Tablinum| Ankunft der kleinen Schwester

  • Sassia rauschte förmlich ins Tablinum. „Silana!“ rief sie und schloss ihre Schwester sogleich in die Arme. „Ich freue mich das du wohlbehalten hier angekommen bist.“ Bei ihrer kleinen Schwester war das ja nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit. „Seit die Nachricht kam, fiebere ich dem Tag deiner Ankunft entgegen.“ Sie zog ihre kleinen Schwester mit sich zu einer der Klinen, wo sie es sich bequem machte und ihrer Schwester hoffentlich das gleiche tat. „Nun erzähl aber, wie war die Reise und vor allem wie ist es dir so ohne uns ergangen? Hast du uns denn auch vermisst?“ Ja Sassia hatte ihre kleine Schwester wirklich vermisst. „Und ich muss dir so viel erzählen. Rom ist einfach... überwältigend.“ Sassia redete fröhlich drauf los ohne Luft zu holen. Bis ihr auffiel, dass sie ihre Schwester damit wohl überfordern könnte.So bremste sie sich selber. „Aber schön der Reihe nach, also erzähl. Wie war deine Reise?“

  • Silana war unbedarft, wie sie war, einfach ins Tablinum gewankt und hatte dabei versucht den Weinfleck mit dem Wasser aus dem gereichten Handwaschbecken zu entfernen. Ihr war es ein wenig peinlich, dass sie damit so sichtbar geziert wurde. Auch hatte sie Cara scheinbar so verwirrt, dass sie einfach entschwunden war. Mit vollen Händen tauchte sie nun ihre Hände ins Rosenwasser, um erneut mit dem Daumen an der Seide herum zu fummeln. Es gelang nicht und der Fleck wuchs mit jedem Tropfen Wasser; jedoch verlor er an Farbintensität. Silana grummelte, machte dann aber ein fiependes Geräusch, was bei ihr soviel, wie "egal" hieß und suchte sich eine Ecke des Raumes, wo sie warten konnte. Doch bevor sie sich entscheiden konnte, war bereits Sassia eingetroffen. Ihre geliebte Schwester stürmte auf sie zu, was sie erwiederte und ebenfalls in ihre Richtung stürmte, als man sich erblickte. Silana und Sassia fielen sich in die Arme, wobei die fliegende Haarmähnen der jungen Frauen sich beinahe ineinander verknoteten. Silana lachte freundlich auf, als sie mit geübter Atembewegung ihre Haare aus dem Gesicht prustete. "Sassia," sagte sie nun etwas leiser mit freundlichem und glücklichem Unterton. "Ich freue mich...," bevor sie den Satz beenden konnte, wurde sie bereits von ihrer übereifrigen Schwester zu einer der Klinen gezogen. Sassia legte sich ab, was Silana jedoch nicht tat, da sie viel zu aufgeregt war. Silana ließ die Hand ihrer Schwester los, betrachtete diese mit einem breiten Grinsen, während sie dann auf den Fleck auf ihrem Bauch herabblickte. "Bitte ignoriere den Fleck," meinte sie mit frecher Stimme und deutete dann auf den roten Punkt, der sich dezent ausbreitete. Beide Frauen schossen mit Sätzen um sich und begannen viel Kommunikation in wenigen Atemzügen unterzubringen. Es war zwischen beiden immer so, dass beide immer redeten und nicht wirklich ein Kommunikationsschema erkennbar war. Doch beide verstanden sich immer. Sogar mehr als manche, die geordneter redeten. "Ich habe euch auch vermisst, sehr sogar," begann sie dann, während sie nervös, wie sie war, immer wieder vor Sassia auf und ab ging. "Ich habe so viel gesehen! So viel merkwürdige und tolle Dinge! Die Welt ist verrückt, wunderbar und auch manchmal krude," sortierte sich die junge Frau ein wenig, wobei sie hektisch mit ihrer Hand durch ihre Haare fuhr, um etwas in ihren Händen zu halten. "Rom ist überwältigend? Ja, das glaube ich dir. Rom war schon immer etwas Besonderes und eigentlich wollte ich auch immer hierher aber die Welt ist so groß!" Die Sätzen fielen ungeordnet aber betont aus ihrem Mund. Sassia würde sie schon verstehen. "Meine Reise war sehr aufregend aber das beste waren die verschiedenen Speisen und die verschiedenen Leute," begann sie erneut nach einem langem Atemzug und lächelte ihrer Schwester dann vielsagend entgegen, als sie kurz stehen blieb. "Männer, wunderbare Männer, wie Halbgötter habe ich sie aus einem Meer steigen sehen. Es waren zwar nur Fischer aber...," meinte sie, bevor sich ihre Wangen erröteten und sie naiv grinste. Es tat einfach gut wieder mit einer geliebten Person zu reden.

