Cubiculum | Claudia Sisenna

  • Bei der Einrichtung ihres Zimmers gab Sisenna den Ton an. Sie wollte eine Oase für ihre Fantasie, ihre kindliche Seite und ihre Traurigkeit, die sie nicht oft, aber doch ab und zu heimsuchte. Einen sicheren Rückzugsort brauchte sie ebenso, wenn es einmal Schelte gab oder niemand für sie Zeit erübrigte. In Zukunft würde sie hier weniger als sonst alleine verweilen. Ab heute gab es Sofian.


    Sie wollte sich von ihrer erwachsenen Seite zeigen und ihn höchst persönlich durch die große Villa führen. Schließlich musste er sich in seinem neuen Zuhause zurechtfinden. Sie begann mit ihrem Zimmer als erstem Anlaufort. Das wichtigste Zimmer für ihn in Zukunft.


    "Komm rein", sagte sie lächelnd und winkte ihn heran.

  • Während uns der Weg durch die Villa führte, betrachtete ich mir die Wände sehr genau, denn bis vor einigen Stunden waren solche ein bedeutender Teil meines Metiers gewesen. Und das würde sie auch wieder werden. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Meine Schritte setzte ich langsam und mit bedacht, während ich dem jungen Mädchen folgte. Immer wieder schaute ich mich staunend um. Wenn es nur in unserer Vergangenheit Auftraggeber wie diese gegeben hätte. Wir hätten früher oder später auch in einem beeindruckenden Haus gewohnt. Unter diesem Gedanken seufzte ich lautlos und folgte dann dem Wink, in das Zimmer, vor welchem wir angekommen waren, einzutreten. Auch hier schaute ich mich um, während ich vorsichtig hinein schritt. Irgendwie fühlte es sich an wie in der Höhle des Löwen und ich blickte zurück auf das Mädchen, welches mich käuflich erworben hatte. Erst jetzt wurde mir allmählich bewusst, dass sie rein rechtlich gesehen nun so etwas wie meine Besitzerin war. Und ich ein Sklave? Schnell schob ich den Gedanken wieder von mir. “Ein schönes Zimmer,“ sagte ich dann. “In einem beeindruckenden Haus.“ Wieder versuchte ich zu lächeln, während ich mich bemühte, mich an diese Situation so schnell es ging zu gewöhnen.

  • Sisenna lächelte, als sie seine Worte vernahm. Sie lächelte, weil ihr gefiel, was er sagte, weil er in ihren Augen so hübsch aussah und weil sie ihn sehr mochte.
    "Ja, es ist ein schönes Haus und wenn du erst den Garten siehst mit meinen Bienen..." Ihre Augen leuchteten für einen Moment und erhellten die ansonsten erschöpften Gesichtszüge.
    "Aber wir sind beide müde. Ich zeige dir das meiste erst morgen und heute nur das Notwendigste - das Bad, das Esszimmer unserer Familie und dein Zimmer. Du schläfst nicht bei den anderen, du schläfst direkt neben meinem Zimmer." Sie zeigte an die Wand zu ihrer rechten. "Dahinter."
    Anschließend streckte sie noch einmal den Kopf aus der Zimmertür und rief eine Sklavin herbei. Sie glaubte, es sei Cara.

    "Cara, bring eine frische Tunika für Sofian und lass im kleinen Balneum für ihn schon mal Wasser ein. Es wäre auch gut, wenn du ihn hinführst und wieder zurück. Ich bin soo müde." Sie rieb sich die Augen, dann schaute sie blinzelnd Sofian an. "Geh mit Cara. Die meisten sind gut hier und wenn jemand nicht gut zu dir ist, sag es mir sofort."
    Ihr Blick suchte das Bett, obwohl sie auch eine Wäsche vertragen könnte.

