[Trans Tiberim] Fischen für Vulcanus

  • Im Stadtteil Trans Tiberim, genauer gesagt, in der Nähe des Pons Agrippae, war eine überschaubare Gruppe von Menschen dabei, aus dem römischen Stadtfluss Fische zu haschen. Caius Verginius Mamercus - voller Tatendrang, aber unbeschäftigt - schlenderte gerade am Ufer entlang, als er schon von Weitem die Rufe der Fischenden vernahm, welche sich gegenseitig anstachelten und auf gute Fangmöglichkeiten aufmerksam machten. Der Verginier beschleunigte seine Schritte, nachdem er die Gruppe auch mit seinen Augen hatte ausmachen können, und stellte sich, als er bei der Gruppe angekommen war, breitbeinig an das Ufer, um dem Treiben zuzusehen. So war es seine Art.


    Im Wasser und direkt an der Uferböschung erblickte er Kinder und jüngere Heranwachsende, einige davon vielleicht Sklaven, die im Wasser des Tiber Netze aufgespannt hatten. Manche hielten auch Eimer, in denen es zum Teil verdächtig zuckte und die also wohl für die zu fangenden Fische vorgesehen waren. Einer dieser Eimer wurde nun ohne Vorwarnung dem Verginier gereicht: "Ey, kanns ma' nehmen?" Caius war über dieses Ansuchen zwar bass erstaunt, legte aber, halb hilfsbereit, halb im Reflex, die ihm noch fehlenden zwei Schritte bis zur Uferböschung zurück und nahm den Eimer in Empfang. "Is aber schwer." Damit hatte der Junge - wohl etwas jünger als Caius selbst -, der ihn eben gefragt hatte und ihm nun den Eimer reichte, auffallend Recht, denn der Eimer war hoch voll mit Fischen. Dank seiner athletischen Statur gelang es dem Verginius aber, das Gefäß sicher an Land zu bringen. "Einfach abstellen, der Sklave der Gens Presenteia kommt die dann gleich holen!" lautete nun das nächste Kommando aus dem Mund des Jungen, der ihm gerade den Eimer in die Hände gedrückt hatte.


    Caius tat, wie ihm geheißen. Und da er das nun alles vollendet hatte, glaubte er sich auch berechtigt, sich nun seinerseits zu Wort zu melden: "Salve, ich heiße Caius." Doch weder der Junge, der ihm die Anweisungen erteilt hatte, noch einer der anderen Fischfänger kümmerte sich um den Verginius. Der aber ließ sich so schnell nicht abschütteln, sondern legte nach: "Für die Gens Presentia sind die Fische also? Die feiern wohl was richtig Großes?" Immerhin waren ja allein in dem Eimer, den er gerade am Ufer abgestellt hatte, schon ziemlich viele Fische drin. Doch der verginische Smalltalk schien nicht den Geschmack der Fischfänger zu treffen: "Was'n Honk, ey!" entfuhr es einem der älteren, schon fast Erwachsenen, während viele andere genervt Luft durch die Nasen stießen. "Volcanalia. Schon mal gehört?" Immerhin zu dieser Antwort ließ sich der Junge jetzt herab, der Caius eben mit dem Eimer dirigiert hatte. "Die Fische sind dann eigentlich für Vulcanus. Wir fangen ein paar für bestimmte Gentes und verdienen uns 'n bisschen was. Vielleicht können wir auch noch welche verkaufen. Fang doch auch welche! Zeig' ma, ob du Fische fangen kannst, Ausländer!"


    Sim-Off:

    Das lässt man sich natürlich nicht zweimal sagen! Wer sonst noch mitmachen will, ist herzlich willkommen. :)

  • Zitat

    Original von Caius Verginius Mamercus
    "Die Fische sind dann eigentlich für Vulcanus. Wir fangen ein paar für bestimmte Gentes und verdienen uns 'n bisschen was. Vielleicht können wir auch noch welche verkaufen. Fang doch auch welche! Zeig' ma, ob du Fische fangen kannst, Ausländer!"


    "Glaub aber bloß nich, dasse was von dem Geld abbekomms", zischte jetzt allerdings derjenige der Fischfänger, der Caius eben noch so freundlich als "Honk" tituliert hatte. Nun wäre natürlich ein wenig pecunia dem Verginius sehr willkommen gewesen, doch da der Mensch ja nicht vom Brot alleine lebt, wie Caius in der Umgebung seines Vaters in Alexandria einige Male hatte sagen hören, war er dennoch gewillt, beim Haschen der Wassertiere mitzutun. Zunächst kam da jedoch noch etwas dazwischen.