  • Sassia hätte ihre Schwestern zu gern neben sich gehabt, sie akzeptierte aber die Eigenheit ihrer Schwester, die wenn sie aufgeregt war immer hin und her laufen musste. Außerdem hatte sie ja die Angewohnheit mit Händen und Füße zu reden. Sassia hatte ihr schon mehr als nur einmal gesagt, dass sie sich das abgewöhnen musste. Aber hier und heute ließ sie sie gewähren. Bisher hatte sie den Fleck kaum bemerkt, doch jetzt wo sie mit der Nasenspitze drauf gestosen wurde, konnte sie nicht umhin als sich auf eben diese zu fixieren. Sollte sie ihrer Schwester vorschlagen sich erstmal umzuziehen? Ach was. Sie waren hier zu Hause und für das Umziehen war später auch noch genug Zeit.So versicherte sie mit gepielt ernster Mine. „Ich werde ihn ignorieren.“ Ja man konnte fast meinen Sassia war ein Soldat und wiederholte den Befehl eines Vorgesetzten. Dann aber lachte sie laut auf. „Nein wirklich er ist kaum zu sehen, aber zu so einem Fleck muss ich dir was erzählen... also später. Erstmal bist du dran.“ Ach ja was freute sich Sassia darauf ihrer Schwester von der Cena bei den Flaviern zu erzählen, von Scato, von dem schönen Abend und von dem Vorfall und natürlich auch davon, wie sie die Sklavin hatte büßen lassen.
    Nun aber galt ihre volle Aufmerksamkeit der Schwester. Der Schwester und ihren Erzählungen. Als dieses schließlich von Fischern zu schwärmen begann, die aus dem Meer stiegen, zog Sassia missbilligen die Augenbrauen nach oben. „Silana!“ Sagte sie nun ernst. „Egal wie sie aussehen. Es waren Fischer... einfache Fischer. Du solltest keinen Gedanken an solche verschwenden.“ Sassia schüttelte missbilligend den Kopf. Ja sie wusste, dass ihre Schwester mitunter verschoben war. Aber sie sollte auch wissen, wo die Grenze ist. „Natürlich kannst du einen schönen Mann bewundern liebe Schwester. Aber denke immer daran, wir sind Kinder einer alten Gens und haben Verpflichtungen.
    Dann zwinkerte sie ihr zu. „Such dir einen passenden Mann. Heirate ihn. Und dann kannst du dir Liebhaber halten so viel du willst. Dezent natürlich. Aber wenn du unter der Haube bist, hast du in dieser Beziehung mehr Freiheiten. Aber mit dem heiraten lassen wir uns noch Zeit. Schließlich muss der passende erst mal gefunden werden und er muss ja auch in Großvaters Augen passend sein. Nicht wahr?“ Dann aber wechselte sie urplötzlich das Thema. "Speisen? Welche interessante Speißen hast du denn gekostet? Und gab es noch etwas anders zu sehen als Halbgötter?“

  • Silana musste erstmal Luft holen. Viel Luft, da sie völlig aufgeregt war. "Ja," meinte sie als Antwort darauf, dass ihre Schwester auch etwas zu berichten hatte. Es war kein freches oder unbequemes Ja, sondern licht eine freundliche Feststellung, dass sie es als gute Schwester zur Kenntniss genommen hatte und gleich genug Redezeit an die geliebte Schwester Sassia abtreten würde. Die missbilligende Standpauke ihrer größeren Schwester nahm Silana murrend hin, doch lächelte sofort wieder, so dass das fast geräuschlose Murren fast schon unpassend wirkte. Es war auch nicht wirklich ernst gemeint, denn Silana verstand sehr wohl, was Sassia ihr vermitteln wollte. "Ich bewundere ja auch nur," sagte sie mit einem breiten Grinsen und nickte ihrer Schwester zu. "Bis der passende Mann auftaucht, ist ja noch Zeit und bewundern kann ich ja immer," erklärte sie frech und verschränkte übertrieben die Arme vor ihrem Oberkörper. Dann lachte sie einmal auf, was etwas befremdlich wirkte, da sie sich garnicht zu beruhigen schien. "Mal sehen, ob der alte Herr bald einen Mann präsentiert. Ich hoffe zumindest, dass es nicht so eine Hohlbirne ist, wie der letzte Mann, den er mir präsentiert hat. Zum Glück ist dieser Narr in irgendeinen dubiosen Feldzug gezogen und war nicht mehr gesehen," erklärte sie mit einem neckischen Unterton, schloss verspielt die Augen, drehte sich einmal um die eigene Achse und blieb dann wieder kerzengerade vor Sassia stehen. Ja, sie hatte gute Laune; sehr gute Laune sogar, dass sie ein wenig die Kontrolle über sich verlor. Es war ihre hektische Wesensart und man konnte nun verstehen, warum ihr Spitzname Windgeist war. "Er war wirklich furchtbar. Wie hieß er noch mal? Tiberius... Irgendwas," meinte sie dann und machte dann ein merkwürdiges Geräusch, was einem "Nääee" nicht unähnlich war. "Egal," sagte sie dann und setzte ihre Erzählung mit neuen Gedanken fort, die ihre Schwester durch ihre Frage angefordert hatte. "Ich habe einen Kuchen gegessen, der mit einer seltsamen Traube gefüllt war. Ich weiß nicht, wie sie heißt aber sie war lecker!" Mit einer Hand illustrierte sie eine Essgeste, während sie ihren Kopf nach Hinten warf und dann den Mund schloss, um ihre Geste auch mit Mimikspiel zu unterstreichen. Dann blickte sie wieder zu Sassia herab und lächelte wieder breit, jedoch ohne das schelmische Grinsen. Ihre Haare waren nun sehr zerzaust durch die ganzen hektischen Bewegungen aber fielen sehr schnell wieder ihn gewohnte Bahnen, da sie auch wieder mit ihren Händen nachhalf. Mit nicht ganz so hektischen Bewegungen fuhr sie ihre Mähne entlang. "Oder diese komische Suppe mit einem Grünzeug drin, welches fast süß geschmeckt hat. Oh! Bona Dea, mein Namensgedächtnis," wollte sie sich erinnern aber es misslang aber sie kannte den Geschmack noch, konnte ihn aber nur wenig vermitteln, so dass sie Sassia schlicht eine Antwort schuldig blieb. "Zu Sehen? Neben hohen Bergen? Seltsamen Bäumen? Oder auch seltsamen Kulturen?" - trat sie näher an die Kline von Sassia heran und wollte sich dazu setzen, da wohl für beide Frauen auf der Kline Platz war. Oft hatten sie früher zusammen auf einer Kline gelegen, die Welt verflucht oder stundenlang gelästert. Silana nahm ungefragt Platz und legte sich neben sie, um wie einst gemeinsam in Gedanken zu schwelgen. Man blickte sich an und Silana kam etwas zur Ruhe, was vielleicht auch nur der liegenden Position geschuldet war. "Wähle ein Thema, Schwesterchen," meinte sie mit einem erneuten Grinsen, wobei ihre Augen liebevoll funkelten.

