Ofen an. Nachdem sie das erledigt hatte und das Feuer zu lodern begann, trug sie den schweren Korb mit dem trockenen Holz in Richtung Balneum. Hier angekommen, entledigte sie sich ihrer Tunika und zwängte sie sich in den engen Gang der unter dem Bad zu dem dazugehörigen Ofen führte. Dunkel war es hier, stickig und rußig. Es nahm ihr fast die Luft zum atmen. Doch sie hatte keine Zeit um innezuhalten. Sie wusste nur zu gut, dass es wohl einige mit Freude sehen würden, wenn sie ihre Aufgaben nicht schaffte. Den Korb also immer ein Stück weiter vor sich herschiebend erreichte sie schließlich eben jene Feuerluke, die das Bad beheizte. Es war noch etwas Restglut des Vorabends vorhanden. Sie legte sie nur ein paar kleine Späne nach und fachte unter pusten und mehreren Hustenanfällen das Feuer neu an. Ein paar dicke Holzscheide fanden nun ihren Weg in das neue Feuer. Sie würde im Laufe des Tages noch mehrere Male hier hineinkriechen, um immer wieder Holz nachzulegen, damit das Feuer nicht erlosch. Wieder kroch sie nun durch den engen gang und tat erstmal einen tiefen Luftzug, der ihr einen erneuten Hustenanfall einbrachte. Aber endlich konnten die Lungen wieder frischen Luft einatmen und nicht die rauchverhangene Luft die sie eben noch umgab. Schnell spülte sie mit einem Eimer kalten Wassers die Ruß und Aschereste so gut es eben ging ab und streifte sich die grobe Tunika über. Ein kurzer Blick durch das Bad, es war noch sauber sie hatte es gestern Abend als alle schon schliefen gereinigt. Sie vergewisserte sich, dass einem eventuellen Bad der hier im Haus lebenden Claudier nichts im Weg stand und setzte ihren Weg fort ins kleine Bad der Sklaven. Dieses reinigte sie nun. Alles wurde gründlich geschrubbt, gesäubert und anschließend trocken gerieben. Als sie aus dem Bad trat, schickte sie der Tag an langsam anzubrechen. Sie wusste sie musste sich nun beeilen. Als ging sie schnellen Schrittes zu den Latrinen um auch diese zu säubern. Frische Schwämme wurden bereit gelegt, die alten würde sie waschen und trocken, damit sie sauber wieder verwendet werden konnten. Gerade als sie den Abort verließ liefen die ersten erwachten Sklaven durch das Haus und begannen ihren Tag. So hatte sie einen Moment um durchzuatmen, aber auch der dauerte nicht lange. Schon erhielt sie die Anweisung sich in der Küche zu melden, dort wäre noch jede Menge Arbeit. Stumm - so wie meistens - nickte sie. Ja sie sprach kaum mit einem der anderen Sklaven. Außer mit Magrus redete sie eigentlich mit gar keinem. In der Culina angekommen, wurde ihr auch sogleich aufgetragen, die Abfälle zu entsorgen und den Tisch für die Sklaven zu decken. Auch jene Arbeiten erledigte sie schweigsam. Nach und nach trafen die Sklaven in der Culina ein und nahmen an dem Tisch Platz und das erst Mahl des Tages zu sich. Für sie gab es aber noch nichts. Sie musste weiterhin der Küchensklavin zu Hand gehen ihr die gewünschten Zutaten aus der Vorratskammer bringen und die nicht mehr benötigten Töpfe und Schüsseln säubern. Ja sie würde erst wenn alle anderen versorgt und gesättigt waren etwas bekommen. Das wusste sie. Ja sie hatte durchaus verstanden welche Stellung sie innerhalb des Haushaltes einnahm und sie fügte sich. Zum einen weil ihr die Prätorianer eingebläut hatten, dass sie zu gehorchen hatte und zum anderen hatte sie zu große Angst davor etwas falsch zu machen. Sie war ja unter Bewährung hier. Ja sie lebte in ständiger Angst einen Fehler zu machen, den der Claudier zum Anlass nehmen könnte um sie der Villa zu verweisen. Natürlich war ihr bedenklicher Stand in der Villa auch unter den Sklaven bekannt und so gab es natürlich einige, die das ausnutzen und ihre Arbeiten auf sie abwälzten.
    Nach einer kleinen Schüssel Puls, die sie im Stehen runtergewürgt hatte, fand sie sich nun also im Atrium wieder. Sie schrubbte mit einer Bürste das wertvolle Mosaik auf dem Boden. Sie befreite es vom Staub und Schmutz, damit es wieder in seinen prächtigen Farben erstrahlen konnte.

