[Campania] Villa Urbana Annaea

  • Die Reise war recht angenehm gewesen, auch wenn sie die Strecke wohl lieber nicht auf einem Wagend sitzend hinter sich gebracht hätte. Aber man sagte es schick sich nicht für einen Frau zu reiten.
    Sie hatte viel geredet. Wie sie es eigentlich häufig und gern taten, wenn es ihre zeit zuließ. Eldrid hatte den Ausführungen ihres Mannes gelauscht, der ihr noch von den jüngsten Reden im Senat berichtet hatte. Sie hörte ihm gern zu, sie mochte dem melodisch Klang seiner Stimme, ja er verstand es seine Erzählungen so vorzubringen, dass vor Eldrids Augen ein Teppich aus Bilder entstand und zum Leben erwachte. Sie konnte sich ihren Mann mühe los vorstellen wie er vor dem Senat stand und sie alle seiner Rede lauschten.


    Der Wagen hielt und wie immer half Modestus ihr beim absteigen. Er deutete nach oben und was Eldrid dann erblickte nahm ihr fast den Atem. Sie hatte ja so einiges erwartet, aber dieser Anblick ließ sie taumeln. Sie glaubte fast in einem Traum zu sein aus dem sie wohl jeden Moment erwachen würde.
    Ein gewaltiger Wasserfall stürzte die bemossten und teilweise bewaldeten Klippen hinab, strömte in einen Fluss und bahnte sich seinen Weg am Fuß des Felsens entlang, Das aufgewühlte Wasser spiegelte die blaugrünen Farben des Himmels und der umgebenden Bäume wieder und ließen im Tal zu Füssen des Wasserfalles eine Vielfalt an Pflanzen gedeihen.
    „Oh was für ein überwältigender Anblick.“ Flüsterte sie, obwohl sie sich nicht sicher war, das ihr Mann ihre Worte hören konnte. Eine Träne schimmerte in ihren Augen, so ergriffen war die junge Duccia von diesem Bild.

  • Die Reise in dem Wagen war bequem, doch sie nagte auch ein wenig an ihm. Nach seiner Kriegsverletzung war er auf diese Reisewägen angewiesen gewesen. Es war eine der schlechtesten Zeiten seines Lebens gewesen und daher verband er mit den Wägen auch viele negative Dinge. Seit seiner Genesung war er immer selbst geritten, auch wenn ihm dabei sein Bein manchmal Probleme bereitete. Letztlich hatte er sich entschlossen auch in dem Wagen zu reisen, da er seine Frau nicht allein lassen wollte. Durch das interessante Gespräch mit Sorana war die Zeit aber wie im Fluge vergangen. Daher war die Reise viel angenehmer, als er erwartet hatte.


    Vor den Wasserfällen angekommen, lies er die Reisekutsche anhalten, um Sorana den atemberaubenden Ausblick zu zeigen. Modestus stand hinter seiner Frau und legte ihr vorsichtig die Hände auf die zarten Schultern. Zufrieden bemerkte er wie berührt sie war und entgegnete flüsternd "Und von dort oben ist er sogar noch besser." Er lehnte sich etwas nach vorn und deutete auf eine Terrasse, die zwischen den Wasserfällen in den Fels getrieben worden war. "Durch die Wasserfälle hat man immer das Gefühl in einem leichten Sommerregen zu stehen. Gerade in dieser Jahreszeit soll es dort herrlich erfrischend sein." flüsterte er ihr leise ins Ohr und kam nicht umhin ihr anmutiges Profil zu bewundern. Er selbst machte sich nicht all zu viel aus diesen Dingen, aber sie bereiteten Sorana Freude. Das war alles was zählte.