  • Sabinus hatte sich freilich nicht auf den schnellsten Weg ins Tablinum gemacht, wo die beiden Schwestern ja grade ohnehin noch unter sich und damit, wie der junge Claudier wusste, mehr als gut beschäftigt waren. Er jedoch versuchte Zeit zu schinden, eine Sache, die dem Claudier eher nicht gut stand, weswegen er auf dem Weg von seinem Cubiculum zur Bibliothek des Hauses von einigen Sklaven verwirrt betrachtet wurde, da er schon verdächtig langsam ging, um das Zusammentreffen mit seiner jüngsten Schwester noch ein bisschen hinauszuzögern. Aber irgendwann hatte er dann auch die Schriftrollen wieder in die Bücherregale einsortiert und dann gab es wirklich keine Ausrede mehr, nicht ins Tablinium zu gehen. Erneut seufzte er und ging dann, ebenfalls bezeichnend langsam ins Tablinium, aus dem er bereits die aufgeregten Stimmen und das verschwörerische Kichern der beiden Mädchen hörte.


    Oh, Patientia, steh mir bei...


    murmelte er dann noch, bevor er in den Raum trat und die beiden Mädchen auf einer Kline liegend vorfand.


    Salve, meine liebe Silana.


    grüßte er und lächelte sie an. Er liebte ja beide Schwestern sehr, aber Silana war nunmal... schwierig, manchmal, oder auch häufiger, aber es war natürlich trotzdem schön, sie beide hierzuhaben, wo er ein Auge auf die beiden haben konnte, auch wenn Silana es wohl kaum zulassen würde und in ihrer quirligen, leicht verpeilten Art dazu neigte, in einem plötzlich Gemütsumschwung wie vom Erdboden verschluckt zu verschwinden. Eine Kunst, die der Älteste nie wirklich hatte nachvollziehen können.

  • Sassia amüsierte sich über ihre Schwester, die mal wieder versuchte alle Informationen in kürzester Zeit an den Mann – in diesem Fall an die Frau – zu bringen.
    „Oh bewundern darfst du durchaus.“ warf sie ein. „Verguck dich aber nicht.“ Schon war sie beim nächsten Thema. Zum Glück kannte Sassia ihre Schwester, so dass es ihr nicht schwer fiel ihren Gedankensprüngen zu folgen. „Nun ein Tiberius ...irgendwas... ist wohl keine schlechte Wahl. Und gerade wenn er nicht da ist.“ Sie zwinkerte ihrer Schwester zu. Es war nicht von nachteil, dass wenn man seinen Mann nicht mochte dieser irgendwo im Imperium unterwegs war. „Aber du hast Recht, ein Mann der einem wenigstens sympathisch ist, wäre natürlich ein Vorteil.“
    Nun schaute die Claudia etwas angewidert. „Suppe mit Grünzeug? Na ich weiß ja nicht. Aber wir können dem Koch ja mal Bescheid geben und du erklärst ihm was drin war.“ Sie bezweifelte zwar, dass ihre Schwester sich an die Zutaten erinnern würde, aber man konnte es ja mal versuchen.
    Gerade als sie sich eines der angebotenen Thema aussuchen wollte, kam ihr Bruder in das Zimmer. „Aulus schön, dass du Zeit gefunden hast. Schau wer wieder da ist.“ Ja sie wusste sehr wohl, dass ihr bruder nicht unbedingt erpicht auf ein Gespräch mit den Schwestern sein würde. Aber er nahm sich die zeit, denn auch wenn er mitunter auf ihre Gesellschaft verzichten konnte, mochte er doch beide Schwestern gleichermaßen. So lächelte sie ihrem Bruder also zu. „Setz dich doch zu uns. Silana erzählt gerade von ihren Abenteuern.“