  • Sim-Off:

    Cara, wenn du wieder da bist, kannst du alles nachholen. :)


    Im Normalfall hätte Sisenna nichts zurückhalten können, sich hinzulegen, dann aber fiel ihr Sassias Hinweis vom Markt ein. Sie trug ab sofort Verantwortung, sie musste sich um Sofian kümmern. Sie durfte die Verpflichtung nicht abgeben und ihn auch nicht in die Ecke stellen. Das Seufzen unterdrückte sie. Er sollte nicht denken, er wäre eine Last. Im Gegenteil: Er sollte glauben, dass er Sisenna in vielem helfen konnte, was sie zumindest hoffte.


    "Lass gut sein, Cara. Ich gehe selbst. Lass du nur das Wasser ein und bring die Tunika."
    Sogar das Sprechen fiel ihr inzwischen schwer. Sie ging zu Sofian, fasste seinen kleinen Finger und zog ihn, also den Mann, nicht den Finger, in Richtung Tür. Damit sparte sie sich die Aufforderung.
    Zur Erklärung und weil sie ihn auf dem Gang wieder losließ, fügte sie an: "Einfach mir nach."

  • Das kleine Mädchen hatte sehr wohl mir ihrer Aussage recht, dass wir beide müde waren. In meinem Fall drückte die Erschöpfung bleischwer hinter meinen Schläfen und es war lediglich die Wuchtigkeit der Eindrücke, welche mich noch auf den Beinen hielt. Doch es sollte noch ins kleine Balneum gehen, was ich sehr begrüßen würde. Seit Tagen auf dem Schiff hatte es nur eine kleine Katzenwäsche gegeben und auch in Ostia hatten wir es nicht in eine Therme geschafft, da die Zeit so knapp geworden war. Beim Gedanken an das ‚wir‘ fühlte ich wieder einen straken Stich im Magen und einen Kloß im Hals. Doch jetzt und hier konnte ich rein gar nichts für meine Familie tun. Nur wenn ich mir zu viel Zeit ließ? Was wäre dann?
    Ich merkte, dass das Mädchen, nein, wohl eher die junge Dame auch nicht mehr so standfest war wie auf dem Markt. Aus ihrer Stimme tönte die Müdigkeit heraus und ich ließ mich einfach bei meinem kleinen Finger fassen und mich mitziehen. Im Gang wurde ich wieder los gelassen und folgte dem Kind.

  • [...] “Ich denke, hier sind wir richtig,“ sagte ich, als wir vor der Tür des Cubiculums standen und schaute Sisenna fragend entgegen. Dann öffnete ich ihr die Tür, um sie eintreten zu lassen.

  • Sisenna ging - entgegen der Gepflogenheit - einen halben Schritt hinter Sofian. Auf einen Betrachter mochte das sonderbar wirken, aber sie wollte ihm keinerlei Richtungshinweise geben. Es machte ihr Spaß, weil es auch eine Art von Spiel darstellte. Weil Sofian fehlerfrei zurückfand, stieg er in ihren Augen. Sie würde sich also auf ihn verlassen können, hier und andernorts.
    "Gut gemacht", lobte Sisenna lächelnd. Sie standen vor dem richtigen Zimmer, in das Sofian sie nun einließ. Trotz Müdigkeit rannte sie nun zu ihrem Bett, sprang ab und landete mit einem Jauchzer oben. Das Bett federte noch, als sie sich bequem platzierte. Sie lehnte sich an das Kopfende und zog die Beine im Schneidersitz an den Körper.
    "Jetzt muss nur noch Cara kommen." Wie zur Bestätigung knurrte ihr Magen erneut. Bloß keine peinliche Stille aufkommen lassen, in der der Magen bestmöglich zu hören gewesen wäre. Ablenkung musste her.
    "Zieh dir den Stuhl dort heran und wir brauchen einen Tisch." Ein kleinerer reichte sicherlich und so zeigte sie auf einen Beistelltisch neben der Truhe. "Was bist du gewohnt zu essen? Magst du etwas gar nicht? Und trinkst du Wein?" Sisenna verzog etwas das Gesicht. Sie mochte den Atem erwachsener Menschen nicht, der nach Wein oder Bier rochen. Sie drehte dann - so gut es ging - immer ihr Gesicht fort.