  • Sie legte rechte Hand auf die seine und lehnte sich an ihren Mann. Ja so was bekam man wirklich nicht alle tage zu sehen, als sie nun seinem Blick folgte und sie die Terrasse dort oben entdeckte staute sie mit offenem Mund. Oh das würde so wunderbar sein, dort oben zu stehen. Ja sie konnte sich förmlich dort oben sehen. Eldrid drehte sich leicht nach links, so dass sie ihren Kopf auf die Schulter ihres Mannes legen konnte. „Es ist wirklich unglaublich schön.“ Dann sah sie zu ihm auf und er konnte in ihren Augen wohl jene kindliche Freude sehen, die man empfand, wenn man etwas wirklich Schönes sah. „Wenn wir jetzt allein wäre würde ich mir glatt im Fluss den Staub der Reise abwaschen.“ Sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Ja der Fluss sah wirklich einladen aus.
    „Meinst du wir können morgen ein wenig am Fluss reiten? Also nur wenn dein Bein.. also wenn es ...möglich ist.“ Ja sie wusste von der Verletzung ihres Mannes, was sie aber nicht wusste ob er schon wieder reiten konnte, deswegen lag wohl auch eine gewisse Unsicherheit in ihrer Stimme.

  • Modestus genoß die Nähe zu seiner Frau einen Moment lang schweigend, bevor er fortfuhr. "Du musst dich nicht mehr all zu lange Gedulden. In der Villa gibt es vorzügliche Bäder, die bereits für uns vorbereitet werden. Ich habe Connacht nicht umsonst vorausgeschickt." erwiderte dachte dabei einen Moment an den Cimmerer. Er hatte zu Pferd eine beeindruckende Figur gemacht. Wenn er nur halb so gut mit dem Schwert umgehen konnte, würde sich das als äußerst nützlich erweisen. Barbaren, egal aus dem Westen, Osten oder Norden, waren immer hervorragende Kämpfer und ihre Loyalität war legendär. Es wäre praktisch einen vertrauenswürdigen, aber unaufdringlichen Begleiter für Sorana zu haben, der sie auf Ausritten begleiten konnte. Die Ausritte führten seine Gedanken dann wieder zu einem anderen Thema. Aus seiner Zeit als Statthalter Germanias wusste er wie forsch und unerschrocken germanische Frauen sein konnten. Römische Damen würden nie im Traum daran denken auf einem Pferd zu reiten. In Rom wäre das sicherlich ein Skandal. Hier war es egal. Hier konnte Sorana tun was immer sie wollte. "Das können wir. Als ich aus dem Osten nach Rom zurückkehrte bin ich den ganzen Weg von Brundisium nach Rom geritten. Es war eine Wohltat wieder Herr über den eigenen Weg zu sein. Aber nun komm. Je schneller wir in der Villa sind, desto schneller kannst du dich von dem Staub befreien." sagte er zufrieden und reichte ihr die Hand, um ihr beim Einsteigen zu helfen.

  • Eldrid nickte natürlich würde sie sich bis zur Villa gedulden. Aber ein Bad im einem Fluss oder See, war eben doch etwas anderes. Irgendwann würde sie ihren Mann vielleicht mal für so ein Abenteuer begeistern können. Es war eben nicht immer nur der Luxus, der einen glücklich machte sondern mitunter waren es eben jene einfachen Dinge.
    Sie bleib noch eine Weile stehen und sog das Bild welches sich ihr bot in sich auf, bevor sie sich dann doch zum Wagen leiten ließ. Sie nahm seine Hand und stieg auf den wagen. „Ich freue mich auf die Aussicht, die man von dort oben haben muss.“ Sagte sie mit einem verträumten Lächeln, bevor sie ihren Mann anblickte. Bisher hatten sie noch nie wirklich über seine Verletzung gesprochen, Sie war offensichtlich, aber nichts was Eldrid stören würde. Aber dennoch würde sie gern wissen, ob und in wie weit ihr Mann belastbar war. Sie wollte schließlich auch nicht, dass er sich überanstrengte. „Hast du noch oft Beschwerden?“ Zur Not würde sie einfach Connacht danach fragen. Aber eigentlich war es ihr lieber, wenn sie derlei Dinge von ihrem Mann selbst und nicht von Dritten erfahren würde.

