Die Albaner Berge – Eins und eins macht drei ..?

  • Avianus wusste, er musste Seneca davon erzählen. Es war das einzig richtige, nachdem der ihm alles erzählt hatte, was es über ihn und Seiana zu wissen gab. Und wenn es jemanden gab, dem er davon erzählen konnte dann war es vermutlich sein Vetter. Aber musste? Konnte? Nein, er wollte auch. Es war ihm wichtig, dass Seneca davon wusste, dass Sibel schwanger war. Er hatte nämlich keine Ahnung, was da auf ihn zukam, während Seneca schon länger eine kleine Tochter hatte. Es hatte also genügend Gründe gegeben, einem Sklaven aufzutragen, seinen Verwandten zu ihm nach unten zu schicken. Ein kleines Gespräch unter vier Augen und gleichzeitig ein paar Schritte an der frischen Luft waren sicher keine schlechte Idee. Also stand er da und wartete, und unterdessen fragte er sich, was er wohl sagen sollte. Dabei spielte es nicht einmal eine Rolle, denn er war sich sicher, dass er Seneca in der Hinsicht vertrauen konnte, sodass eine simple Erklärung reichen würde. Kein langes Herumreden oder vorsichtiges Herantasten. Trotzdem war es wahrscheinlich normal, bei solchen Dingen zumindest ein wenig nervös zu sein. Es war eben nichts alltägliches, nichts worauf ihn jemals irgendwer vorbereitet hätte. Es war einfach passiert. Im Prinzip von einer Sekunde auf die andere, als Sibel ihm gestanden hatte, dass sie schwanger war. Da stand er plötzlich da, mit dem Wissen, bald nicht nur für Sibel und sich selbst sorgen zu müssen, sondern auch noch für ein Kind. Wenn denn alles glatt lief. Genauso gut könnte er sie beide auf einen Schlag verlieren. Ja, er war nervös, in jeder Hinsicht, selbst wenn er es vor Sibel zu verstecken versuchte, solange sie nicht gerade an Wein nippte oder sonst etwas tat, das schädlich sein konnte. Und insgeheim hoffte er, Seneca würde ihm irgendetwas sagen können, das dagegen half.

  • Verheiratet..
    Noch immer hallte dieses Wort in Senecas Kopf und noch immer fühlte es sich auf eine wunderbare Art seltsam an dass er Seiana nun jedem als seine "Frau" würde vorstellen können. Die Tage in den Albaner Bergen waren purer Balsam für die Seele gewesen, vor allem da neben seiner Frau noch weitere Gesellschaft geblieben war, ins besondere sein Vetter, mit welchem er auch an diesem Morgen ein paar Schritte über das Landgut ging. Sie waren beide Soldaten, dementsprechend konnten sie nicht anders als sehr früh aufzustehen und die Zeit zu nutzen um über die noch mit Tau überzogenen Wiesen und Felder zu laufen, und der Sonne bei ihrem stetigen Aufstieg zuzusehen..
    "Herrlich hier nicht wahr?" fragte Seneca während er über die hügelige Landschaft blickte, "Ich finde es immer furchtbar so früh wach zu sein und dann einfach dort mit seinen Gedanken zu liegen. Da ist so ein wenig Bewegung doch eine willkommene Abwechslung." fuhr er fort und schaute nun auf den Boden um bei dem kleinen Anstieg vor ihnen den falschen Tritt zu erwischen..