  • Noch immer, von meiner Kindheit und Jugend auf dem Lande geprägt, war ich wie üblich in aller Frühe aufgestanden und gab dem Bedürfnisse nach frischer Morgenluft nach. Heute ging ich nicht wie meist in den Garten heute wollte ich die mir zur Verfügung stehende Zeit nutzen zu einem Morgenspaziergang. Die leicht erhöhte Straße wollte entlang gehen. Zu dem Gebiet das mit einem großen Baumbestand bewachsenen war. Die Villa Claudia lag in dem besten Wohngebiet, dennoch, je nach Wetterlage schwappte der Gestank der Innenstadt zu ihr. Das war es was mich an Rom störte, der Schmutz und der Gestank.
    In Vorfreude auf diesen Morgenspaziergang, schritt ich zum Atrium, hielt aber abrupt inne. Da war schon eine Sklavin am Werk. Sie sieht schlecht aus dachte ich. Da erst sah ich ihr Gesicht, das war doch die ehemalige Sklavin welche die Prätorianer zu den Claudier zurückgeführt hatten.
    Salve, so früh schon bei der Arbeit?
    Natürlich war es unüblich Sklaven einfach so an zu sprechen, zumal ich kein Claudier war. Jetzt hatte ich aber endlich die Gelegenheit sie anzusprechen, denn ich hatte viele Fragen seit ich sie bei der Auspeitschung sah.

  • Natürlich kannte sie die Stimme des Sekretärs des Claudiers. Sie war ja nun schon einige Wochen hier im Haus und hatte den Mann schön öfter im Gespräch mit dem Consul gesehen und seine Stimme gehört. Sie sah also nur kurz verwirrt auf, als er sie ansprach. So früh? Ihr Tag hatte schon vor Stunden begonnen. Aber natürlich würde sie das dem Mann nicht unter die Nase reiben. "Ja Dominus." Sagte sie nur leise, rutschte auf den Knien vorwärts um dem nächsten Dreckfleck auf den Fliesen zu Leibe zu rücken.

  • Nachdenklich betrachtete ich die Sklavin, was hatten die bloß mit der angestellt? Sie war eine unbekannte für mich, ich wusste nur, sie war eine ehemalige Claudische Sklavin, die später freigelassen wurde und ein Lupanar besaß. Oder war sie Mitinhaberin? Das war jetzt nicht wichtig, ihn interessierte nur die Zeit ab der Verhaftung. Bisher hatte ich niemanden nach ihr befragt. Bewusst nicht, ich wollte voreingenommen sein und mein Sinn stand auch nicht danach dem armen Geschöpf zu schaden.
    Sind deine Wunden schon verheilt? Ich denke mir so etwas braucht lange Zeit und sorgfältige Pflege. Und jetzt sehe ich dich bei solch einer schweren Arbeit.
    Ich zögerte, wie konnte ich ihr, die bestimmt nie mehr zu jemanden Vertrauen haben würde nur klar machen, dass ich ihr nichts böses wollte, kein Zuträger von Geschwätz war. Das ich durchaus vieles für mich behalten konnte. Sicher ich wollte etwas erfahren, doch was, wenn ich überhaupt jemals etwas Erfuhr, würde ich niemals gegen sie verwenden. Mir kam ein Gedanke.
    Mein Name ist Helvetius Faustus, ja du hast richtig gehört, Tiberius Helvetius Faustus.
    Mehr sagte ich nicht und wartet erst einmal ihre Reaktion ab, denn mir war eingefallen das sie von einem Helvetier freigelassen wurde.