    Um seine Kleidung - er besaß halt nicht so sonderlich viel davon - gegen Nässe und Schmutz zu schützen, gürtete Caius sich seine Tunika hoch, so dass sie ihm nur noch bis auf die Oberschenkel reichte. Da hörte er hinter sich plötzlich eine Frauenstimme: "Na, schau mal, Myrmidon, da nehm' ich doch lieber diesen feschen Bub mit mir, der mir die Fische trägt, und dich lass ich hier." Caius fuhr herum und blickte in das Gesicht einer jungen Sklavin, die lachend an ihm hinunter sah. An dem Eimer, den der Verginier eben aus dem Wasser entgegengenommen und am Ufer abgestellt hatte, machte sich derweil ein anderer, schon grauhaariger Sklave zu schaffen, der unter dem Kommando der weiblichen Sklavin zu stehen schien und wahrscheinlich der angesprochene "Myrmidon" war.


    Angesichts der Aussage der Sklavin über ihn und unter ihren Blicken fühlte Caius sich überrumpelt und genierte sich furchtbar. Um aus dieser misslichen Lage herauszukommen, nahm der Verginius Haltung an und sagte zu den beiden Sklaven: "Seid ihr von der Gens Presentia? Die Fische in dem Eimer da sind nämlich für die Gens Presentia." - "So, so, für die Gens Presentia...", echote die junge Sklavin mit leisem Spott. "Na ja, schau mal, Kleiner: Ich bin Amastris, Maior Domus bei der Gens Presenteia, und Myrmidon hier wird jetzt diesen Eimer mit uns zur Casa der Gens Presenteia nehmen." Caius musste mitanhören, wie hinter ihm, also jetzt im Tiber-Wasser, das Gelächter der Fischfänger bereits jetzt anschwoll. "Und ich bin mir sicher: Unsere Freunde von der - Gens Presentia -", Amastris betonte diesen Namen mit sichtlichem und hörbarem Vergnügen, "unsere Freunde von der Gens Presentia werden nichts dagegen haben."


    Nach diesen Worten, welche die Sklavin nicht einmal unfreundlich, sondern eher mild amüsiert ausgesprochen hatte, wandte sie sich samt ihrem Begleiter Myrmidon zum Gehen. Unter den Fischfängern im Tiber aber kannte das Gelächter nun kein Halten mehr. Um aus seiner Schockstarre herauszukommen, watschelte Verginius Mamercus mit seiner hochgebundenen Tunika jetzt schnurstracks ins Wasser. Amastris, die sich mit Myrmidon bereits entfernte, aber hörte er noch fröhlich rufen: "Du kannst mich ja mal in der Casa Presenteia besuchen, kleiner Feschak, ich habe auch Freizeit... Und euch allen Danke für die Fische, das Geld könnt ihr euch morgen in der Casa Presenteia abholen. Schönes Fest euch allen und fallt nicht ins Feuer!"

  • Zitat

    Um aus seiner Schockstarre herauszukommen, watschelte Verginius Mamercus mit seiner hochgebundenen Tunika jetzt schnurstracks ins Wasser.


    Wie unüberlegt diese Flucht in den Tiber gewesen war, ging dem eifrigen Verginier allerdings erst in dem Moment auf, als er mit seinen festen Waden schon im Wasser stand. Denn womit um alles in der Welt sollte er jetzt wohl Fische fangen? Mit bloßen Händen etwa? Angelkescher waren jedenfalls keine mehr frei, und auch an den Enden der Fangnetze standen eigentlich genug Leute. Bedröppelt und unsicher sah Caius sich um und wollte sich schon fragend an den Jungen wenden, der ihn eigentlich erst zum Mitfischen eingeladen hatte.


    Die Lösung für des Verginiers Problem sollte allerdings von einer ganz anderen Seite her kommen. Denn plötzlich fing eines der Kinder, welches das Ende eines Fangnetzes in Händen hielt, lauthals an zu quengeln: "Manius! Maaa-niiii-us! Ich will nach Hause! Bring mich sofort nach Hause!" Caius sah zu dem Kind hin und wunderte sich, dass man ausgerechnet ihm ein Netzende in die Hände gedrückt und es damit ins fließende Wasser gestellt hatte; das Kind war nämlich noch ziemlich klein. Doch es gab kein Erbarmen: "Halt die Fresse, Lucius! Und steh gefälligst still! Ob das gerade "Manius" gewesen war, der so genervt geantwortet hatte? Klein "Lucius" jedenfalls fing jetzt erst recht an mit seinem Geschrei: " Maaa-niiii-us! Maaa-niiii-us! - Ich geh jetzt nach Hause!" Man konnte über klein Lucius sagen, was man wollte, aber aus ihm würde sicher einmal ein Mann werden, der seinen Worten auch Taten folgen ließ. Denn tatsächlich ließ er jetzt sein Fangnetz fallen und drehte sich um in Richtung Ufer; allein, er erreichte es nicht, sondern verlor im strömenden Fluss seinen Halt.