  • "Also ich hätte gewettet, dass du seit neuestem besonders gut schläfst", entgegnete Avianus lächelnd und sah auf. Wie das wohl war, wenn die Frau, die man liebte, ein für alle Mal zu einem gehörte. Man es nicht mehr zu verstecken oder zu verschweigen brauchte, und sie einen, wo man auch hinging, begleiten konnte.
    "Und ich … normalerweise hätte ich kein Problem damit gehabt, noch etwas liegen zu bleiben. Da sind ja kein Berg Arbeit und mehrere Dutzend Männer, die auf mich warten." Ein paar Sekunden lang schwieg er, ging weiter neben Seneca her und genoss die Aussicht. Keine dreckigen Straßen, engen Gassen und mehrere Stockwerke hohe Hauswände, und auch der Lärm fehlte. Nichts lenkte einen ab, man konnte über alles nachdenken, in Ruhe, ohne Eile. Was Fluch und Segen zugleich sein konnte, je nachdem, was einen beschäftigte. Und genau das war es für ihn. Denn sowie er ständig an das Kind dachte, sorgte er sich mindestens so sehr, wie er sich freute. Aber sich deswegen immerzu allein den Kopf zu zerbrechen, brachte ihn nicht weiter. Blieb nur zu hoffen, dass ein kleines Gespräch mit seinem Vetter half. Also gut, raus damit. Wie er es sich zuvor schon gedacht hatte. Ganz einfach.
    "Es gibt etwas Wichtiges, worüber ich mit dir reden wollte", begann er in ernsterem Ton, "Sibel hat während der Feier nicht grundlos auf Wein verzichtet. Sie ist schwanger, Seneca." Abwartend blickte er seinen Vetter an und konnte nicht verhindern, dass doch noch der Anflug eines Lächelns über seine Züge wanderte, wenn er an Sibel dachte.

  • "Naja. Ich schlafe gut ja. Manchmal ein bisschen wenig." scherzte Seneca etwas verschmitzt grinsend und fuhr fort, "Ach weißt du. Wenn du im Stab bist hast du nichtmal in deiner freien Zeit frei. Jetzt noch mache ich mir Gedanken um dieses und jenes bei der Legio, und das obwohl ich bald sowieso nichts mehr damit zu schaffen habe." erklärte der Tribun. Sicherlich war ein Kommando an der Grenze noch mehrere Stufen stressiger als das Lotterleben bei der Prima, aber darüber wollte er sich nicht auch noch Gedanken machen müssen..
    Was Avianus dann jedoch sagte entglitten Seneca zunächst kurz die Gesichtszüge. Nicht weil er sauer war oder ähnliches, wer war er schon darüber zu urteilen? Vielmehr sorgte er sich nun darüber seinen Cousin mit diesem Dilemma zurücklassen zu müssen..
    "Ich verstehe." sagte er deshalb nur knapp und wusste nicht so recht was er damit anfangen sollte, "Ich bin mir nicht sicher ob ich gratulieren soll oder nicht. Wie fühlst du dich damit?" natürlich war ihm das Lächeln seines Vetters aufgefallen, aber nach all den Problemen wollte er lieber auf Nummer sicher gehen..

  • Dazu brauchte man eigentlich nicht im Stab zu sein. Sein jetziger Optio hatte seinen Posten erst seit kurzem und ein paar seiner besten Soldaten hatte er an die Prätorianer abgetreten, was dazu führte, dass gerade eine volle Centurie an Kindsköpfen unter dem Kommando eines weiteren Kindskopfs in Rom herumsaß um die Sicherheit der Bürger zu gewährleisten. Am besten dachte er gar nicht lange darüber nach. Musste er auch gar nicht, denn da war ja dieses andere wichtige Thema. Und Seneca reagierte glücklicherweise genau so, wie Avianus es sich erhofft hatte.
    "Ganz ehrlich? Ich weiß es selbst nicht. Eigentlich freue ich mich ja darüber, aber die Umstände sind eben … etwas ungünstig, gelinde gesagt." Er wusste, den beiden, Sibel und dem Kind, würde es im Grunde an nichts mangeln, dafür würde er sorgen. Sie würden ein Dach über dem Kopf haben und genug zu essen, und sie würden frei sein. Aber war das wirklich alles, worauf sie hoffen konnten? Ja. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit. Früher hatte ihm das gereicht, damals war Sibel aber auch nicht schwanger gewesen. Sein Kind würde nämlich aufwachsen als das uneheliche Kind einer ehemaligen Sklavin, ein iunisches Kind, das im Grunde froh sein konnte, im Gegensatz zu seiner Mutter überhaupt das volle Bürgerrecht zu haben.
    "Ich habe schon darüber nachgedacht, die Sache mit der Ritterkarriere vorerst auf Eis zu legen und sie einfach zu heiraten, nachdem ich dich und Seiana so gesehen habe, … und darauf zu hoffen, irgendwann einen Patron zu finden, dem egal ist, mit wem ich verheiratet bin. Nur glaube ich nicht, das Sibel das wollen würde. Und ich hasse es, einfach aufgeben zu müssen."
    Sie machte sich so schon ständig Sorgen, ihm ein Klotz am Bein zu sein. Was sie auch war, in gewisser Weise. Aber er hatte es sich so ausgesucht, er wollte es so. Und was er aufgeben wollte oder nicht war eigentlich seine Entscheidung. Es war schon schwer genug gewesen, Sibel für seine Karriere hintanzustellen. Und jetzt noch ein Kind? Es wäre die einfachste Lösung, das war eindeutig klar. Seine Karriere war das einzige, was ihnen im Weg stand und sich ändern ließ, denn was ihren Stand betraf, war ja nichts zu machen. Er müsste lediglich einen letzten Schritt wagen, sich lossagen von diesem kleinen Traum, bis in die höchsten Ränge aufzusteigen. Dafür würde er seine neue, eigene, kleine Familie haben.
    "Wie war das bei euch, als Seiana schwanger war? Hattet ihr damals schon einen Plan?"