  • "Es geht eigentlich mittlerweile wieder recht gut. Wenn ich mein Bein zu sehr belaste, dann habe ich gelegentlich Krampfanfälle. Aber Connacht kennt eine besondere Massagetechnik, die mir dann Linderung verschafft. Von daher brauchst dir keine Sorgen machen. Reiten bereitet mir keine Probleme. Ganz im Gegenteil. Zu Pferd kann ich mich ungehindert bewegen." Auf einem Pferd brauchte er keinen Stock und musste nicht auf sein Tempo achten. Zu Pferd war er so schnell wie jeder andere Mann. Und deshalb würde er nur zu gern Ausreiten. Er hatte vor einigen Tagen deswegen auch extra einen Brief nach Mantua geschickt, damit von dem dortigen Gestüt zwei besondere Pferde hergebracht wurden. Auch wenn die Pferdezucht in Mantua nicht mehr so groß war, wie in den Hochtagen der Factio Albata, bestand das Gestüt auch weiterhin.



    Es dauerte nicht lange, bis der Wagen den Weg nach oben gemeistert hatte und vor dem Eingang der Villa eintraf. Das Hauspersonal wartete nicht gesammelt auf den Hausherren, denn Modestus hielt diese Angewohnheit mancher Römer für albern. Doch vor dem großen Eingangsportal, das ins innere der Villa führte, wartete Connacht. Wie von Modestus angewiesen hielt er die Zügel einer weißen Stute in der Hand. Ein prächtiges Tier. Das sich leider gerade daran machte eine wohl gepflegte Hecke anzuknabbern, wie Modestus sehen konnte als er aus dem Wagen stieg. Er war Connacht einen hastigen Blick zu und der Cimmerer nickte verstehend. Er zog sachte an den Zügeln, damit die Stute in Richtung des Reisewagens sah. Dann reichte Modestus seiner Frau die Hand und lächelte Zufrieden, während er auf ihre Reaktion wartete.

  • Nun es schien so, als wäre seine Verletzung gut verheilt oder er wollte sie beruhigen. Hatte Alrik ihr doch gesagt, dass er täglich Schmerzen hatte. Aber ihr Verwandter hatte ihr ja auch gesagt, das ihr Mann stolz war. Nun sie hoffte nur, dass er nicht zu stolz war ihr zu sagen, wenn es mal nicht so gut ging. Aber vorerst nahm sie seine Erklärung hin. "Ich freue mich schon auf unseren gemeinsamen Ausritt.“ sagte sie als sie schließlich angekommen waren. Was sie aber dann erblickte machte sie jetzt nun aber wirklich sprachlos.
    Eldrid, starrte ja sie starrte die Stute mit unverhohlener Bewunderung an. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen.
    Viel hatte man ihr über ihren Mann ja nicht erzählt. Zielstrebig, stolz selbstbewusst. Was Alirk aber eindeutig vergessen hatte oder schlicht nicht wusste, dass es verstand eine Frau.. nein seine Frau zu überraschen und sie zu verwöhnen. Und er wusste scheinbar auch, dass er ihr mit so einem Geschenk mehr Freude machen konnte als mit alle dem Schmuck, den man für Geld kaufen konnte.
    So drehte sie sich nun also zu ihm um, in ihren Augen stand die pure Freude. „Für mich?“ flüsterte sie leise. Doch noch bevor er ihr antworten konnte schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. „Danke.“ Und schon war sie mit wenigen Schritten bei der Stute und streichelte ihr über Nüstern. „Ein wundervolles Tier.“ Sie fuhr dem Tier über die Flanke. Mit der unverhohlenen Freude und dem Lächeln auf dem Gesicht musste Eldrid gerade wie ein junges Mädchen wirken. Sie tätschelte dem Tier nochmal den Hals, bevor sie wieder zu ihrem Mann ging. „Du verstehst es wirklich mich zu verwöhnen.“ Sagte sie lachend. „Danke.“ Ja auch wenn sie sonst wortgewandt war, im Moment drückte dieses kleine Wort Danke und ihr Blick voller Zuneigung wohl mehr aus, als es tausend Worte vermocht hätten.
    Ja war es am Anfang noch ihre Pflicht gewesen Modestus zu ehelichen, auch wenn sie ihn das hatte nie spüren lassen
    So hatte er es doch innerhalb kürzester Zeit verstanden, mit seinen kleinen Gesten und Aufmerksamkeiten, eine tiefe empfundene Zuneigung zu ihm zu wecken.