    Verginius Mamercus wollte Lucius bereits hinterher hechten, um ihm zu Hilfe zu kommen, aber nun reagierte doch auch "Manius", nämlich der, der den kleinen Lucius eben noch so hart angeschrien hatte: Manius schmiss jetzt nämlich seinerseits den Eimer, den er bisher getragen hatte, ans Ufer, und eilte Lucius hinterher. Zum Glück führte der Tiber um diese Jahreszeit ja nicht viel Wasser, so dass auf der einen Seit Lucius noch nicht allzu weit fortgespült worden war und auf der anderen Seite Manius ziemlich schnell im Fluss voran kam. Erleichtert konnte Verginius Mamercus daher wenige Augenblicke später beobachten, wie Manius den kleinen Lucius erreichte und ans Ufer brachte.


    "Du Idiot, du! Idiot!!" Manius hatte mit klein Lucius offenbar noch ein Hühnchen zu rupfen und zog ihn auch unsanft an einem seiner Ohren. Im nächsten Moment aber drückte er Lucius dann doch an sich und gab ihm einen Kuss. "Na komm, dann gehen wir jetzt nach Hause zu unserer Mama." Sagte es, nahm seinen kleinen Bruder bei der Hand und trat mit ihm den Heimweg an.


    Viel Zeit, dem Brüderpaar hinterher zu sehen, blieb Verginius Mamercus nicht, denn jetzt galt es, den Platz des kleinen Lucius einzunehmen. Entschlossen watete Caius zu der Stelle, an der Lucius bis vor Kurzem gestanden hatte, und nahm das Ende des Fangnetzes auf. Jetzt hieß es nur noch warten.

  • "O nää!" Mit diesem freudigen Ausruf wurde Caius' Mittun beim Fischen für Vulcanus also begrüßt. Der Ausruf stammte aus dem Mund desjenigen Jungen, der ihm anfangs unverhofft einen Eimer mit Fischen in die Hand gedrückt und ihn so in diese ganze Szenerie überhaupt erst hineingezogen hatte. Dieser Junge hatte jetzt einen Angelkescher in Händen und lauerte eigentlich darauf, dass sich in dem Netz, welches Caius zusammen mit einem fast schon erwachsenen jungen Mann hielt, Fische verfingen, die er dann mit seinem Kescher gleichsam nur noch einzusammeln brauchte. Jetzt aber stakste dieser Junge geradewegs auf Caius zu, packte ihn an der Schulter und drehte seinen Körper leicht herum: "Sooo stehen! Schräg zur Strömung. Das hat Lucius aber eben besser gemacht."


    Obzwar der Verginier sich eingestehen musste, dass der Junge, der ihn soeben im wahrsten Sinne des Wortes "gerade gerückt" - oder vielleicht besser: "schräg gerückt" - hatte, vermutlich im Recht war, ärgerte er sich doch darüber, mit diesem babyhaften Lucius verglichen zu werden, zumal dieser Vergleich ja zu seinen Ungunsten ausfiel. Caius schluckte seinen Unmut aber herunter, versuchte sich so erfolgversprechend wie möglich hinzustellen und richtete dann an den Jungen, der ihn zurecht gerückt hatte, folgende Frage: "Wie heißt du eigentlich?" Vielleicht ließ sich hier mit Smalltalk ja doch noch was ausrichten.


    "Wer will das wissen?" antwortete der Angesprochene mit sichtlichem Misstrauen. Caius fuhr zurück: Er war es gewohnt, mit Leuten, mit denen er einige Zeit zusammenzuarbeiten hatte, wenigstens die Namen auszutauschen. Hier aber galten scheinbar andere Regeln... "Caius, Caius Verginius Mamercus." "Ach ja, Caius, hasse ja vorhin schon gesagt", meinte der Junge, jetzt schon ein ganzes Stück versöhnlicher. Eine andere Stimme erscholl aber plötzlich um so einschüchternder: "Also, Verginius, dass wir uns richtig verstehen: Glaub' bloß nich, dasse was von dem Geld abbekomms." Diese Worte klangen nur zu vertraut in des Verginiers Ohren, und auch die Stimme, welche diese Worte hatte vernehmen lassen, war dieselbe, die diesen Ausruf bereits einige Zeit zuvor hörbar gemacht hatte. Sie gehörte nämlich zu demjenigen der Fischfänger, der Caius ganz zu Anfang als "Honk" beschimpft hatte.


    Ohne seine Position ganz aufzugeben, trat Caius einen Schritt an den Jungen heran, der ihn eben zurecht gerückt hatte, und fragte diesen mit gedämpfter Stimme: "Sag' mal, wer ist das eigentlich?" Statt einer Antwort erhielt der Verginier jedoch nur ein stummes Kopfschütteln des Jungen, gepaart mit einem derart eingeschüchterten Blick, dass Caius ihn nicht übersehen konnte. "Sagst du mir dann wenigstens, wie du heißt?" versuchte der Verginius, das Gespräch mit diesem Jungen dennoch irgendwie fortzuführen, jetzt wieder in normaler Lautstärke. "Ach so, ja. Also, ich heiße Tiberius."