  • Seneca lachte kurz auf, 'etwas ungünstig', nett formuliert. Er kannte derlei Zwickmühlen nur zu gut und hatte selbst wenig diplomatisch die Brechstange rausgeholt und sein Glück mehr oder weniger erzwungen was allerdings eine Option war die nicht jedem zur Verfügung stand. Er hatte nie einen Plan gehabt was er mit Seiana und Silana würde anstellen wollen, wie auch? Die Zeiten waren chaotisch, und Seneca war nicht einmal in ihrer Nähe sodass er nicht einmal eine Gelegenheit hatte wie das alles zu regeln war..
    "Einen Plan? Nicht zu sterben war einer meiner ersten Lösungsansätze." scherzte der Iunier ein wenig deplatziert, "Es war gegen Ende des Krieges. Silana kam während Vicetia zur Welt. Ich konnte weder vorher noch nachher wirklich was tun." erklärte er nun ein wenig sachlicher und wurde ein bisschen ernster nun da es um Avianus' Karriere ging..
    "Avianus, du hast das Potenzial ein großartiger Ritter zu werden. Dein Potential könnte wohl überall im Imperium gut eingesetzt werden." begann Seneca seinen fast schon väterlichen Rat, "Aber frag dich was im Moment für dich wichtig ist. Liiert mit einer Sklavin, mit einem Kind, wird es schwer für einen Patron dich für den Ritterstand zu empfehlen, und die Centurionen sind das Rückgrat der Armee. Du könntest sie natürlich beide verheimlichen und deinen Weg gehen.", auch bekannt als der Seneca'sche Weg, "Oder du lässt sie frei, nimmst sie als Frau, und leistest so gute Arbeit dass du in ein paar Jahren über jegliche Zweifel erhaben bist. Tu das was du für richtig hälst. Niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen."