  • Modestus erwiderte den Kuss zufrieden mit sich selbst und lies seine Frau erst einmal gewähren. Er sah ihr zu, wie sie voller Freude zu dem Pferd eilte. Es machte ihn seltsam glücklich sie so zu sehen. Was nutzte einem schon der ganze Reichtum, wenn man nicht seinen Liebsten eine Freude machen konnte? Er nutzte einem für ein außerordentlich bequemes und sorgenfreies Leben, erwiderte sein Verstand sogleich. Als Sorana zu ihm rückkehrte nahm Modestus ihre Hand in die seinige und küsste sie. "Weißt du auch, warum ich dir das Wappentier meiner Familie geschenkt habe?"


    https://dl.dropboxusercontent.com/u/16275162/Connacht.png
    Connacht verfolgte die kleine Frau seines Herrn und wie sie sich über das Pferd freute. Es war ein gutes Pferd. Freude über ein gutes Pferd konnte Connacht verstehen. Früher hatte seine Familie auch viele Pferde gehabt. Bevor der Stamm der Thulsa seinen Stamm vernichtet und ihn in die Sklaverei verkauft hatte. Mit seinem neuen Herrn war er jedoch außerordentlich zufrieden. Er war ein reicher Stammesführer und großer Krieger, der viele Tausend Krieger angeführt hatte. Viel besser als die weichlichen Griechen. Hoffentlich konnte er bald für ihn in die Schlacht ziehen.


    "Komm with me, if ju want tu eat, little horsie." murmelte er in der Sprache seines Stammes, nachdem sich die kleine Frau wieder von dem Pferd abgewandt hatte. Dann führte er es wieder in die Stallungen.

  • Sie erwiderte den Kuss ihres Mannes und konnte ihr Glück gerade nicht fassen. Ja die Götter hatten es wirklich gut gemeint mit ihr. Mit seiner Frage jedoch erwischte er sie gerade auf dem falschen Fuß. Es ging ihr auch gerade erst jetzt auf, dass die Stute ja förmlich ein Ebenbild des Wappens war. Wie hatte sie das nur übersehen können? Also versuchte sie die Hintergedanken ihres Mannes nachzuvollziehen. Das einzige was ihr in den Sinn kam war. „Ein Geschenk zur Hochzeit?“ Fragte sie also leise. Ja was andere würde wohl kaum Sinn machen, er hieß sie mit diesem Geschenk in seiner Familie willkommen, dass musste es doch sein oder? Nun lag ein fragender Blick auf Modestus.

  • "Ja, das ist es. Aber es steht für mehr. Ich habe die letzten Tage mit dir sehr genoßen. Bei einer arrangierten Ehe muss dies nicht immer so sein. Ich kenne genug Fälle in denen Mann und Frau nicht miteinander sondern nebeneinander. Ich glaube das ist bei uns nicht der Fall. Zumindest fühle ich so. Dieses Geschenk soll aller Welt zeigen, dass ich dich ab heute nicht mehr als Duccia Sorana, Frau der Pflicht sehe. Du bist für mich Duccia Sorana, Frau des Herzens." erklärte Modestus Sorana und hoffte, dass die merkwürdigen Formulierungen sie nicht abschreckten. Die etruskische Sprache ins Lateinische übersetzt klang immer etwas hochgestelzt. Um ihr nicht viel Zeit zum nachdenken fuhr er auch gleich mit der Erklärung für sein etwas befremdliches Verhaltens fort. "Es ist ein alter, etruskischer Brauch meiner Heimatstadt Mantua. Wenn ein Mann seiner Frau zeigen will, dass ihn nicht nur bloße Notwendigkeit an sie bindet, dann machte er ihr ein besonderes Geschenk und erklärt sie zur Frau des Herzens. Er gibt ihr damit auch zu verstehen, dass es keine Frauen neben ihr geben wird."