    Nachdem er nun also doch endlich mal eine Antwort auf eine seiner Fragen erhalten hatte, nickte Caius dem Tiberius zu. Na, geht doch, dachte er bei sich. Und nahm sich zugleich vor, nicht nur die Fische für Vulcanus, sondern auch diesen offenbar so geldgeilen und einschüchternden Typen, der ihn "Honk" genannt hatte, im Auge zu behalten.

  • Zitat

    Und nahm sich zugleich vor, nicht nur die Fische für Vulcanus, sondern auch diesen offenbar so geldgeilen und einschüchternden Typen, der ihn "Honk" genannt hatte, im Auge zu behalten.


    Dies erwies sich jedoch als schwieriger, als gedacht. Wie ihm Tiberius ja so einfühlsam aufgezeigt hatte, stellte der Verginier sich beim Fischfang nicht gerade sehr geschickt an. Immer wieder wurde er deshalb von anderen Fischfängern zurechtgewiesen, mal mehr, mal weniger genervt. Irgendwann wurde es aber besser, der Verginier entwickelte ein Gefühl dafür, wie er sich mit seinem Fangnetz am passendsten hinzustellen hatte und wie er seinen "Kollegen" effektiv zur Hand gehen konnte, wenn sich ein Fisch im Netz verfing.


    Als er meinte, den Dreh einigermaßen raus zu haben - eigentlich konnte er sich darüber gar keine fundierte Meinung bilden, aber die spöttischen und frustrierten Kommentare seiner Kollegen wurden allmählich halt weniger -, als sich Caius also einigermaßen eingewöhnt hatte, fand er auch die Muße, sich endlich wieder ein wenig umzuschauen: Er beobachtete, wie geübt vor allem einige Kinder, kaum älter als der kleine Lucius eben, darin waren, Fischen hinterherzujagen und diese einzusammeln. Am Ufer sah er weitere Sklaven, Bedienstete aus römischen Häusern, kommen und Fische abholen. Caius' Blicke verfolgten Passanten weiter entfernt auf den Straßen, und einige Mückenstiche musste der Verginier auch hinnehmen.


    Zwischendurch aber blickte Caius immer wieder verstohlen zu dem Typen, der für ihn das Wort "Honk" übriggehabt hatte. Mamercus war sich jetzt nicht mehr sicher, ob dieser Junge wirklich schon beinahe erwachsen war, so wie er zu Anfang gedacht hatte. Vielleicht war er gar nicht älter als er selbst, dachte Caius, eventuell sogar noch ein Stückchen jünger. Älter erscheinen ließen den Typen aber seine schiere Körpergröße gepaart mit bulliger Gestalt und sein von Pickelnarben gezeichnetes Gesicht.


    Gerade kam Tiberius, Mamercus' neuer Bekannter, vom Ufer wieder, wo er einem Sklaven Fische in einen mitgebrachten Eimer geschüttet hatte, den der Servus nun davontrug. Caius machte einen Schritt auf Tiberius zu, weil er ihn noch einmal, flüsternd versteht sich, danach fragen wollte, wer dieser bullige Junge denn nun eigentlich war, der hier beanspruchte, das Sagen über die Fischfänger zu haben. Von schräg gegenüber sah Caius am Ufer in diesem Moment allerdings eine bekannte Gestalt, die sich wieder auf die Gruppe der Fischfänger, zu der auch der Verginius gehörte, zu bewegte. Es war Manius, nämlich der Manius, der vorhin seinen kleinen Bruder Lucius nach Hause gebracht hatte. Und wieder war er nicht allein. Es war jedoch diesmal nicht Lucius, der ihn begleitete, sondern eine Frau. Caius richtete seinen Blick auf sie und erschrak: Die Frau sah elend aus wie der Tod, kreidebleich das Gesicht, dünnes Haar, das jetzt irgendwie hell aussah, aber bestimmt ursprünglich nicht blond gewesen war, und dass sie abgemagert war bis auf die Knochen, konnte man an ihren Bewegungen erahnen: Caius hatte zuerst gedacht, die Frau halte Manius an der Hand, so wie dieser seinen kleinen Bruder Lucius an der Hand gehalten hatte, als er ihn nach Hause brachte. Doch als die beiden jetzt näher kamen, erkannte der Verginius, dass die Frau sich auf Manius stützte. Wie alt sie war, vermochte Caius nicht zu sagen; zu entstellt war ihre Erscheinung.


    Manius und diese Frau standen jetzt an der Uferböschung. Mamercus konnte deshalb hören, wie sie zu Manius sagte: "Ja, wir brauchen aber das Geld." Konnte sie Manius' - und Lucius' - Mutter sein? - Caius war sich nicht sicher. Der Junge, also Manius, nickte ihr nun jedenfalls traurig zu, ging einen Schritt hinein ins Wasser und sah sich um. Zweifellos suchte er nach einer Möglichkeit, wieder beim Fischfang mitzumachen, denn Caius bekam mit, wie Manius der Reihe nach einige Kinder und Jugendliche im Wasser bat, ihm doch ihren Angelkescher oder ihren Eimer zu überlassen, wenigstens für kurze Zeit. Aber wohin man auch blickte: Es waren gerade alle Gerätschaften zum Fische-Fangen besetzt, also in irgend jemandes Hände.