  • "Ja, Suppe mit Grünzeug," antwortete sie etwas lauter und lachte dann auf. "Mit viel Grünzeug," betonte sie und blickte dann in Richtung des Eingangs, aus der gerade ihr geliebter Bruder hereinkam. Hektsich rollte sich die recht agile Silana von der Kline, ließ ihre Schwester noch für einen Moment allein auf dem Möbel zurück, um ihren Bruder stürmisch zu umarmen. Zeitgleich begrüßte ihn auch Sassia mit galanten Worten. Es war zwar nicht wirklich standesgemäß, so offen und wild seine Gefühle zu zeigen aber im privaten Rahmen kümmerte Silana dies wenig. Ihre langen aber dennoch grazilen Arme schlossen sich um den Oberkörper ihres Bruders Sabinus, dabei sprang sie leicht auf und ab. Dann ließ sie wieder von ihm ab, um sich wieder zu ihrer Schwester zu begeben. Kurz musste die junge Frau Luft holen, da sie doch etwas schnell agiert hatte. Schließlich legte sie sich wieder neben ihrer Schwester auf der Kline ab, um seitlich auf ihren Arm gestützt zu ihm zu blicken. "Ja, ich bin wieder da," brabbelte sie fast unartikuliert daher und deutete auf eine Kline neben der Kline der beiden Schwestern, so dass sich die kleine Familie gut anblicken konnte. Sassia, konnte an Silanas Kopf vorbei blicken, da die jüngere Schwester eine Handbreit versetzt lag. "Aulus, Aulus," wiederholte sie zwei mal seinen Namen mit einem breiten Grinsen, welches vor Lebenslust und Glück nur so überschwappte. Es spiegelte auch ein gewisser Wahnsinn hinein, den Silana nicht verbergen konnte. Sie war einfach überglücklich, da sie Sassia und Sabinus wirklich vermisst hatte. Ihre Mutter mochte zwar vorbildlich sein aber die Gespräche mit ihr waren auf lange Sicht sehr ermüdend. Sabinus konnte man gut ärgern (indem man ihm schlicht widersprach) und Sassia war die beste Schwester der Welt, so dachte zumindest Silana. Mit ihren großen Augen, dem Haar nach Hinten geworfen, so dass es die stützende Hand des Schädels verbarg; lag wohl nun der Blick der beiden Schwestern auf dem Bruder, welcher sich bereits einen Segen erbeten hatte, um diese Begegnung ohne einen Schaden an seinen Nerven zu überleben. Silana machte es ihm bereits schwer, da sie wieder dieses freche Funkeln in den Augen hatte. "Ach'," machte sie und spitzte für einen Atemzug die Lippen nachdenklich. "Meine Abenteuer sind doch sicherlich nichts im Vergleich zu den Abenteuern, die unser Aulus hier in Rom erlebt hat. Er war doch immer unser großer Feldherr und Politiker," begann die übliche Neckerei der kleinen Schwester gegenüber ihrem Bruder, so als ob sie niemals weg gewesen wäre. "Haben sich seine Träume eigentlich verwirklicht? Der Briefverkehr auf den Wegen fernab war furchtbar bis unmöglich und ich konnte kaum schreiben," wollte sie wissen, während sie ihm mit einem Auge zu zwinkerte aber in Teilen zu Sassia sprach. Das verbale Katapult Silana schoss seinen ersten Stein, welcher dennoch mit einem großen Herzen markiert war, in Richtung ihres Bruders.

  • Cara stellte Käse und Oliven in Sabinus Reichweite, doch konnte sie sich gut vorstellen, dass Silana, nur um ihn zu ärgern, versuchen würde es ihm vor der Nase weg zu schnappen. Sie kannte diese nekischen Spielchen der Geschwister schon zu genüge. Ob die je Erwachsen würden?
    Wie es von Sklaven erwartet wurde, verschwand sie möglichst unauffällig im Hintergrund.

  • Eigentlich hatte er nichts anderes erwartet, als die stürmische Begrüßung seiner jüngsten Schwester, die gleich, nachdem er in den Raum getreten war, aufsprang und sich förmlich auf ihn stürzte. Natürlich missfiel ihm die drastische Gefühlsregung der Jüngeren, die ja ohnehin ihre Emotionen noch nicht so ganz im Griff hatte und deswegen gerne mal aneckte. Aber hier im kleinen Kreis war das nur eine lässliche Sünde und Sabinus konnte nicht leugnen, dass er sich darüber freute, dass sie nun hier war und er sich keine Gedanken darüber machen musste, was sie auf ihrer Reise und dann später in Cemenelum so alles anstellen würde. Gut, hier in Rom konnte sie ungleich mehr anstellen, aber er hoffte, dass er und sein Großvater die jüngere Claudia schon irgendwie bremsen konnten.


    Ich hatte gar nicht mit dir gerechnet, dich vielmehr auf dem Weg nach Cemenelum vermutet - oder machst du nur einen Zwischenhalt hier in Rom, bevor es zurück zu Mutter und Großvater Servilius geht?