  • Cara drehte sich aber dann doch schnell ab und hoffte ihre Domina habe sie verstanden, rannte in die Culina und schnappte sich zwei voll bepackte Korbtabletts an ihrem Griff. Man hatte sie wirklich Abwechslungsreich befüllt, mit Käse, Oliven, verschiedenen Obstsorten, Honig, Eiern, Hähnchenfleisch, Fisch und sogar eine Schüssel Puls und eilte weiter. An dem Cubiculum von Sisenna angekommen, stellte sie eins der Tabletts ab und klopfte an, mit der Hoffnung, das sie schnell ein herein hören würde, solange wollte sie die Kleine nun wirklich nicht mit dem neuen Sklaven alleine lassen. Wie konnten Sassia uns Silana das nur zulassen. Sie kannten den doch gar nicht, ein freundliches Gesicht sagte doch nun wirklich nicht alles über einen Menschen aus und den dann mit so einem unbedarften Kind alleine lassen. Wieso bekam sie keine Leibsklavin?

  • In der Tat hatte ich das richtige Zimmer gefunden und Sisenna zögerte auch nicht damit einzutreten. Warum auch? Ich schmunzelte als sie in kindlicher Manier Anlauf nahm und jauchzend auf das Bett sprang. Es war wirklich ein langer Tag gewesen und ich musste gestehen, dass nun auch mein Magen vor Hunger grummelte. Dann zog ich wie geheißen den kleinen Beistelltisch heran, ganz nah an das Bett und holte mir den besagten Stuhl, um mich darauf nieder zu lassen. “Bisher haben wir vor allem gutes Brot gegessen und viel Fisch. Meine Schwester kann eine hervorragende Suppe aus Fisch und dem verschiedensten Gemüse kochen,“ sagte ich. “Das war auch immer mein Lieblingsessen gewesen.“ Wehmut wollte wieder über mich herfallen, doch ich ließ es nicht zu. “Was ich nicht mag sind Innereien, aber ich bin nie besonders wählerisch gewesen. Meine Schwester hat immer kleine Laibe Brot ausgehöhlt und sie als Suppenschale benutzt,“ erklärte ich. Es wurde im Allgemeinen gegessen was auf den Tisch kam oder was man sich in irgendeiner Garküche käuflich erwerben konnte. “Ich trinke auch gerne Wein, jedoch nur stark verdünnt, sodass man den Wein eigentlich nur noch gerade so heraus schmeckt. Aber ich liebe Honig!“, erklärte ich dann lächelnd. Auch, um Sisenna ein wenig zu schmeicheln, denn immerhin wusste ich ja jetzt, dass sie eine leidenschaftliche Bienenzüchterin war. “Gibt es etwas, was du nicht magst?“, wollte ich dann wissen, ehe es klopfte. Ich wendete meinen Kopf zur Tür und schaute dann wieder Sisenna an.

  • Zeitgleich mit Cara kam Sassia an der Tür an, sie öffnete eben jene und trat ein. Sie blickte kurz auf die Situation, die sich ihr bot. Ja sie wusste sehr wohl, dass ihre kleine Tante noch recht unerfahren im Umgang mit Sklaven war, weshalb sie ihr das Ganze hier auch nachsah. Sie ging an dem Sklaven vorbei ohne ihm weitere Beachtung zu schenke und setzt sich zu Sisenna auf das Bett. Während sie ihr in mütterlicher Art über das Köpfchen strich sprach sie leise. „Sisenna, ich weiß, dass du deinen Sklaven magst. Aber meinst du nicht, dass es gut wäre, wenn er etwas Zeit für sich hätte? Lass ihn ankommen und bestürme ihn morgen mit deinen Fragen.“ ja Sassia ging von einer vollkommen anderen Seite an die Sache heran. Sie wollte der Kleinen keine Vorhaltungen machen. Sie wollte einfach an ihr Gewissen appellieren. „Ich denke er hat anstrengende Wochen hinter sich. Lass ihn sich doch heute ausruhen. Natürlich könnte er auch hier bei dir wohnen. Ich lasse dann einen Strohsack für ihn bringen. Aber willst du wirklich, dass er wie ein Hund neben deinem Bett schläft?“ Natürlich waren Sklaven nur Sklaven, aber Sassia fand, dass man sie doch besser behandeln sollte als Tieren und sie zu eben solchen zu degradieren widerstrebte ihr. „Was hältst du davon, wenn wir ihn in die Culina schicken und er dort die anderen Sklaven kennenlernen und mit ihnen zusammen essen. Dann werden sie ihm sein Quartier zeigen. Und du kannst dir überlegen ob ...“ Kurz überlegte Sassia wie der Sklave doch gleich hieß. „...Sofian in deiner Nähe ein Zimmer bekommen soll. Das lässt sich sicherlich einrichten. Aber wir sollten eine Nacht darüber schlafen, meinst du nicht?“ Mit einem warmen liebevollen Lächeln schaute sie ihre kleine Tante an.