    Nachdem Manius einige der Fischfänger vergeblich gefragt hatte, blieb er schließlich stehen, drehte sich um zu der Frau am Ufer und sah sie hilflos an. Einen Augenblick lang zögerte die Frau; dann schleppte sie sich tatsächlich selbst ins Wasser und bat den ihr am nächsten stehenden Fischfänger, einen schlaksigen Teenager, ihr den Kescher, den er in Händen hielt, doch wenigstens für einige Momente zu geben: "Einen Fisch nur, einen einzigen!" Der Teenager aber lachte bloß verlegen und drehte sich wortlos um.

  • Obwohl Caius sich nicht hätte vorstellen können, dass solches möglich gewesen wäre, sank die Frau angesichts dieser Reaktion des von ihr Angesprochenen noch weiter in sich zusammen. Manius, der dies alles in großer Anspannung beobachtet hatte, eilte so schnell wie möglich zu der Frau, so dass sie sich wieder auf ihn stützen konnte. Auf diese Weise ineinander verschränkt, so wie sie auch zum Tiber gekommen waren, wandten die beiden sich jetzt zum Gehen.


    "Moment!" Caius war über sich selbst ein bisschen überrascht, und es kam ihm fast vor, als höre er eine fremde Stimme. "Ich muss hier eigentlich auch nicht sein. Hier, nimm doch das Netz, Manius!"


    Mit diesen Worten hob der Verginier die Ecke des Fangnetzes, die er ja seit einiger Zeit in seinen Händen hielt, in die Höhe und bot sie dem Jungen an. Natürlich hatte er sich an diesen, also an Manius, gewandt und nicht an die Frau, die ja so schwach war, dass sie kaum stehen konnte. Beide aber, die Frau gleichwie Manius, hatten des Verginiers Worte gehört und drehten sich langsam zu ihm um. Manius blickte erst Caius einen Moment lang zweifelnd an, dann sah er zu der Frau, die sich auf seine Schulter stützte, und als diese ihm zunickte, wollte Manius sich auf den Weg machen zu dem Netz, das der Verginius festhielt.


    "Nichts wird hier verändert, gar nichts!" Caius fuhr herum zu dem Typen, der ihn ganz am Anfang als "Honk" beschimpft hatte; der Verginier hatte dessen Stimme sofort wiedererkannt. Aus den Augenwinkeln bekam Caius noch mit, dass Manius abrupt stehen geblieben war und ängstlich in die Richtung schaute, aus der der rüde Anruf gerade gekommen war; dann geriet auch schon der Typ in des Verginiers Blickfeld, von dem dieser Ruf ausgegangen war, und natürlich: Es war niemand anders als der brutale Typ, der hier ganz offenbar das Sagen beanspruchte. Er hatte sich jetzt drohend aufgerichtet und wandte sich, zu des Verginiers Verwunderung, zunächst tatsächlich auch an ihn: "Dass du hier mitmachen durftest, Bürschchen, war nur so eine Laune von mir. Aber damit ist jetzt auch Sense, dass wir uns verstanden haben. Du verschwindest hier, und zwar sofort."


    Das war nun ganz in Caius' Sinne, nicht aber das, was nun aus dem Mund des Wortführers folgte und an die Frau adressiert wurde, mit der Manius eben wieder zum Tiber gekommen war: "Und für dich gibt's hier, sach ich dir, nich einen Fisch, nicht ein As, nich eine Gräte. Hau ab, hau ab mit deinem Söhnchen, und biete deinen stinkenden Leichnam, der du jetzt schon bist, woanders an."


    Caius schwankte zwischen Wut und irgendwas mit Traurigkeit. Er hatte das Fangnetz, das er vorher in Händen gehalten hatte, längst fallen lassen, war aber auch nicht imstande zu gehen. Er sah, wie Manius zurück zu seiner - Mutter, ja, so hatte Caius seine Vermutung bestätigt bekommen -, wie also Manius zurückging zu seiner Mutter und sich die beiden wieder vom Fluss entfernten, die Frau wieder schwer auf ihren Sohn Manius gestützt. Mit einem Seitenblick versuchte der Verginius die Reaktion seines neuen Bekannten Tiberius auf diese ganze Szene auszumachen, aber auch der starrte nur zu Boden und beschäftigte sich krampfhaft mit irgendwelchen Fischfang-Tätigkeiten, wie alle anderen hier das auch gerade machten, um nur ja nicht aufzufallen, außer ein Mädchen, das augenscheinlich einen Blick des Wortführers aufgefangen hatte und auf dieses stumme Geheiß hin die Ecke des Fangnetzes ergriff, die Caius eben hatte entgleiten lassen.