  • Eine Helvetier also. Wieder sah sie nur kurz auf. Sie hatte seinen Namen bisher nicht gehört, deswegen ging sie nur von einem weit entfernten Verwandten aus. Natürlich nahm sie auch an, dass ihm als direkter Mitarbeiter vom Consul die Umstände ihres Hierseins genauso bekannt waren wie ihr unsicherer Status hier im Haus. Weswegen sie auch vorsichtig aber wahrheitsgemäß antwortete „Ich werde gut versorgt Dominus Helvetius. Die Wunden sind alle geschlossen. Arbeiten ist also kein Problem. Ich tue was mir aufgetragen wird und was anfällt, um mir meinen Platz im Haus zu verdienen.“
    Ja diese Unsicherheit war fast genau so unerträglich wie die Wochen im Kerker der Prätorianer. Sie hatte Hoffnung gehabt, dass sie hier in Sicherheit wäre. Sie war es zwar, aber dieses Sicherheit war trügerisch. Ständige hatte se Angst etwas falsch zu machen. Immer hatte sie das Gefühl beobachtet zu werden. Sie wusste, dass es wohl einige der Sklaven hier freuen würde, wenn sie versagen und damit dem Haus verwiesen würde. Es nagte an ihr und es trug dazu bei, dass sie sich selbst immer mehr aufgab. Wenn noch ein Rest Morrigan nach dem Kerker übrig war, dann war der gerade dabei an der Wirklichkeit zu zerbrechen.

  • Sklaven hatten das zu tun was man ihnen sagte, sie hatten zu gehorchen, dennoch ich hasste es wenn sie in einer unterwürfigen Haltung mit mir sprachen. Diese Morrigan hatte ein verdammt unterwürfige Haltung. In meinen Augen war sie unnatürlich. Im Hause Claudia waren während der Zeit in der ich hier wohnte noch nie Sklaven geschlagen worden. Sie sahen einen respektvoll an aber die Frau hier hatte mich noch nie angesehen. Was war das mit dem „mir meinen Platz im Haus zu verdienen“? Von wem sollten diese Worte kommen? Claudius Menecrates? Er hatte mit dem Centurio gerungen um eine Brandmarkung zu verhindern. Was war das hier? Seufzend versuchte ich es noch einmal.
    Kannst du mich anschauen und dabei ehrlich sagen ob du Hunger hast?
    Ich würde mit dem körperlichen Wohlbefinden weitermachen, aber verdammt noch mal ich wollte die Augen der Frau sehen. Die Augen sagten einem meist alles über einen Menschen aus. Zumindest vieles, wenn sie nicht gerade durch und durch durchtrieben waren und das glaubte ich nicht von dieser Sklavin.

  • Ob nun Bitte oder Befehl, Morrigan tat wie es verlangt wurde und sah den Mann nach oben blickend an. Tiefe blaue Ränder unter den Augen zeugten von den kurzen Nächten. Ihre Haut wirkte nicht nur wegen der Asche, die unzweifelhaft noch an ihr klebte, grau und fahl. In ihren Augen spiegelte sich so einiges Schmerzen, Kummer aber vor allem war es diese unruhig umher gehenden Pupillen, die von einer großen Angst zeugten. Eine kurze Strähne ihre gerade mal Kinn bis schulterlangen Haares – die Prätorianer hatte ihre Haare ja gestutzt und das nicht gerade wie ein professioneller Barbier es tun würde sonder krumm und schief – war ihr ins Gesicht gefallen, sie schob es beiseite und dabei hinterließ diese Strähne einen schwarzen Streifen. Ja in den haaren klebte immer noch der Ruß des Badeofens. Aber warum sollte sie die auch waschen, dies würde sie erst spät am Abend tun. Heute musste sie eh noch mehrere Male den Gang entlang kriechen um den Ofen zu befeuern.
    „Ich bekomme ausreichend zu essen, Dominus.“ Ja Hunger hatte sie wirklich keinen. Auch wenn sie nun wirklich nur noch das bekam, was alle anderen übrig ließen, war das immer noch genug um satt zu werden. Keiner hier im Haushalt musste Hungern. Aber sie aß nicht übermäßig viel eigentlich gerade nur so viel wie sie eben musste. Es fehlte ihr der Appetit.
    Kurz huschte ihre Blick über den noch nicht gereinigten Teil des Atriums und Panik trat in ihre Augen. Sie musste schließlich fertig sein, wenn der Trubel hier im Haus einsetzte. „Bitte Dominus, ich muss weiter machen.“ Sagte sie schließlich, richtete ihren Blick wieder gen Boden und schrubbte weiter immer die Bürste in kreisenden Bewegungen, in den Eimer tauchen, wieder schrubben, Eimer voran schieben und wieder kreisende Bürstenbewegungen. Wenn sie sich beeilte, konnte sie es noch rechtzeitig schaffen.