  • Die Aufzählung der Speisen interessierte Sisenna sehr. Brot mochte sie auch. Bei Fisch verzog sie etwas das Gesicht, weil er nicht zu ihren Leibspeisen gehörte, aber sie aß ihn trotzdem immer auf.
    "Ist deine Schwester eine Köchin?" Einen anderen Haushalt als diesen kannte Sisenna nicht und wer kochen konnte, gehörte zumindest hier zum Personal.
    Als die Sprache auf Innereien kam, musste Sisenna überlegen. Sie kannte den Begriff nicht. Wenn Sklaven servierten und auf eine Frage hin erklärten, was in den jeweiligen Schüsseln lag, dann sagten sie Herz oder Leber, aber niemals Innereien. "Ich glaube, Innereien mag ich auch nicht. Die werden bei uns bestimmt erst gar nicht gekauft!" Das Wort klang auch ekelig, fand sie. Flugs ging es weiter zum nächsten Thema. "So eine Brotschüssel möchte ich auch einmal haben." Dann jedoch hörte sie von Sofians Weinvorliebe und das fand sie nicht schön. Sie presste die Lippen aufeinander und setze einen anklagenden Blick auf. Was fanden Erwachsene denn an Wein nur so schön? Er roch wie schlecht gewordener Saft und als sie einmal heimlich nippte, fand sie, er schmeckte auch nach verdorbenem Saft. Sie musste sich schütteln und spuckte unzählige Male aus. Trotzdem blieb der üble Geschmack.
    Sofians Honigvorliebe zauberte wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht. "Ja, der ist sooo lecker! Es gibt ihn ganz dünn und dann wieder wie Creme, aber ich mal ihn am liebsten, wenn winzige Stückchen drin sind. Sie sehen aus wie Eiskristalle, sind aber aus Honig. Welche Sorte magst du am liebsten?"
    Während der Zeit, wo Sofian überlegte, antwortete Sisenna auf seine Nachfrage, ob es etwas gäbe, was sie nicht gern essen mochte.
    "Jaa", sagte sie voller Inbrunst. "Ich mag kein Fleisch. Egal, wie lange ich kaue, es wird immer mehr. Alle sagen immer, unser Fleisch ist saftig, aber Saft finde ich darin nie. Ich kann es nicht schlucken und wenn doch mal, dann rutschst es nicht. Ich will gar niemals mehr Fleisch essen müssen!" Es klang wie eine Kampfansage, wobei Sofian die falsche Adresse darstellte.


    Ein Klopfen unterbrach die Unterhaltung. Sisenna schaute wie Sofian zur Tür, dann trafen sich ihre Blicke wieder. "Unser Essen!", frohlockte sie und ließ in Vorfreude ihre Bettunterlage federn. Sie wollte gerade ansetzen und 'Herein' rufen, als die Tür schon aufging und Sassia an Stelle des Essens eintrat. Cara stand allerdings im Hintergrund. Und noch bevor Sisenna ihre Nichte zum gemeinsamen Mahl einladen konnte, begann Sassia ihre Rede.
    Zu Wort kam Sisenna erst einmal nicht, aber sie schüttelte den Kopf, als Sassia fragte, ob Sofian auf einem Strohsack neben ihrem Bett schlafen solle. Beim Vorschlag, Sofian in die Culina zu schicken, bekam Sisenna große Augen.
    "Aber er findet doch den Weg gar nicht", erwiderte sie. Immerhin waren sie heute nur bis zum Bad gekommen. Wenn es nach ihr ginge, würde sie auch am liebsten zusammen mit Sofian essen und zwar jetzt. Andererseits machte Sassia immer alles richtig, sie wusste alles und hatte auch immer Recht. "Bekommt er denn dort auch gutes Essen? Und eigentlich wollte ich, dass er dort schläft." Sie zeigte auf die Wand und meinte das Zimmer dahinter. Es stand leer, das wusste sie.

