Latrinengespräche

  • http://oi63.tinypic.com/11r6j36.jpgAls Ianitor hatte man eigentlich nur die Türe zu öffnen und zu schließen, nicht mehr. Viele Ianitoren in Rom waren nicht einmal in der Lage, die Gäste vernünftig zu begrüßen, oder selbständig zu entscheiden, wer hereingebeten werden sollte und wer draußen warten musste. Nicht so im Hause Iunia! Araros hatte nicht nur die Aufgabe, Gäste im Haus zu begrüßen und Bettler und zwielichtiges Gesindel von der Tür zu verscheuchen, nein, nein. Vielmehr oblag ihm auch, die anderen Sklaven anzuweisen, die Geldtruhe zu bewachen und an Tagen wie heute: Bei den Besorgungen für die Vorratskammer mitzuhelfen. Er trug wie immer das nötige Geld, während die anderen Skalven mit Körben bewaffnet waren. Und so kauften sie hier etwas Korn, dort etwas Obst, hier etwas Gemüse, dort ein Huhn und ein Ferkel...



    Als endlich alles eingekauft war, waren Araros' Füße platt und sein Bauch grummelte. Vielleicht hätte er die Käseprobe doch nicht von der freundlichen Verkaufsstandsklavin annehmen sollen? Derlei Überlegungen waren im Moment aber am ehesten akademischer Natur, in der Realität rief die Natur nach Araros, und zwar nicht unbedingt leise. Er schickte die anderen also schon einmal nach Hause und machte selbst einen kleinen Abstecher zur nächsten öffentlichen Toilette.


    Wie immer war es hier gut besucht. Araros grüßte einmal in die Runde und setzte sich dann auf einen freien Platz, um der Natur ihren Lauf zu lassen. Nachdem der erste Druck weg war, atmete er einmal erleichtert durch. Jetzt konnte man sich auch dem geselligeren Teil einer Latrina widmen und sich vielleicht mit seinen Nachbarn ein wenig unterhalten. “Salve!“

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    Maiordomus Praxitas


    Praxitas war schlecht gelaunt. Wirklich schlecht gelaunt! Dabei kam es ziemlich selten vor, dass der maiordomus der casa Octavia schlecht gelaunt war. Na gut, "selten" war in seinem Fall wohl relativ, denn er war mindestens einmal pro Tag für einen ausgedehnten Zeitraum schlechter Laune, aber für einen Mann in seiner Position in einem großen Haushalt eines Senators hatte er ein absolut sonniges Gemüt. Zumindest solange alles am Tag so lief, wie er es geplant hatte, denn eines mochte Praxitas als gut organisierter Mensch nunmal gar nicht: Überraschungen!


    Umso mehr hatte es ihn heute überrascht beim Einkaufen leer ausgegangen zu sein. Nicht dass er kein Brot bekommen hätte, nein, ein wenig ausgefallener war der Wunsch schon gewesen, der ihn getrieben hatte. Aber nunja, es hatte nicht sollen sein und das war Schei...


    Bei dem Gedanken meldete sich auch sein Körper zu Wort und machte unmissverständlich klar, dass man sich zwar eine zeitlang darum kümmern konnte einen Haushalt zu führen, sich dann aber auch mal den wichtigen Dingen im Leben zuwenden musste. Gedacht, getan und schon war Praxitas in einer der Latrinen und ließ mit den Ausscheidungen auch seinen Frust aus dem Körper fließen. Über Dinge die man nicht ändern konnte, machte man sich nur unnötig Gedanken, wenn man schnell seinen Verstand verlieren wollte.


    Was nicht hieß, dass er nicht trotzdem etwas gedankenverloren war und erst mit einiger Verspätung registrierte, dass sein Sitznachbar ihn angesprochen hatte. "Oh Entschuldigung und ebenfalls Salve! Da war ich wohl gerade etwas neben der Spur..."

  • http://oi63.tinypic.com/11r6j36.jpg “Achwas. Ab und zu muss man sich hier halt auf etwas anderes konzentrieren.“ Manchmal auch ein wenig länger, wenn mal wieder nichts voran gehen wollte. Gerade ein Problem, welches man mit zunehmenden Alter durchaus öfter hatte. Aber vielleicht war die geistige Abwesenheit auch weniger den körperlichen Prozessen hier geschuldet, sondern eher einem der alltäglichen Probleme, mit denen man sich sonst den lieben, langen Tag herumschlagen musste.
    Araros rutschte ein wenig auf seinem Sitz herum, um es sich ein wenig bequemer einzurichten. Wenn man sich schon hier unterhielt, dann sollte man auch bequem sitzen. “Wie geht es denn so?“ begann Araros also nebenbei ganz unbefangen.

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    Maiordomus Praxitas


    Bei den ersten Worten des Sitznachbarn brummte Praxitas nur ein unverbindliches "Hmmm..." In dem Moment musste er sich tatsächlich selber gerade erstmal auf das anstehende Geschäft konzentrieren, dann widmete er sich aber auch kurz darauf wieder mit deutlich weniger verkniffenem Gesicht seinem Sitznachbarn. "Puh... jetzt geht es besser. Und selbst? Ein erfolgreicher Tag bisher?"

  • http://oi63.tinypic.com/11r6j36.jpg Araros schmunzelte kurz bei der frage. Nein, er war jetzt nicht gemein und bezog sie auf das soeben erfolgte Geschäft – welches wohl so zufriedenstellend ausgefallen war, wie es in seinem Alter eben sein konnte. Aber das interessierte wohl niemanden so wirklich. “Ach, was soll ich sagen? Es geht, so gut es eben geht, wenn man die Verwaltung einer ganzen Familie quasi allein zu schultern hat. Wenn man nicht bei allem ein Auge drauf hat, vergessen die jungen Leute ja die Hälfte des Einkaufes doch wieder, oder kommen mit kranken Hühnern und schimmeligem Obst wieder.“ Araros schüttelte den Kopf. Gut, er war auch einmal jung gewesen und die Alten damals hatten genauso auf ihn geschimpft, wie er jetzt auf die jüngeren. Trotzdem hatte er ja auch irgendwo recht. Wenn man nicht alles selber machte, ging die Hälfte schief!
    “Und bei den Herrschaften überlegt man schon so manches Mal, was sie sich bei der ein oder anderen Sache denken. Kaufen Sachen, für die sie keine Verwendung haben, he he, und wundern sich dann, warum es nicht so funktioniert, wie sie wollen, nicht wahr?“

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