    Vielleicht war es ja auch nur ein Zwischenstopp, schließlich war die jüngste Claudia dahingehehend generell schwer einzuschätzen, doch glaubte Sabinus da grade nicht wirklich dran. Daher legte er sich auch schon auf die ihm zugewiesene Kline, noch so eine Provokation, denn auch wenn er sich diesen Platz freilich ausgesucht hatte, lag es doch nicht an Silana, ihm diesen Platz zuzuweisen. Er seufzte also leise vor sich hin, musste aber gleich auch schon wieder die nächste Stichelei über sich ergehen lassen, was er jedoch versuchte, mit stoischer Gelassenheit zu tun.


    Was glaubst du, Sassia, wird es unsere jüngste Schwester freuen, dass ich im Moment keinen Schritt weiter bin, als zu unserer Ankunft in Rom?


    fragte er dann jedoch eher rhetorisch in Richtung Sassias und überging Silana einfach, womit er hoffte ein wenig zurücksticheln zu können.

  • Sassia amüsierte sich prächtig, ja sie wusste nur zu gut, wie sehr das Verhalten der kleinen Schwester auf die Nerven fiel. Und auch ihre Neckereien. Sassia fand eh, dass ihr Bruder mitunter zu ernst war und so genoss sie die kleinen Sticheleien.
    Ihre beiden Geschwister waren gerade so miteinander beschäftigt, dass Sassia sich Cara zuwandte und sie heranwinkte. „Komm setzt dich zu mir, dass wird bestimmt noch total lustig.“ Sie klopfte auf das Fußende ihrer Cline. Jeder hier im Raum kannte Cara schon von Kindesbeinen an. Sie war eigentlich immer dabei gewesen und gehörte irgendwie dazu.
    Sassia war gerade dabei sich einen Traube in den Mund zu stecken als ihr Bruder sie ansprach. Fast hätte sie sich vor Lachen an dem kleinen Mistding verschluckt.
    Doch sie lachte immer noch als sie endlich antwortete. „Nun ich glaube kaum, dass es sie freut. Schließlich hängt es ja auch von dir ob, ob wir einen einflussreichen Mann oder einen Trottel heiraten müssen. Unserer kleine Schwester ist sicher ebenso wie mir daran gelegen, dass du es sehr weit bringt. Aber sag. Willst du ihr nicht von deiner Begegnung mit dem Kaiser und... der Kaiserin erzählen?“ Sagte Sassia süffisant, weil sie wusste, dass ihre kleine Schwester den Bruder nun sicher löchern würde und sie könnte das Schauspiel noch eine Weile betrachten.

  • "Ich bleibe jetzt erstmal, Brüderchen," klärte Silana ihren Sabinus über den aktuellen Zustand ihres Aufenthaltes auf. "So schnell werdet ihr mich nicht mehr los," schob sie nach und lachte dann kichernd auf. Ihr war klar, dass ihr Bruder sie gerne fernab von sich gesehen hätte, denn sie galt in seinen Augen als schwierig. "Mutter meinte ohnehin, dass ich eine Weile bleiben kann und es an der Zeit wäre, dass ich einen passenden Mann finde. Rom ist hierzu doch geeignet, nicht wahr?" Gespielt blickte sie sich umher, machte eine schweifende Handgeste und nickte dann Sabinus zu, der bereits seinen Platz eingenommen hatte. "Oh," machte sie, als Sabinus erklärte, dass er noch nicht soweit gekommen war und Sassia das Gespräch mit einer Frage weiter führte. "Jetzt bin ich neugierig," sagte sie und zwinkerte Sabinus vielsagend zu und dieses freche, fast zynische, Lächeln verweilte noch immer in ihrem Gesicht. Sabinus war leider etwas lethargisch veranlagt und früher hatte sie ihn oft überreden müssen, überhaupt in etwas aktiv zu werden. Waren es Spiele, war Silana oft der Beginn und waren es Texte, hat sie ihm oft die Texte vor die Nase gelegt. Es war nicht einfach mit Silana aber man konnte ihr nicht absprechen, dass sie durchaus ein aktives Leben führte. "Die Augusta? Und der Augustus? Ich denke, dass du sie mit deiner wunderbaren Rhetorik eingeschläfert hast...," scherzte sie bitter, biss sich dann auf die Lippe, um sich selbst zu bremsen, denn sie wollte ihren Bruder ja nicht unnötig beleidigen. "Sassia, du weißt ja noch, wie er damals Rhetorik geübt hat und wir beide eingeschlafen sind?" - erinnerte sie sich offen und feixte dann, während sie ihre Schwester anblickte.

  • Vom Arbeitszimmer kommend, betrat Menecrates wenig später das Tablinum. Er wusste nicht, welches Gespräch er möglicherweise unterbrach, aber die Damen würden ihm sicherlich verzeihen, wenn er gleich losplauderte. Kurz gewahrte er noch Sabinus, bevor er sich des neuen Besuchs bzw. der neuen Bewohnerin der Stadtvilla zuwandte.


    "Willkommen in Rom, Silana! Wie lange ist es wohl her, dass wir uns nicht gesehen haben? Lass Dich einmal umarmen." In großväterlicher Pose stand Menecrates mit geöffneten Armen noch in der Nähe des Eingangs. Ihm ging durch den Kopf, dass die erwartete junge Schwester inzwischen ebenfalls zur Frau herangewachsen war und er sie womöglich nicht wie ein junges Mädchen begrüßen sollte. Aber er kam aus dieser Situation jetzt nicht mehr heraus.