  • Sassia nickt. „Cara wird ihm den Weg zeigen. Ich denke es ist genau so wichtig, dass er die anderen hier kennenlernt. Meinst du nicht?“ Sie sah das ihre kleine Tante etwas traurig darüber war. „Nun passe auf wir machen folgendes. Ich leiste dir bei Essen Gesellschaft. Sofian wird von Cara in die Culina, er bekommt das gleichen Essen wie wir, begleitet und sie zeigt ihm auch wo er heute Nacht schlafen kann. Morgen kannst du ihm das Zimmer herrichten lassen. Ich denke, dass willst du ihm heute nicht mehr zumuten oder? Das Zimmer steht schon lange leer und ist bestimmt nicht dazu geeignet, dass man sofort darin schlafen kann.“ Sassia strich der Kleinen sanft über den Rücken. „Ich denke wir machen folgendes. Heute schläft er in der Unterkunft für die Sklaven. Morgen lassen wir das Zimmer herrichten und gehen mit ihm zum Markt, wo er sich eine Truhe für seine Sachen, und natürlich neue Tuniken aussuchen kann. Sandalen benötigt er wohl auch. Heute bekommt er von Cara das was er benötig. Was meinst du hört sich das für dich gut an?“ Ja Sassia redete über den Sklaven so als wäre er gar nicht da. Immerhin war er nur ein Sklave und seine Meinung zu dem ganzen zählte nicht.

  • “Nein, meine Schwester ist keine Köchin im eigentlichen Sinne. Sie war nur für unseren Haushalt verantwortlich und natürlich hat sie auch für meinen Vater und mich gekocht,“, gab ich zur Antwort. Ich schmunzelte, während Sisenna berichtete, was sie mochte und was und nicht. Wie erwartet liebte sie Honig und berichtete in den schillersten Farben von dieser Speise. “Ich glaube, ich mag ihn genauso wie du!“, sagte ich dann und lächelte wieder. Doch mich wunderte, dass das Mädchen kein Fleisch mochte. Als sie allem Fleisch den Kampf ansagte nickte ich dennoch verstehend, doch ich kam nicht mehr dazu meine Gedanken zu äußern, denn die junge Frau, die mit auf dem Markt gewesen war, betrat zügig das Zimmer, schritt dabei an mir vorbei und setzte sich auf das Bett zu ihrer Tante. Dabei redete sie, als wäre ich überhaupt nicht im Raum, was ein wenig wütend machte, denn ich war es keineswegs gewohnt, dass man derartig über mich redete, obwohl ich doch daneben saß. Aber wie auch immer es war, gerade entschied sich für mich mein Schicksal, welches mich an diesem Abend noch ereilen würde. Wo ich essen und schlafen sollte war das Thema. “Mir ist alles recht,“ sagte ich dann und schaute Sisenna entgegen.