  • Eldrid klappte den Mund auf und wieder zu, sie die sonst so taff war und ihre Gefühle eigentlich recht gut verborgen halten konnte, kämpfte gerade mit den Tränen. Hatte sie gerade den Göttern noch gedankt, wusste sie jetzt, dass da wohl ein großes Opfer fällig war.
    Ihre Augen schimmerten verdächtig als sie ihren Mann ansah. Noch immer fehlten ihr die richtigen Worte, deswegen tat sie was ihre momentanen Gefühl wohl genau so gut ausdrückten. Sie küsste ihren Mann innig. Also sie sich wieder von ihm löste lächelte sie. „Ich danke dir und ich danke den Götter, dass sie dafür gesorgt haben, dass sie unsere Wege kreuzten.“ Sie musste tief durchatmen und suchte nach den richtigen Worten. Ja sie war überrascht. Sie hatte sich auf so viel vorbereitet und war schon unendlich dankbar, dass sie und ihr Mann sich sympathisch waren, dass er sie respektierte. Aber auf eine Liebeserklärung war sie nicht vorbereitet gewesen. So was hätte sie nicht mal zu träumen gewagt. „Ich...ich...“ Sie stockte und suchte nach den richtigen Worten, sie war nicht gut in derlei Dingen, denn hier fehlte es ihr nun wirklich an Erfahrung. „... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich du mich gerade machst.“ Ihre Hände hielten die seinen und drückten sie sanft. Ja sie war wirklich nicht gut so was. Aber sie wusste, was sie machen würde um es ihm zu zeigen, ja ganz unten in ihrer Truhe lag eingehüllt in ein Tuch immer noch ein Geschenk für ihren Mann. Eigentlich hätte sie es ihm schon längst geben wollen, aber irgendwie war nie wirklich Zeit dafür. Später würde sie es ihm geben und damit würde sie dann wohl auch das zum Ausdruck bringen können, was sie gerade nicht in Worte fassen konnte.

  • Modestus erwiderte den Kuss seiner Frau und sein Herz schlug höher als er sie so sah. Aber er wollte nicht, dass sie sich in seiner Schuld fühlte. Auch bereite ihm die all zu große Sentimentalität Unbehagen. Er wollte sie nicht den Tränen nahe, sondern lächelnd und sehen. Also setzte er ein schiefes Grinsen auf. "Du brauchst mir nicht zu danken. Ich handle nur aus Eigennutz. Damit du deinen garstigen Ehemann nicht im Schlaf erdolchen musst." sagte er und strich ihr zärtlich über die Wange. Ihm drängte sich reflexartig der Gedanke auf, dass es sich nicht geziemte hier draußen so intim zu werden. Doch sein Verstand jagte den Gedanken fort. Dieser Moment gefiel ihm und dies war sein Land und sein Haus. "Wollen wir uns die Villa anschauen? Ich habe sie auch noch nie gesehen." gestand er und lies seine rechte Hand in der ihren. Dass sie noch ein Geschenk im Reisewagen haben könnte, ahnte er nicht.

  • Eldrid musste loslachen. „Nun dann hast du ja gerade noch mal Glück gehabt und kannst sicher sein die kommende Nacht zu überleben.“ Sagte sie immer noch lachend.
    Sie gingen nun also händchenhaltend – was auch für Eldrid vollkommen neu war, denn mit ihrem ersten Mann hatte sie nie derlei Dinge getan – in die Villa. „Oh ja lass uns das Haus gemeinsam erkunden.“