  • Doch bevor sie eine Antwort von Sabinus und Sassia erhalten konnte, trat ihr geliebter Großvater auf. Zumindest war er das für sie immer gewesen. Er hatte diesen Charme, diese Ausstrahlung, die eigentlich nur fürsorgliche alte Menschen hatten. Eben das Großväterliche, was sie auch auf ihren Reisen vermisst hatte. Menecrates war ein guter Lebensanker und Vorbild, wenn auch nur in bestimmten Dingen. Mutig sprang Silana erneut auf, wobei wiedermals ihre Haare wild herumrissen und einem Schwarm aus schwarzbrauner Farbe im Zug ihrer Bewegung kreisten. Seine offene Hlatung mit geöffneten Armen wurde sofort genutzt, so dass die junge Frau in seine Arme fiel und ihre zarten Arme um ihn schloss. "Herius," sagte sie mit liebevoll erhobener Stimme, während sie, deutlich kleiner als er, zu ihm hinauf schaute. "Großpapa," sagte sie mit einem vertrauten Lächeln, während der Moment ganz den beiden gehörte. Jetzt waren die Antworten von Sassia und Sabinus auch nicht mehr so wichtig. Opa Herius war gefragt!

  • Das Ganze war ein Selbstläufer. Menecrates musste über die gesamte Situation schmunzeln und gab sich keine Mühe, eine besondere Haltung an den Tag zu legen. "Na, du kleiner Wirbelwind", erwiderte er lächelnd.


    Ob Silana wohl wusste, wie ungelenk und unbeholfen Menecrates einst bei seinen Kindern war? In seiner Vaterrolle hatte er gewiss nie geglänzt, aber je älter er wurde umso mehr weichte er auf. So nannte er den Prozess im Stillen, und wie es schien, trieb jedes weitere Enkelkind diesen Prozess voran. Enkelkinder standen ohnehin auf einer anderen Stufe, wie Menecrates fand. Die Verantwortung für ihre Erziehung trugen andere. Seine Kinder erfuhren von ihm Strenge, Disziplin und Konsequenz und sie gaben dies alles weiter. Für den Großvater blieb der Part des Gütigen - sofern keine Regeln, Sitten, Tugenden oder Traditionen gebrochen wurden, auf die er Wert legte.


    Er fragte sich, ob er eigentlich Sassia genauso begrüßt hatte. Sie sollte sich keineswegs zurückgesetzt oder anders behandelt fühlen. Sabinus war ein Mann und somit etwas ganz anderes.


    "Lass uns Platz nehmen", schlug Menecrates vor. Er strich noch einmal über Silanas Unterarme, bevor er sie löste. Dann legte er ihr den Arm um die Schulter und ging in Richtung Sassia. Er blieb bei ihr stehen und drückte ihr die Schulter, während er lächelnd sagte: "Meine Liebe..."


    Sein Blick umfasste die ältere der hübschen Schwestern, anschließend sah er zu Sabinus. "Ein guter Tag, heute, oder?"

  • Sassia sah wie ihr Großvater ihre kleine Schwester begrüßte. Bei ihr kam aber keine Eifersucht auf. Im Gegenteil. Sie freute sich, dass ihr Großvater so liebevoll mit ihnen umging. Bei ihren Eltern war dies immer stets anders gewesen. Sie hatten immer mehr Wert auf die Erziehung und gutes Benehmen gelegt. Für Vertrautheiten und derlei Dinge war da kaum Platz gewesen. Wenn überhaupt, dann hatte ihre Mutter den Part übernommen. Um so mehr freute es Sassia, dass sie einen so gute und tiefe Verbindung zu ihrem Großvater hatten. Was sich auch darin zeigte, dass er eben nicht nur ihre Schwester begrüßte, sondern auch ihr die nötige Aufmerksamkeit zukommen ließ. Sie schenkte ihm also ein ehrlichen Lächeln, ja die waren bei ihr eher selten. Zumeist war ihr Lächeln unverbindlich – höflich oder einfach nur aufgesetzt – eben der Situation angemessen.
    „Großvater.... es ist doch schön alle beisammen zu haben. Nicht wahr.“ Sie blickte dabei ihren Bruder an, der wahrscheinlich anderer Meinung war.
    Kurz wand sie sich an Cara. „Bring doch bitte Großvater auch etwas zur Stärkung und einen verdünnten Wein.“