    Es konnte ihm jetzt nicht schnell genug gehen, aus dem Wasser herauszukommen. "Wer hier Fische fängt, bestimme ich!" hörte Caius die ihm mittlerweile allzu wohlbekannte Stimme noch rufen; dann hatte er sich genügend weit entfernt, um dieses Gebrüll nicht mehr ertragen zu müssen. Mutter und Sohn Manius sah der Verginier noch eine Zeit lang vor sich, bevor sie um eine Häuserecke bogen. Caius folgte ihnen nicht. Er hatte ein anderes Ziel.

  • >>> Szenenwechsel <<<


    Weil die Fische für Vulcanus am Ende des Tages ja eh ins Feuer geworfen und nicht etwa von Menschen verzehrt wurden, mussten sie natürlich auch nicht mehr so ganz frisch sein. Dennoch nahm Mamercus an, dass die Sklaven, die zwischendurch immer wieder zu den Fischfängern am Tiberufer gekommen waren und Fische für das Opfer abholten, zu Häusern gehörten, die nicht sehr weit entfernt lagen. Zumindest für ein ganz bestimmtes Haus sollte er damit Recht behalten, und so war es nicht schwer gewesen, von Passanten den Weg dorthin zu erfragen.


    "Mein Name ist Verginius Mamercus. Kann ich bitte mit Amastris sprechen?" Auf des Verginiers Klopfen hin hatte ein magerer, ältlicher Ianitor die Porta der Casa Presenteia geöffnet. Er musterte den verginischen Besucher streng, musste aber in dem Augenblick schmunzeln, in dem Caius den Namen der Amastris erwähnte. Schnell wurde er jedoch wieder ernst: "Tja, ich weiß nicht... Amastris hat alle Hände voll zu tun für das Fest zu Ehren des Vulcanus heute Abend. Ich weiß ehrlich nicht, ob sie da für dich jetzt Zeit hat. Vielleicht kann sie dich ja noch irgendwie zwischendurch - einschieben."


    Das Wort "einschieben", das der Ianitor mit so komischer Stimme und frechem Grinsen im Gesicht ausgesprochen hatte, gefiel Caius in Bezug auf seine eigene Person gar nicht. Noch bevor er sich aber beschweren konnte, bemerkte er plötzlich Bewegung in der Casa hinter dem Ianitor: Amastris erschien auf der Bildfläche.


    Ganz offensichtlich war sie selbst auf dem Weg zur Porta; während sie sich schnellen Schrittes näherte, hörte Caius sie sagen: "Bona Dea, der Weinhändler lässt sich heute aber mal wieder Zeit. Er hätte schon längst hier sein müssen. Mal sehen, ob er endlich kommt." Es war dem Verginius nicht ganz klar, zu wem die Sklavin diese Worte sagte; zu ihm jedenfalls nicht, weil sie ihn ja noch gar nicht gesehen hatte. Als sie Caius aber erblickte, machte sich auch auf ihrem Gesicht ein schelmisches Grinsen breit, das dem Verginier ebensowenig gefiel wie kurz zuvor das des Ianitors. Von Amastris war er jedoch eher bereit, das Grinsen zu ertragen, auch wenn die Sklavin nicht widerstehen konnte, ihm auch verbal noch eins mitzugeben: "Na, wen haben wir denn da?! Hattest du jetzt schon so große Sehnsucht nach mir, Kleiner, dass du's ohne mich nicht mehr ausgehalten hast?" Mit einer raschen Kopfbewegung bedeutete Amastris dem Ianitor-Sklaven sich zurückzuziehen, was dieser auch augenblicklich tat. Dann wandte sich Amastris wieder ihrem verginischen Besuch zu, diesmal mit etwas ernsterer Miene: "Du, ich hab' jetzt allerdings gar keine Zeit für sowas. Hier in der Casa Presenteia feiert man die Volcanalia immer ziemlich groß. Und heute auch. Und ich hab' noch schrecklich viel zu tun bis heute Abend. Und immer noch war diese faule Socke von Weinhändler nicht da, auf den warte ich also auch noch. Hoffentlich kommt der mal bald aus'n Puschen..."


    Vorhin am Tiberufer hatte Caius sich die schöne Sklavin noch gar nicht so genau angesehen; nun aber stand er direkt vor ihr und bemerkte, dass er ein bisschen rot wurde. Amastris war nur ein wenig kleiner als er selbst, dafür etwas älter; sie mochte vielleicht Anfang 20 sein. Auf den Kopf gefallen war sie wohl nicht, sonst hätte sie es in der Casa Presenteia - ja, der Verginier hatte sich diesen Namen nun gut eingeprägt - kaum zum Maior Domus gebracht. Und wie sie da jetzt so redete - engagiert, konzentriert, bestimmt, mit geröteten Wangen und lebhaftem Blick in den fröhlichen blauen Augen, die langen blonden Haare nur ein kleines bisschen ungeordnet -, da gefiel sie Caius ziemlich. Ziemlich sehr sogar.