    Und genau das taten sie zunächst natürlich nicht so ausgiebig, dafür hatten sie ja noch Zeit. Sie würden sich nun den Staub der Reise abwaschen. Und so trennten sich ihre Wege zunächst. Eldrid hatte sich beeilt und einen Tisch, auf der Terrasse herrichten lassen. Sie selbst hatte sich eine seidene weiße Tunika übergezogen. Nur ein schlichter roter Gürtel schmückte diese. So stand sie nun auf der Trasse, genoss den Ausblick und watete auf ihren Mann. In ihren Armen hielt sie einen länglichen Gegenstand, der immer noch in ein Tuch gewickelt war. Genau so wie sie es vor Jahren von ihrer Mutter bekommen hatte. Eigentlich sollte dies ihr erster Mann erhalten. Aber Eldrid – und ja in dieser Beziehung war sie sehr eigen – hatte ihn nie für würdig genug befunden als das sie ihm den Inhalt des Tuches überreicht hätte. Das war nun anders. Ja nun war das anders..

  • Außerordentlich zufrieden mit sich selbst, begleitete er Sorana ins Innere. Die Villa war jeden Sesterzen wert. Und er hatte nicht wenige dafür bezahlt. Zwangsläufig erinnerte es ihn an die Kostbarkeiten, die ihn nach Vicetia erwartet hatten als er aus seinem Fieberschlaf erwacht war. Kostbarkeiten, die all dies finanzierten. Eine Centurie seiner peregrinen Leibwache, des Numerus Singularium, hatte auf seine Anweisung hin heimlich einige Güter des Ursupatoren und seiner wichtigsten Anhänger in Norditalia geplündert. Zunächst war die Idee gewesen, die Erlöse für die Bezahlung der Truppen zu verwenden. Dann war er bei Vicetia verletzt worden und sein treuer clodischer Centurio hatte die Sachen erst einmal in der Casa Annaea in Mantua eingelagert. Zwar hatte Cornelius Palma ihn bei der anschließenden Auszeichnungswelle außen vor gelassen, sodass sogar subalterne Offiziere höhere Auszeichnungen erhielten. Doch der Cornelier hatte auch keine Anstalten gemacht, gewissen Restitutionsforderungen nachzukommen. Und nun konnte er sich die läppische Hasta Pura, die er als Statthalter auch bekommen hätte, wenn er in Germania geblieben wäre, mit dem eigenen Caecuber schön trinken. Und sie bei dem Anblick von Sorana gleich ganz vergessen.


    In eine gegürtete Seidentunika und bequeme Sandalen gehüllt, trat Modestus auch auf die Terrasse. Das Donnern der Wasserfälle war laut, doch wenn die Stimme erhob man sich auch hier unterhalten. Der sanfte Wassernebel war bei diesem Wetter wirklich angenehm, auch wenn er früher oder später alles hier draußen benässte. Aber er ja auch nicht hier, um einen Brief zu schreiben. Und die Aussicht war fantastisch. Das Land vor ihnen lag tiefer, als das hinter ihnen. Entsprechend reichte der Blick fast bis zum sudöstlich liegenden Capua. Die Weinhänge in der Nähe der Villa waren der eigentliche Kaufgrund für dieses Landgut gewesen. Doch diese Terasse mit ihrem Ausblick zeigte erst, was für einen guten Kauf er da getätigt hatte. Sorana schien bereits auf ihn zu warten und so ging er vorsichtig zu ihr herüber. Der Boden war angeraut, damit man wegen der Feuchtigkeit nicht ausrutschte. Aber mit einem Stock war das so eine Sache. "Ich hoffe es gefällt dir hier oben. Was hast du den da?" fragte er als er das Bündel in ihren Armen sah.