  • Silana wusste nicht, dass Menecrates einst ungelenk und unbeholfen als Vater agiert hatte. Wie sollte sie es auch wissen? Doch ahnte sie dank gesunder Menschenkenntnis, dass dieses Verhalten sicherlich im Bereich des Möglichen lag, denn sie kannte die Sitten und Gebräuche. Väter mussten hart agieren, damit ihre Kinder ihrem Stand gerecht, gedeihen konnten. Großväter waren oft weicher und nach römischer Sitte war ihre Milde sogar erwünscht, da sie die Familie mit Gnade zusammenhalten sollten. Gnade, ein eigentlich fremdes Konzept in der römischen Familie, wurde maßgeblich durch die Großväter praktiziert, um der Familie auch eine Heimat zu bieten. Wo Väter oft Disziplin forderten, forderten Großväter durch ihre Milde zur Einheit auf. Silana genoss die Herzenswärme ihres Opas mit aller Hingabe, die sie zeigen konnte und dürfte. Inzwischen wurde von einer Frau ihres Alters eine gewisse Mäßigung erwartet, auch wenn man ihr als Frau mehr Emotionen und folglich auch mehr Emotionalität zugestand, als zum Beispiel Sabinus. Männer sollten mit Ratio agieren. Frauen sollten zwar nicht Wildlingen gleich allein ihre Emotionen pflegen aber dürften ihren Verwandten Wärme und Gefühle zeigen, sofern diese nicht den gebräuchlichen Sitten widersprachen. So war es unüblich, außerhalb der Familie, fremde Männer zu umarmen. Das war nur niederen Ständen vorbehalten. Doch innerhalb der Familie ließ sich Silana keine Grenzen setzen. Wozu auch? Ihr geliebter Großvater ließ Platz für diese Wärme und Nähe. "Ja," antwortete die junge Frau, die gerade ihrem goldenen Teenager-Alter entkommen war, als Menecrates sie aufforderte, wieder Platz zu nehmen. Die fast sanfte Bewegung, indem er über ihre Unterarme strich, zeigte der jungen Patrizierin, dass er wirklich guter Laune war und sich über seine Familie freute. Für einen Römer, der die Sitten und Gebräuche schätzte; und auch außerhalb dieser Erziehung, war die Familie ein wichtiger Bezugspunkt. Außerhalb der Familie waren Gefahren aber innerhalb der Familie lag Leben und ein Schutz. Menecrates strahlte diese Wärme aus, die ein römischer Mann oft seiner Familie zeigte, wenn er konnte und es die Sitten erlaubten. Ein Vater sollte zur Strenge mahnen, doch auch dieser zeigte im Kreise der Familie oft auch Liebe. Zwar heiratete man aus politischer Ambition oder klarem Dynastiegedanken aber dennoch war die Liebe möglich und wuchs sogar mit der Zeit. Menecrates hatte tatsächlich diese Liebe zu seiner Familie gefunden. Schließlich fand sein Arm auf ihrer Schulter einen Hort und so gingen sie gemeinsam, eben wie Großpapa und Enkelin, zu weiteren Enkelin. Es war ein klares Zeichen der Fürsorge und jeder Außenstehende verstand, was dieser Claudius unbewusst oder auch bewusst, ausdrückte. Silana strahlte zufrieden, gar völlig vogelfrei, denn hier gab es derzeit keine Grenzen oder Mauern, die ihren ungebändigten Geist bezwingen wollten. Doch noch legte sich die jüngere Schwester nicht neben Sassia ab, verweilte mit ihrem Großvater vor Sassia, da sie seinen Arm, der schützend auf ihrer Schulter lag, wert schätzte. Dieses Gefühl von Fürsorge und Heimat hatte sie vermisst. Deswegen war sie hier, aus keinem anderen Grund. Es war das urrömische Gefühl des Heimwehs; der offenen Verbundenheit zur Familie und der Heimat. "Ja, alle da," formulierte Silana etwas deplatziert und achtete auch nicht auf eine feine Wortwahl, sondern plapperte einfach darauf los. Ah! Cara, mit ihr wollte sie ja eigentlich auch noch reden. Silana blickte mit einem Augenzwinkern zu ihr, um ihr zu signalisieren, dass sie auch gerne etwas Trinken würde. Mit den Lippen formte sie tonlos das Wort "Wein", um Cara dann auch mit der anderen Hand deutlich anzuzeigen, dass sie auch etwas Wein wollte. Die freie Hand trudelte dabei etwas umher und der Armreif aus Silber schlug gegen den Armreif aus Gold, so dass ein dumpf klirrendes Geräusch entstand, welches kurz einriss. Schnell ließ sie den Arm fallen und die Armreifen, kunstvoll geschmiedet, verharrten wieder ruhig. Sie lächelte vorsichtig und blickte dann zwischen Sassia, Sabinus und Menecrates hin sowie her.

  • Cara hatte auf Sassias Bitte hin noch mehr kleine Stärkungen, sowie weiteren Wein in der Küche bestellt und darauf geachtet, das Schalen und Teller, welche mit Käse, Hühnerfleisch, Oliven, Apfelringe und Trauben gefüllt waren von den Sklaven ordentlich abgestellt wurden. Dem Familienoberhaupt überreichte sie den mit Wasser verdünnten Wein. Sie sah wie Silana um einen weiteren Wein bat. Auch ihr reichte sie einen verdünnten Wein, achtete aber darauf, dass ihrer noch stärker mit Wasser gemischt war, denn sie wollte nicht, dass die Kleinen noch impulsiver wirkte als im normal Fall. Wer konnte schon voraussehen was zu starker Weinkonsum bei ihr für Wirkungen hatte.

  • Sabinus war nicht wirklich gut darauf zu sprechen, dass es bei ihm grade viel zu langsam lief und er immer noch nicht wusste, was er nun als erstes anpacken konnte. Allerdings machte er niemand anderen dafür verantwortlich, sondern vor allem sich selbst und genau deswegen wollte er das Thema eigentlich nicht allzu breit treten - und genau das tat seine jüngste Schwester mit ihren untrüglichen Gespür dafür, ihn in Verlegenheit zu bringen.