  • Entsetzt sah ich Morrigan an. Was war nur mit dem Ding los? Der stand ja die pure Angst und Panik im Gesicht geschrieben. In der Villa Claudia sah ich bisher keine Sklavin oder Sklaven der Furcht zeigte. Was tat man ihr an? Gab es seitens der Prätorianer irgendwelche Verhaltensregeln oder Sonderauflagen, wie mit ihr um zugehen war. Diesem Tiberichen Centurio traute ich vieles zu, doch Menecrates würde sich nie auf so etwas einlassen.
    Ja selbstverständlich, entschuldige bitte, das war unbedacht von mir,
    sagte ich ganz in Gedanken und verließ die Villa. Hatte ich mich gerade entschuldigt, fragte ich mich draußen. Dennoch das Thema Morrigan ließ mir keine Ruhe.

  • Die Sonne stand bereits am Himmel und entsendete ihre Stahlen als goldene Himmelssboten in Richtung der Sterblichen. Diese brachen hell und ungehindert durch die Fenster der Villa und in den Hof und tauchten sie in ein hoffnungsfrohe Licht, in dem kleine Staubpartikel tanzten, wenn man genau hinsah. Sofian fand, dass es ein wenig überirdisch wirkte, dieses Licht und es war bestens geeignet, um sich irgendwo der Malerei hinzugeben, doch so recht Muße, um sich darob um eine freudvolle Stimmung zu bemühen hatte er nicht. In der letzten Zeit war es ihm schon des Öfteren aufgefallen, dass ihn das Heimweh drückte. Kein Heimweh um einen bestimmten Ort, obwohl er bisweilen Alexandria durchaus vermisste, doch am meisten fehlte ihm
    seine Familie, ihr Kunsthandwerksgewerbe und natürlich die Freiheit. Hinzu kamen immer wieder die Erinnerungen an die grausame Entführung wie schwarze Galle empor und er sorgte sich noch immer sehr um Schwester und Vater. Allein der Gedanke an sie machte ihn sorgenschwer und wehmütig, was er aber kaum nach außen hin zu zeigen bereit war. Viel gab er der Welt, sofern sie denn wie er in Sklavenschaft lebte ehe seine mürrische und verschlossene Seite preis. Er kapselte sich ab, gab nur kurze und wahrscheinlich wenig unzureichende Antworten und kämpfte alles in allem mit der finsteren Stimmung, die auf seinen Verlust zurückzuführen war. Sicher brachte Sisenna einige Lichtblicke und ihr gegenüber gab er sich stets zugewandt und freundlich. Sie war ein Kind, sie war unbedarft und unschuldig und gab sich die beste Mühe so zu wirken wie eine zu klein geratene Erwachsene. Er mochte sie sehr und sie imponierte ihm und in ihrer Gegenwart gelang es ihm sogar sein Schicksal für einige Momente zu vergessen. Und doch fehlte ihm ein großer seines Herzens, sodass es sich anfühlte, als wäre es inzwischen zu klein, verkümmert oder gar finster geworden.