  • "Davon wusste ich gar nichts …", kommentierte Avianus knapp und ein wenig betroffen, und wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Ohne mit der Wimper zu zucken hatte Seneca mit einer Handvoll Veteranen ihren Rückzug gedeckt und riskiert, in den letzten Minuten der Schlacht noch von einem gegnerischen Gladius durchbohrt zu werden, während irgendwo in Rom seine Geliebte sein Kind austrug. Und Avianus hatte es nicht einmal ahnen können, hatte sich unter den Gefangenen noch aufgeführt, anstatt seinem Verwandten eine Hilfe zu sein, der anscheinend weitaus mehr Sorgen mit sich herumgetragen hatte, als es den Anschein gehabt hatte. Nein, da wollte er lieber gar nicht genauer darüber nachdenken. Außerdem bedeutete das auch, dass Seneca ihm wohl oder übel weit weniger Ratschläge bieten könnte, als er sich erhofft hatte.
    "Dass ich Sibel freilasse, steht schon fest. Ich lasse nicht zu, dass dieses Kind unfrei zur Welt kommt. Aber wenn ich sie dann verheimliche, wohin soll das führen? Welche Chancen hat ein vaterloses Kind, das eine ehemalige Sklavin zur Mutter hat? Je länger ich es verheimliche und weiter die Karriereleiter hochklettere, desto mehr entferne ich mich von der Möglichkeit, irgendwann etwas daran ändern zu können. Egal wie lange wir warten, sie wird nie eine vollwertige Bürgerin sein."
    Er hingegen würde entweder Centurio bleiben oder gar aufsteigen, während Sibel in ihrem Stand als Liberta festsaß. Gut, das Kind könnte er immer adoptieren, und wenn es den Namen seiner Gens trug, wenn auch nur über seine Mutter, würde es Außenstehenden nicht groß auffallen. Nur mehr wäre dann nicht mehr drin. Und am Ende heiratete er irgendeine Frau, die er gar nicht wollte, und die noch dazu blöde Fragen stellte, woher das Kind kam.
    "Im Prinzip weiß ich das alles, ich habe nur immer die Hoffnung, dass ich vielleicht eine Option übersehen habe", erklärte er mit einem schmalen Lächeln, "Und ich komme wohl nicht daran vorbei mit ihr darüber zu reden, aber du hast ja mitbekommen, was beim letzten Mal passiert ist. Vielleicht hat sie ihre Meinung inzwischen geändert. Ich hoffe es."

  • Bis vor kurzem wusste er nicht mal von seiner Frau.. Von daher dachte sich Seneca nicht viel dabei und überging die ganze Sache einfach.
    Als er dann auf seine Optionen zu sprechen kam, und darauf dass er wohl mit Sibel würde sprechen müssen, versuchte sich Seneca an ihr erstes Treffen zu erinnern. Er kannte ja nicht einmal das ganze Drama, aber die Teile die er mitbekommen hatte ließen ihn ahnen was seinem Vetter bevorstand.
    "Das wirst du wohl müssen. Wozu tendierst du wenn ich fragen darf?" hakte Seneca nach. Wenn das Kind eine gesicherte Zukunft würde haben sollen, bliebe seinem Vetter wohl kaum was übrig als erst einmal ein wenig zu warten, und den Angriff auf den Ritterstand auf später zu verschieben. Für den persönlichen Wohlstand gab es natürlich trotzdem Optionen, bei den Prätorianern zum Beispiel, oder den Legionen. Außerhalb von Rom hätten sie wohl weniger Probleme.

  • "Wenn ich Sibel und das Kind abgesichert wissen will, bleibt mir sowieso nur ein Weg. Ich habe nicht wirklich das Gefühl, eine Wahl zu haben", sagte Avianus und lachte bitter, "Andererseits, ohne Ritterring und einer hübscheren Tunika könnte ich trotzdem ganz gut leben. So wie jetzt eben auch und mir geht's so gut wie lange nicht. Wenn ich aber Sibel und dazu noch dieses Kind aufgeben müsste ... ich glaube nicht, dass ich das könnte. Könntest du's? Seiana und Silana einfach aufgeben?" Es war wohl wirklich eine schlechte Idee gewesen, sie in seine Habitatio einziehen zu lassen. Sie war da, jeden Tag, jede Nacht. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, lag sie da, und Abends wenn er sich wieder schlafen legte. Er konnte sich gar nicht mehr recht vorstellen wie es war, nach Hause zu kommen - denn ja, seit sie da war, war seine zuvor noch ziemlich leere Habitatio wirklich sein Zuhause geworden - und alleine dazusitzen und sich eine mehr schlecht als recht zubereitete Mahlzeit in den Rachen zu werfen. So sehr hatte er sich an sie gewöhnt. Und gleichzeitig war sie zu sich zu nehmen das beste, was er je getan hatte.
    "Da wäre dann noch eine Sache. Du weißt, als Soldat kann einem immer etwas zustoßen. In den Mannschaftsrängen erst recht und wenn ich dann noch die nächsten Jahre Centurio bleibe … Ich habe zwar nicht vor in absehbarer Zeit ins Gras zu beißen, aber wenn mir etwas passiert, denkst du, du könntest auf sie achtgeben? Sie hat keine eigene Familie, die dann für sie sorgen könnte und nur wenige Freunde. Und du bist der einzige, den ich wegen sowas fragen würde."