    Na ja, du hast dich vor allem gelangweilt, weil du in der Zeit nicht den hübschen Nachbarsjungen nachlaufen und ihnen hinterher schmachten konntest, Silana.


    antwortete Sabinus mit offen zur Schau gestellter Selbstbeherrschung, auch wenn es in ihm langsam anfing zu brodeln. Denn das Gespräch mit dem Kaiser - und seiner kurzfristig erschienen Frau - war sicherlich nicht deswegen so verlaufen, wie es verlaufen war, weil er nicht sprechen konnte, sondern weil er sich nicht ordentlich darauf vorbereitet hatte. Eine weitere Erwiderung lag ihm auf der Zunge, als ihr aller Großvater eintrat. Sabinus erhob sich von seiner Liege und wartete ab, bis Menecrates die beiden Mädchen begrüßt hatte.


    Ja, ein sehr schöner Tag, Großvater. Auch langsam Windböen aufziehen.


    antwortete er vielsagend und zwinkerte dann seiner jüngsten Schwester zu.

  • Menecrates entließ Silana aus seiner Umarmung und löste auch die Hand von Sassias Schulter, um sich anschließend einer Kline zu nähern und sich darauf niederzulassen. In der Zwischenzeit folgte er den Anmerkungen seiner Enkelkinder. Nach Sabinus' Bemerkung bezüglich Windböen suchte sein Blick zunächst die Wolken, um deren Zug zu begutachten. Ein Heben der Brauen zeigte an, dass er die Fehlinterpretation begriff.


    "Aus welcher Richtung weht denn der Wind, von dem Du sprichst?", fragte er daher Sabinus.


    Erst jetzt nahm er Cara den dargebotenen Wein ab. Er verabschiedete sie mit einem angedeuteten Kopfnicken.

  • Pah! Ihr Bruder versuchte sie tatsächlich so einfach zu treffen? Silana musste breit grinsen und dabei hoben sich ihre Wangen. Mit einer eleganten Bewegung ließ sie sich wieder neben ihrer Schwester nieder, um eine breite Front gegen ihn zu eröffnen. Sassia hatte ihr immer geholfen, wenn es darum ging, Sabinus etwas mehr Standhaftigkeit beizubringen oder auch nur etwas Darstellung abzuverlangen, denn man konnte einen Auftritt auch erlernen. Wenn bereits eine Frau sein Gemüt zerstören konnte, wie sollte er dann in der Politik bestehen? Silana grauste es davor, dass ihr Bruder tatsächlich Politiker werden wollte. Wie sollte das denn gelingen? Mit Rhetorik, die einer Opiumstange gleichkam, die man sich zur Belustigung und zum Einschlafen einverleibte? Silana war nicht ganz klar, was Sabinus vom Leben erwartete aber mit diesem Versuch scheiterte er gänzlich bei ihr. Sabinus hatte, wie immer, noch viel zu lernen. Diese Unterstellung traf sie einfach nicht, denn die Nachbarsjungen waren immer eloquenter und spannender gewesen als Sabinus, der eher das Charisma eines Granitklotzes in einem Tempel gehabt hatte; in den sie leider oft genug geschleppt wurde. Sollte sie ihm erneut frech antworten? Besser nicht, dachte sie sich, da Sabinus schnell die Flucht antrat und schlicht andere Themen anbrachte, um der eigenen Peinlichkeit zu entkommen. Er war kein guter Gegner, wenn auch gelegentlich etwas Spaß in ihren Gesprächen zu finden war. "Er meint mich," erklärte sie schließlich, als ihr geliebter Opa nicht verstand, welche Windböen gemeint waren. Sein Zwinkern zu ihr, hatte der jungen Frau den letzten Beweis geliefert, dass sie als Wind beschrieben worden war. Eine treffende Beschreibung, so fand sie selbst, so dass sie nichts dagegen sagen wollte und so beließ sie es dabei, während ihr breites Grinsen dennoch etwas an Intensität verlor. Kurz funkelte sie verspielt frech zu Sabinus und zwinkerte ihm zurück. Jetzt, in entspannter Position, konnte sie auch den von Cara gebrachten Wein genießen. Dessen Becher umschlang sie mit ihren filigranen Fingern und trank dann etwas zu übereifrig einen Schluck daraus. Er war sehr dünn, fast nur Wasser, wie sie feststellen musste. Ahnte Cara mal wieder, dass sie gerne zu viel trank und dann noch übereifriger im Umgang wurde? Silana rollte einmal mit den Augen, als ihr dieser Gedanke kam. Ja, man enthielt ihr gewisse Dinge vor, denn man ging davon aus, dass sie selbst nicht immer Herrin ihrer eigenen Handlungen war. Doch dabei wusste sie sehr wohl, was sie tat. Der Wein war immer nur eine gute Entschuldigung für freche Sprüche oder vermeintlich komische Verhaltensweisen gewesen. Er war ein gutes Fluchtmittel gewesen, doch dabei war sie in Wahrheit niemals wirklich betrunken gewesen. Sie tat nur so. Aber das musste ja keiner wissen.

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