  • Sie genoss den Ausblick und die kleinen Wassertröpfchen, die sich auf ihrer Haut sammelten. Ganz in den Ausblick versunken, bemerkte sie ihren Mann erst, als er sie ansprach.
    Sie lächelte und wiederholte die Worte welche sie heute schon so oft gebraucht hatte. „Es ist wundervoll, einfach wunderschön.“ Dann sah sie auf das Bündel in ihrer Hand. „Nun das.. du warst lange Zeit in meiner Heimat und vielleicht hast du ja auch einige unserer Bräuchen kennengelernt.“ Langsam fing sie an den länglichen Gegenstand auszuwirken während sie weiter sprach. „Nun eigentlich hätte ich dies wohl meinem ersten Mann überreichen sollen...“ Sie stockte kurz. „.. nun ich fand er hatte es nicht verdient, er war es nicht wert.“ das letzte Stück Stoff fiel und zum Vorschein kam ein Schwert, auf dessen Klinge kunstvoll Runen eingearbeitet waren, der Griff trug das Wappentier der Duccier, den Wolf.
    Eldrid strich über die Klinge und über die einzelnen Runen.
    „Fehu steht für Reichtum, Thurisaz für den Schutz, Eihwaz für die Ausdauer und Tiwaz für die Treue. Es ist bei uns Brauch, dass die Braut ihrem Gatten das Schwert ihrer Familie überreicht. Es steht für die Tradition der Familie und die Fortführung der Blutlinie. Es steht dafür das der Bräutigam die Obhut und den Schutz der Braut übernimmt. Es steht für den Übergang in die Sippe des Mannes.“ Das Schwert lag nun auf den beiden Hände von Eldrid und sie bot es ihrem Mann dar. „Ich möchte, dir dieses Schwert überreichen. Ich möchte das es von heute an dir gehört.“
    Ihre Worte waren wohl nicht so poetisch wie die seinen, als er ihr das Pferd schenkte, doch im Grunde sagten sie genau das Selbe aus.

  • Aus Modestus' Lächeln wurde eine gerunzelte Stirn, als Sorana davon sprach, dass sie den Gegenstand eigentlich ihrem ersten Mann hätte überreichen müssen. Als sie dann das Schwert enthüllte dachte nach, ob ihm ein solcher Brauch aus Germania bekannt war. Auf Anhieb fiel ihm keiner ein, doch zum Glück fuhr Sorana auch sogleich fort. Während er ihren Worten lauschte, betrachtete er das Schwert. Ein Kurzschwert germanischer Machart. Er hatte schon solche Waffen gesehen. Allerdings ohne die Runen. Reichtum, Schutz, Ausdauer und Treue. Sicherlich wünschenswerte Eigenschaften für einen Ehemann. Als sie ihm dann das Schwert anbot nahm er es in die Hand und begann es prüfend hin und her zu bewegen. Die Balance war ausgezeichnet. Er prüfte die Schärfe des Schwertes am Haar seines Unterarms und stellte fest, dass er sich ohne weiteres damit rasieren konnte. Eine ruckartige Bewegung der Klinge lies die rasierten Haare auf dem Boden landen. Dann griff er um, sodass der Knauf nun nach oben zeigte. Er wollte nicht länger mit gezogener Klinge seiner Frau gegenüber stehen. Auch wenn das Schwert ein Geschenk von ihr war. "Ich danke dir. Du kannst dir sicher sein, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Zur Erinnerung daran, wird diese Klinge einen Ehrenplatz erhalten." Er hatte auch schon eine Idee, wo er es aufhängen würde. Über der Hasta Pura im Tablinum. Das würde seinen Besuchern zeigen, was er von der mickrigen Auszeichnung hielt, und Sorana wo seine Prioritäten lagen. Dann legte er seinen Gehstock auf den Tisch, um mit seiner linken Hand die ihrige zu nehmen. Er küsste ihre Hand. Dass sie ihn ebenfalls so akzeptiert hatte, freute ihn wie es nur wenig andere Dinge auf der Welt taten.

  • Eldrid lächelte. „Nun bleib einfach wie du bist und du wirst dem mehr als gerecht.“ Sagte sie und legte ihre Hand auf deinen Arm. Wenn sie später sehen würde wo er das Schwert aufhängen würde, ja dann würde es sie wohl mit Stolz erfüllen. „Ich habe uns etwas vorbereiten lassen.“ Sagte sie und deutete auf einen kleinen Tisch, der nahe beim Haus stand, so das man sich dort auch normal würde unterhalten könne ohne, dass man aufgrund des Wasserfalls, die Stimmer erheben müsste. Sie ging nun also mit ihrem Mann zu jenem Tisch, dort waren ein paar Köstlichkeiten vorbereitet, ebenso wie ein gut gekühlter Wein. Ein paar Öllampen standen schon bereit, die man später würde entzünden lassen. Sie würde hier wohl den Tag ausklingen lassen und sich über alles mögliche unterhalten, die anstehenden Termine, Unternehmungen hier im Urlaub und über die nahe und ferne Zukunftsplanung.