  • Was Sisenna auch zur Sprache brachte, Sassia wusste eine Lösung. In einem musste sie ihrer Nichte besonders Recht geben: Sofian konnte unmöglich in einem leeren Zimmer schlafen.
    "Ja, stimmt. Das Zimmer ist sicher nicht hübsch.", gab sie zu. Wenn sie gleich morgen Vormittag zum Markt gingen, könnte es am Abend fertig eingerichtet sein. Das klang gut. Sassia wollte mitkommen, auch das fand Sisenna gut. Dann aber fiel ihr etwas ein. Sie hob den Zeigefinger als Zeichen, das etwas Wichtiges folgen würde.
    "Als erstes muss ich morgen böse Männer anzeigen! Danach können wir einkaufen." Sie sah zu Sofian und nickte. "Sassia hat Recht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, dass dieses Zimmer ja noch leer steht und nicht geputzt ist. Dann machen wir es so, dass du mit Cara gehst. Du isst, schläfst, isst und dann gehen wir los, wie abgesprochen. Du holst mich ab." Sisenna lächelte und hoffte, dass Sofian nicht wieder so traurig wie auf dem Markt wurde. Sein Lächeln gefiel ihr nämlich. Gesagt hatte er zumindest, dass ihm alles Recht sei. Fest stand außerdem, dass sich Sisenna nicht rund um die Uhr um ihn kümmern musste. Pausen galten wohl nicht als Vernachlässigung. Das entlastete sie, obwohl sie seine Gesellschaft bisher sehr genoss.


    "Und du bleibst zum Essen hier?", fragte sie Sassia sicherheitshalber noch einmal.

  • Cara stellte die beiden Tabletts ab und wusste ihre Domina würde sich kümmern. Sie konnte die kleine Sisenna gut verstehen, wie einsam musste es oft in ihrem Leben sein. So war es jetzt verständlich, dass sie sich an ihren eigenen Sklaven so klammerte. Er schien auf den ersten Blick hin auch sehr nett zu sein. Alles weitere musste sich erst zeigen.
    Cara lächelte Sofian an und winkte ihm ihr zu folgen >>>

  • „Natürlich bleibe ich hier.“ Sagte Sassia lächelnd. Sie nickte Cara zum Dank zu und zog das Tablett heran. Sie selbst setzte sich nun bequem auf das Bett und schob das Tablett zwischen sich und ihre kleine Tante. „Ich weiß gar nicht wie lang es her ist, dass ich das letzte Mal im Bett gegessen haben.“ Sassia schob sich ein Kissen zurecht und lies sich seitlich darauf nieder. „Ich muss sagen, es hat was, dass sollten wir öfter machen, meinst du nicht?“ Sassia fischte sich einen Krug mit Wein und goss sich einen Becher davon ein. Ihre Tante bekam auch von dem Wein, nur wurde der mit ganz viel Wasser verdünnt. „Komm lass uns anstoßen. Auf die Claudia, dass die Götter uns immer gewogen sind.“ Sie hob ihren Becher und prostete der Kleinen zu. Die Ältere fische sich etwas Fleisch vom Tablett und schob es sich in den Mund. „Weißt du....“ nuschelte sie, dann schluckte sie das Stück doch lieber erst runter. „... wenn du dich allein fühlst, dann kannst du immer zu mir oder Silana kommen, dass weißt du doch oder? Auch wenn dich abends mal einsam fühlst. Du kannst auch gern in mein Zimmer kommen und bei mir schlafen.“ Ja Sassia wusste, das die Kleine ihre Eltern vermisste. Sie selbst hatte nie ein so inniges Verhältnis zu ihren Eltern gehabt, aber sie hatte ja auch einen Bruder und ihre kleine Schwester, wie oft hatten die beiden Schwestern zusammen in einem bett geschlafen und sich gegenseitig Halt gegeben. Dies sollte Sisenna auch haben. Sie musste es nur sagen, keine der beiden Schwestern würde sie abweisen.