    Aber... Ach ja, er war ja wegen etwas anderem hier: "Amastris", unterbrach er sie. "Amastris, ich wollte dich um etwas bitten."

  • Sim-Off:

    /edit: Ähem, jetzt bitte doch nicht mehr hier rein posten. Ich kenn jetzt das Ende der Geschichte, gibt noch zwei bis drei Postings, und dann ist hier Schluss. :D Und Mamercus gibt's dann wieder in etlichen anderen Threads.


    War es der Ton in Caius' Stimme gewesen? Die Sklavin hielt jedenfalls in ihrer Rede inne und sah den Verginier aufmerksam an. Und der erzählte nun von Lucius und Manius und ihrer Mutter, von Angst, Feigheit, Not und dumpfer Hoffungslosigkeit und von "Ach, der Typ mit den vielen Pickelnarben... Ja, den habe ich auch gesehen." Amastris, die den Worten des Verginiers bisher ernst und nachdenklich gelauscht hatte, sprach diesen Satz mit tiefem Stöhnen aus. "Ja, das war Sali." - "'Sali'? Das steht doch hoffentlich nicht für 'Salinator'?" fragte Caius halb im Scherz. "Doch, doch. Genau dafür: Salinator." Wieder holte die Sklavin tief Luft. "Du kommst nicht aus Rom, ne? Ich mein, ich hab' mir ja gleich bei dir sowas gedacht, Bürschchen. Und du bist auch noch nicht lange hier, stimmt's? Aber wenigstens der Name 'Salinator' sagt dir ja anscheinend schon was, Bürgerkrieg und so."


    Während sie diese Sätze sagte, sah Amastris Caius mit strenger Miene an, fast wie die ungnädigsten Lehrer, die er in der Schola gehabt hatte. Dann lenkte sie ihren Blick nachsinnend am Verginier vorbei in unbestimmbare Fernen. "Also: Ob der Typ mit den Pickelnarben da wirklich 'Sali' heißt - keine Ahnung, weiß er vielleicht selber nicht genau. Aber er gehört zu einer Bande von Leuten, von denen sich jeder 'Sali' nennt und auch von anderen so genannt wird. Das sind - " - "Häh, Moment! Wie kann man sich denn freiwillig nach Salinator benennen?" fiel Caius der Sklavin ins Wort. "Du verstehst wirklich gar nichts!" herrschte Amastris den Verginier da an; sie wurde auf einmal richtig böse. "Für viele gerade in der Subura ist Salinator schlicht der Held gewesen."


    Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen der Serva und dem Civis, und Caius fragte sich gar, ob Salinator auch für Amastris "der Held" gewesen war. Er verwarf diesen Gedanken aber schnell wieder, denn es war offensichtlich, dass es der Sklavin deutlich besser ging als so manchem persönlich Freien in besagter Subura. "Diese 'Salis' sind meistens Jungs in deinem Alter - also, die, die so in Erscheinung treten, sind in deinem Alter, ob's da noch irgendwelche erwachsenen Hintermänner gibt, weiß ich natürlich nicht. Und durch die Hände dieser Salis läuft halt so einiges: Wohnungsvermittlung, Schutzgeld, Jobs... Schon seltsam, dass du bisher nicht mit denen zu tun hattest."


    Caius versuchte, sich basierend auf den Worten der Sklavin ein Bild von der Situation zu machen: Klar, solche Banden hatte es in Alexandria auch gegeben, aber da war er noch klein gewesen, und seine Eltern hatten alle Unbill von ihm abgehalten. Jetzt dagegen in Rom... Ja, Amastris hatte Recht: Irgendwie war es wirklich komisch, dass er bisher noch nicht mit diesen "Salis" aneinandergeraten war, lag vielleicht daran, dass er sich viel in Ostia aufhielt.


    Die Sklavin unterbrach die Gedanken des Verginiers: "So, und jetzt willst also du den Helden spielen, den guten Helden natürlich, und das mit fremdem Geld..." Als er aufblickte, sah Caius, dass Amastris mittlerweile gar nicht mehr so böse schaute, sondern eher milde - und vielleicht ein bisschen mitleidig. Dann trat sie einen Schritt zur Seite, so dass Mamercus sie einen Moment lang aus den Augen verlor, kehrte aber gleich zurück und hielt dem Verginius die Hand hin. "Na, dann nimm halt einige Sesterzen und bring sie der Frau... Aber versprich dir da ja nicht zuviel von. Du musst hier noch viel lernen."


    Caius nahm die Münzen in Empfang, bedankte sich bei Amastris und versprach, sie bald wieder zu besuchen. Dann verließ er das Grundstück der Gens Presenteia, wobei er noch mitbekam, dass der erwartete Weinhändler nun endlich eintraf.