    Beim morgendlichen gemeinsamen Mahl in der Culina hatte sich Sofian stets zurück und abseits gehalten und war kaum bereit gewesen, sich in Gespräche verwickeln zu lassen. Für ihn war es belanglos, welche Gäste im Haus waren, was sie gesagt und getan hatten. Auch das Geschwätz über die Niederungen Roms interessierten ihn nicht und auch nicht ob Sklavin A mit Sklave B vielleicht doch eine Stunde im Garten hinter Büschen verschwunden war. Dies alles waren Nichtigkeiten und er wollte sich nicht in das Gewäsch verstricken lassen. Stattdessen hatte er Morrigan beobachtet, die den Küchensklaven zur Hand ging. Auch wenn er selten zuhörte, was die anderen zu tratschen hatten war ihm nicht entgangen, dass viele Morrigan schon kannten. Angeblich sei sie eine Entlaufene aus eben diesem Haushalt gewesen, die es ob eines Gönners in die Freiheit geschafft hatte und nun mehr als unehrenhaft erneut zur Sklaverei in diesem Haus verurteilt worden war. Eine hässliche Geschichte, wenn man es genau bedachte und doch zeigte sie, dass es wohl in Rom so etwas wie Gerechtigkeit geben musste: Selbstgerechtigkeit. Seinen Fall hatte man nicht anhören wollen. Niemand außer Sisenna hatte sich für das Unrecht interessiert, welches ihm widerfahren war und auf dem Markt hatte an ihn angeboten wie ein lausiges Stück Vieh. Und? Dennoch hatte er bisher nicht an Flucht gedacht oder daran die Freiheit auf eine unwürdige Art und Weise zu erhalten. Sich an einen Gönner zu klammern, ihm womöglich zu Willen zu sein war nur eine weitere Art des Verderbens. Es musste bessere Wege geben.


    Doch wie man sah, hatte Morrigan einen hohen Preis bezahlt und war nun weniger wert als der Küchenjunge, der für die Abfälle zuständig war. Aber wie hieß es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall. So schätzte Sofian es ein und wenn er es nicht schaffte, sich gegen das Unrecht aufzulehnen, dann sollte es auch kein anderer tun. Nein, er hatte kein wirkliches Mitleid mit Morrigan. Höchstens Mitleid für sich selbst. Deshalb beachtete er sie auch kaum, als sie einmal mehr auf den Knien lag und mit sich redlich mühte die Mosaike des Bodens im Atrium zum Erstrahlen zu bringen. Besucher brachten immer viel Dreck mit ins Haus. Er selbst balancierte ein Tablett mit erfrischendem Zitronenwasser und einem Leckerbissen aus der Küche für Claudia Sisenna, in deren Räumlichkeiten er gerade unterwegs war. Nun warf er doch einen Blick auf die Sklavin und bemerkte zu spät, dass er mit dem Fuß gegen einen der kleineren der Pflanzenbottiche gestoßen war. Der Krug und der Becher gerieten ins Wanken und landeten sodann klirrend auf dem Boden, da seine Bemühungen ihren Sturz aufzuhalten ins Leere gelaufen waren. “Mist!“, knurrte er wütend über sich selbst hervor und betrachtete sich die Lache die sich nun neben dem Impluvium erstreckte und den Krug, der in zwei Teile zerbrochen war. Unter einem unwilligen Schnaufen bückte er sich und sammelte die zwei Teile und den Becher wieder auf, ehe er erneut zu Morrigan hinüber sah. “Mach das hier weg!“, sagte er dann vielleicht etwas zu schroff, doch die anderen Sklaven im Haushalt behandelten sie mit wenigen Ausnahmen ja auch nicht besser. Und wenn sie schon dabei war zu putzen, konnte ein wenig Wasser ja kein großes Problem darstellen.