  • Mit Sassia in Gesellschaft fiel der Abschied von Sofian nicht so schwer. Sie durfte, wie geplant, im Bett essen und freute sich darüber sehr.
    "Ja, öfters im Bett essen", jubelte Sisenna und wäre am liebsten gehopst, aber das ging wegen dem Tablett nicht. "Ich weiß, das macht ganz viel Spaß." Sie strahlte trotz Müdigkeit, die ihr bereits an kleinen geröteten Augen anzusehen war. Als Sassia jedoch einen zweiten Becher Wein eingoss, verblasste ihr Lächeln. Gerade hatte sich Sofian erzählt, wie eklig sie dieses Getränk fand. Saft, der gärte, schmeckte nicht anders. Um Sassia aber nicht zu vergraulen, spielte sie mit.
    Sie nahm den Becher entgegen und stieß ihn gegen Sassias Becher. Sie wollte ja auch, dass die Götter ihrer Familie immer gewogen blieben. "Für die Götter", sagte sie und kippte den gesamten Inhalt auf den Boden vor ihrem Bett. Das würde zwar unappetitlich riechen, aber sicherlich wischte noch heute jemand die Pfütze weg. "Viel hilft bestimmt auch viel." Ein Weinopfer für die Götter stellte nichts Neues für Sisenna dar. "Ich habe keinen Durst..." Die Lüge kam ihr nicht glaubhaft von den Lippen und als Schummeln ging das Ganze auch nicht mehr durch, also gestand sie:. "…auf das." Sie gab mit angewidertem Gesicht den Becher zurück.
    Fleisch kam auch nicht in Frage, aber Honig, Obst und Eier.
    Kauend hörte sie Sassia zu und nickte dabei. "Ich weiß, dass ich kommen kann." Das betraf die Gesellschaft, nicht das Schlafangebot. Das hörte sie zum ersten Mal. Sie freute sich darüber und würde es für Notfälle im Kopf behalten. "Wenn ich ein Tier hätte, dürfte es bei mir im Bett schlafen." Sie lachte und angelte sich ein zweites Ei. "Warum haben wir eigentlich keine Haustiere?"

  • Sassia schaute verdutzt, dann bahnte sich ein Lächeln, welche zu einem ausgewachsenen Lachen wurde ihren Weg. „Du magst also keinen Wein?“ Brachte sie lachend hervor. Sie fische den Krug mit Wasser und goss ihrer kleinen Tante davon ein. „Weißt du eigentlich, dass die Barbaren im hohen Norden aus Honig ein süßes Getränk herstellen? Es soll schmecke wie süßer Wein. Was meinst du sollten wir morgen auf dem Markt mal schauen ob wir etwas davon bekommen können?Ist doch bestimmt interessant für dich was die aus Honig herstellen oder?“
    Sassia selbst nahm einen großen Schluck von dem Wein. "Nun Haustiere bergen immer eine Verantwortung. Sie sind auf dich angewiesen. Sie brauchen Liebe und Nähe. Es gab in der Villa hier mal Hunde. Aber dann hatte keiner mehr Zeit sich um diese zu kümmern. Aber jetzt wo wir wieder so zahlreich hier sind... Was hättest du denn gern für ein Haustier, also neben deinen Bienen?“

  • Nicht minder verdutzt schaute Sisenna, als ihre große Nicht plötzlich zu lachen begann. Erst im Nachhinein erfuhr sie, warum. Sie verzog den Mund zu einem Lächeln, dass wegen ihrer Müdigkeit eher schief ausfiel.


    "Wenn das süße Getränk wie Honig schmeckt, will ich es gerne probieren, aber wenn es wie Wein schmeckt, trinke ich das nicht. Wein schmeckt wie schlechter Saft." Was sie Sofian erst vor kurzem erklärte, sollte nun auch Sassia wissen. "Eigentlich fehlen nur noch die Obstfliegen drin." Sie kicherte, weil es ihr Spaß machte, Sassia ein bisschen den Appetit auf Wein zu verderben. Sie mochte Sassia unglaublich gern, aber sie mochte bei niemand einen nach Wein riechenden Atem.


    "Ich wünsche mir einen kleinen Hund, der mit in meinem Bett schlafen kann. Das wäre schön." Sie schaute des Hundes wegen sehnsüchtig auf ihre Bettdecke und gähnte unwillkürlich. Plötzlich spürte sie bleierne Müdigkeit. Sie legte sich hin und vergaß sogar das Kauen, obwohl noch Brot in ihrem Mund steckte. Weil ihr noch ein Gedanke durch den Kopf schoss, kaute sie schnell herunter.


    "Wenn du einmal geheiratet hast, wohnst du nicht mehr hier, stimmt's? Dann kann ich ja doch nicht zu dir kommen, wenn ich mich alleine fühle."

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