  • >>> Szenenwechsel <<<


    Caius' Weg führte nun allerdings weg von den Häusern der begüterten Bewohner der Gegend jenseits des Tibers hin zu den freudloseren Behausungen dieses Gebiets. So leicht es dem Verginier zuvor gefallen war, die Casa der Gens Presenteia zu finden, so schwierig gestaltete sich naturgemäß seine neuerliche Suche jenseits des römischen Stadtflusses. Mamercus' Wegweiser bei dieser Suche war ein zunehmend ärmlicher Eindruck der Gebäude; der Verginier folgte mithin dem Pfad der Not. Immer dürftiger und heruntergekommener sahen die Behausungen aus, welche die Schritte des Verginiers säumten, immer schmaler und verdreckter die Gassen, ganz zu schweigen vom Gestank. Auf den letzten Metern fragte Caius sich dann durch.


    Nach einigen, bei einer solchen Suche wohl unvermeidlichen Falschauskünften und Irrungen schritt der Verginius schließlich auf eine Behausung zu, für die das Wort "Hütte" noch geschmeichelt war. Viel eher musste man dieses - selbstverständlich ebenerdige - Objekt als Verschlag bezeichnen, fadenscheinig und windschief. Mamercus wunderte sich, dass trotz der starken Wärme, die an diesem Spätsommertag immer noch herrschte und die sich zwischen den Hütten in den engen Gassen zusätzlich staute, alle Öffnungen der Hütte verschlossen waren, Fensteröffnung wie Tür. Schon befürchtete Caius, seinen Weg umsonst gemacht zu haben und niemanden anzutreffen. Er blieb stehen und überlegte einen Moment lang, was zu tun sei; dann ging er doch auf die Hütte zu und drückte ihre Türöffnung vorsichtig auf. Sie gab nach.


    Des Verginiers Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen; nur wenig Licht fiel durch einen kleinen Rauchabzug in der Wand in das Innere der Behausung. Noch blinzelnd stellte Mamercus fest, dass er die richtige Hütte betreten hatte: das Heim von Manius, Lucius und ihrer Mutter. Letztere, nämlich die Mutter, traf Caius in der Verfassung an, in der er sie auch schon erwartet hatte. Sie lag ausgestreckt auf einer Schlafstatt, deren Beschaffenheit der Verginius nicht erkennen konnte, hatte die Augen geschlossen und schien das Eintreten des verginischen Gastes gar nicht wahrzunehmen. Bemerkt wurde Caius hingegen vom kleinen Lucius. Dieser kleine Junge, der zuvor am Tiber so entschlossen aufgetreten war, hockte zusammengekauert in der Kochnische und schaute Mamercus stumpfsinning an. Vom Rauchabzug her fiel Licht auf ihn; Caius sah, dass Lucius' Gesicht jetzt rot und aufgequollen war, und er wusste sogleich, dass dies nicht die Sonne verursacht hatte. Sein linkes Ärmchen hielt Lucius in unnatürlicher Weise verdreht.


    Mamercus überkam das dringende Bedürfnis, die Hütte auf der Stelle zu verlassen. "[...] versprich dir da ja nicht zuviel von." hatte Amastris ihm mit auf den Weg gegeben. Die Münzen, die sie ihm überlassen hatte, wollte der Verginius jetzt nur noch so schnell wie möglich loswerden und dann weg. Seine Augen suchten Manius, doch ausgerechnet dieser hielt sich tatsächlich gerade nicht in der Hütte auf. So sah Caius sich gezwungen, an das Lager der Mutter der beiden Jungen zu treten: "Salve." Langsam öffnete die Frau ihre Augen und richtete sich auf: "Was willst du? Wer bist du?" Mamercus war sich nicht klar darüber, ob er die Frau nun geweckt hatte oder ob sie ihn nicht doch schon die ganze Zeit über beobachtet hatte. "Hier, das ist für euch." Der Verginier streckte die Hand aus, in der er die Sesterzen von Amastris hielt. Gierig und mit einer Energie, die Caius ihr nicht zugetraut hatte, langte die Frau danach und entriss ihm die Münzen. Sie steckte sie nacheinander in ihren Mund und prüfte sie, indem sie mit den faulen Zähnen, die ihr noch geblieben waren, darauf biss. Ohne irgendeine Regung in ihrem Gesicht zu offenbaren, ließ die Frau sich danach wieder hinab auf ihr Lager gleiten und drehte sich um, wobei sie die Geldstücke unter ihrem Leib verbarg. Für Caius kein Wort mehr.


    Der Verginier blieb noch einen Augenblick an der Lagerstatt stehen, dann gab er sich einen Ruck und wandte sich zur Türöffnung. Er brachte es nicht über sich, noch einen Blick auf Lucius zu werfen.


    Mit schnellen Schritten, fast im Laufschritt, entfernte sich Caius aus dem Elendsviertel. Es hatte schon angefangen zu dämmern, aber sein Tagewerk hatte der Verginier noch nicht in Gänze vollbracht.

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