  • Wie jeden Morgen war es ihre Aufgabe das Atrium auf Hochglanz zu bringen. Immerhin war das hier das Aushängeschild des Hauses. Jeder aber auch wirklich jeder Besucher des Hauses musste hier durch. Sie führte wie immer die Aufgabe gewissenhaft aus. Ja das Putzes des Mosaiks am Fußboden hatte sogar eine recht beruhigend Wirkung auf sie. Die kreisenden Bewegungen die sie mit Bürste und Lappen ausführte hatten schon fast etwas meditatives. Entsprechend schreckte sie auch zusammen, als der Krug zu Boden fiel und zerbrach. Ihr Blick ging über den Boden zu dem Sklaven. Der ihr natürlich bekannt war, der Leibsklave von der kleinen Claudia Sisenna. Der machte eh immer einen mürrischen Eindruck und sondierte sich eben so wie sie ab. Nur tat er das auch vollkommen anderen Gründen. Er hielt sich für was besseres. Immerhin war er ein Leibsklave und stand damit eindeutig ganz oben in der Hackortung der claudischen Sklaven. „Ja.“ Kam es leise über ihre Lippen und sie schob den Eimer vor sich her und rutschte auf Knien zu der sich über den Boden verteilende Flüssigkeit. Eigentlich wäre sie in wenigen Augenblicken fertig gewesen, doch nun lief dieses klebrige Zeug in jede noch so kleine Ritze. Sie würde heute länger brauchen als sonst und konnte so nur hoffen, dass sie es noch rechtzeitig schaffte, also bevor die Türen für die Besucher geöffnet wurden. Den schroffen Ton beachtete sie nicht weiter. Er war nicht der Einzige der hier so mit ihr redete. Und dennoch konnte man in dem sich auf dem Boden spiegelnden Gesicht von Morrigan kleine Tränen erkennen. Wo waren sie hin die Zeiten, als die claudischen Sklaven zusammenhielten. Sie waren wie eine Familie gewesen. Wie viel Spaß hatten sie gehabt. Sie hatten sich gegenseitig das Leben nicht schwer gemacht sondern sich unterstützt wo sie konnten. Mit Felix zogen dann hier Sklaven ein, die dieses durchbrachen, mit ihnen kam die Hackordnung. Jeder musste sich ihnen unterordnen. Da war damals dann auch der Grund gewesen warum Apolonia, Dracon und sie beschlossen hatten das Haus zu verlassen und ihr Glück in der Freiheit zu suchen. Ja selbst außerhalb dieses Hauses konnte ihnen keiner den Zusammenhalt, der hier seinen Grundstein hatte nehmen. Doch hier im Haus war das wohl in einen gänzlich andere Richtung gelaufen. Niemand kümmerte sich mehr um den anderen. Jeder sorgte nur noch für sich. Magrus war die einzige Ausnahme. Aber er stand da wohl auf verlorenem Posten. Morrigan vertiefte sich wiede rin ihre Arbeit und beachtete den Sklaven der Claudia Sisenna nicht weiter. Warum sollte sie auch? Er hatte ihr einen Befehl erteilt und sie führte ihn aus. Sie funktionierte.

  • Sie hatte sich aus der Culina noch etwas Brot, Obst und eine kleine Karaffe mit Wein besorgt. Nun wusch sie sich in einer kleinen Schüssel die Hände, bedeckte ihr Haupt mit einem Tuch.
    Leise sprach sie um niemanden im Haus zu wecken.
    "Oh, lares familiares, die ihr über dieses Haus und diese Familie wacht! Ich, Morrigan, ersuche euch demütig, schützt die Bewohner dieses Hauses im Krieg ebenso wie in friedlichen Zeiten. Schützt besonders Claudius Menecrates sodass er noch lange für seine Familie da sein kann.. Nehmt dafür dieses Brot, das Obst und den Wein, und weitere Opfer sollen euch gewiss sein." sprach Morrigan zu den Laren, während sie die Weihrauchgabe vollzog. Dann folgte ein kleines Trankopfer und die mitgebrachten Gaben fanden ihren Weg auf den Hausaltar.

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