  • "Das werde ich. Dann begeben wir uns doch dorthin" sagte er lächelnd und nahm seinen Gehstock wieder auf. Sie wollte die Abende auch hier wie damals im Peristylium ausklingen lassen. Am Tisch angekommen, gab er den Sklaven noch einige Anweisungen. Das Schwert sollte ins Haus gebracht und abgetrocknet werden, damit es keine Rostflecken bekam. Zudem wurde noch eine Wachstafel gebracht, die Modestus auf dem Tisch platzierte, bevor er sich auf einen Stuhl niederlies. "Bald sind Wahlen in Rom und wir müssen zurückkehren müssen. Ich habe dem Consul gegenüber meine Kandidatur für das Amt des Praetors bekannt gegeben. Aber bis dahin haben wir noch einige Tage." Zu diesem Zeitpunkt wusste Modestus natürlich nicht, dass die Ernennung von Titus Duccius Vala zum Legatus Augusti pro Praetore unmittelbar bevorstand. "Wenn du willst kannst du die Rede lesen, die ich dafür vorbereitet habe. Ich weiß nicht, wieviel du über meine Vergangenheit weißt. Dort findet sich zumindest mein Werdegang wieder. Wenn ich gewählt werde, würde es mich freuen, wenn du mich gelegentlich in die Basilica Ulpia begleitest." Natürlich würde sie nicht bei ihm Sitzen können, denn gewisse Sitten und Bräuche galt es zu wahren. Aber als Praetor Urbanus würde er seiner Frau sicherlich einen guten Platz sichern können.

  • Wau wau wau!!! Eldird hatte ja schon so einiges gehört, aber hier den gesamten Werdegang auf der Wachstafel zu lesen... Wau. „Alrik … ich meine natürlich Vala hat mir kurz umrissen, wie dein bisheriger Werdegang war, aber in dieser Ausführlichkeit habe ich es nicht gewusst.“
    Eldrid wurde nachdenklich, ob sie wirklich den Anforderungen gewachsen war. Das war doch eine ganze andere Liga. „Eine sehr gute Rede und auch wenn ich wohl voreingenommen bin...“ Sie schaute auf und lächelte ihren Mann an. „... ich glaube kaum, dass man dich nicht wählen wird. Es wird wohl kaum einen Besseren als dich geben.“
    Sie legte die Wachstafel auf dem Tisch ab. „Es wäre mir eine Freude, wenn ich dich ab und an mal begleiten könnte.“ Natürlich wäre es das! „Aber was anderes. Die neuen Möbel für das Haus in Rom sind soweit bestellt, auch alle andere Veränderungen sind in Auftrag gegeben.“ Während ihrer Abwesenheit würden noch ein paar Künstler das ein oder andere Wandbild auffrischen und als Überraschung für ihren Mann würde im Tablinum bald das Wappen seiner Gens eine Wand zieren. Das alte Gemälde hatte sie einfach für zu kein befunden. Sie hatte genau Anweisungen gegeben, so dass das Wappen fortan eine zentrale Rolle im Tablinum einnehmen würde. „Da dies nun erledigt ist, habe ich mich umgehört.“ Ja so konnte man es nennen, sie hatte ein paar Sklaven losgeschickt. „Und ich habe tatsächlich ein freies Haus in der Subura entdeckt, das zum Verkauf steht. Es hat genau die Größe, die ich mir für ein Heim für Kinder vorgestellt habe. Wir könnten es uns gemeinsam ansehen, wenn wir wieder in Rom sind.“ Natürlich musste das Haus erst noch besichtigt werden, allein um abschätzen zu können, welche Kosten noch für einen Umbau oder Renovierung nötig war.

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