  • Seneca schaute nachdenklich in die Ferne und dann wieder kurz auf den Boden bevor er seinem Cousin antwortete..
    "Natürlich könnte ich das nicht. Konnte ich nie. Ich habe anderes aufgeben müssen." entgegnete er und dachte dabei zum Beispiel an die Beziehung zu seiner Cousine Axilla, die leider auf dem Weg hierher auf der Strecke blieb, woran wohl beide Seiten nicht unschuldig waren.
    "Wenn du auf den Ring und die Tunika verzichten kannst, dann tu es doch Avianus! Niemand verlangt von dir jetzt Ritter zu werden. Leiste weiter so gute Arbeit und dann kannst du es später, wenn sich die Sache ein wenig gelegt hat, immer noch versuchen und wirst sicher Erfolg haben." eindringlich erklärte Seneca seinem Vetter seine Sicht der Dinge. Letztlich musste er seinen Weg finden, und Seneca war nicht in der Position irgendwelche Ratschläge bezüglich römischer Tugenden zu geben. Sein nächstes Anliegen überraschte ihn allerdings, auf eine positive Art und Weise. Es freute ihn dass sein Verwandter ihm derart vertraute, und natürlich würde er sich um das Kind seines Cousins, um sein Blut, kümmern. Um die Mutter selbstverständlich ebenfalls.
    "Du kannst dich auf mich verlassen. Am besten du setzt ein kleines Schreiben auf, nur für den Notfall. Je nachdem wo ich mich befinde lasse ich beide umgehend zu mir holen." versicherte der Tribun und fuhr dann grinsend fort, "Provozier es aber nicht. Ich denke meine Chancen sind an der Grenze wesentlich höher."

  • Senecas Worte stimmten ihn ein wenig nachdenklich. So hatte er darüber noch gar nicht nachgedacht. Sein Vetter hatte sich genauso entscheiden müssen, was ihm wichtiger war. Es stimmte. Es gab Situationen, da musste man etwas opfern. Entweder das eine oder das andere, und eigentlich wusste er es schon lange, nur zögerte er seine Entscheidung ständig hinaus, so als würde sich sein Dilemma dann von selbst lösen. Tat es aber nicht.
    "Nein, du nicht, Axilla auch nicht, keiner von euch. Nur ich habe es von mir verlangt. Aber damit kann ich leben. Du hast natürlich Recht. Der Ordo Equester läuft mir vorerst nicht davon. Ich werde das mit Sibel klären und sehen, was sie dazu meint", sagte Avianus nickend, "Ich kann sie ja nicht zwingen. Naja, theoretisch schon, aber du weißt, was ich meine …" Da musste er dann wieder unwillkürlich grinsen, bis sein Grinsen zu einem ehrlichen, dankbaren Lächeln wurde, als sein Verwandter zustimmte, auf Sibel und auch das Kind, wenn es dann auf der Welt wäre, aufzupassen, falls es nötig wäre. Damit nahm er ihm eine große Last von den Schultern. Er wusste, Seneca würde sein Wort halten, auf ihn konnte er schon immer zählen.
    "Ach was, du mit deiner Schreibtischarbeit … pass einfach auf, dass du nicht über Teppiche oder Türschwellen stolperst", witzelte er zunächst wie so oft schon, "Und ich … ich tu' was ich kann. Aber im Ernst, das bedeutet mir viel. Ich kann dir dafür gar nicht genug danken."

  • Seneca, Soldat seit er überhaupt in die Armee eintreten durfte, hasste den Gedanken daran nur noch hinter dem Schreibtisch zu sitzen. Er würde jede Gelegenheit nutzen aus seinem Officium rauszukommen und sich unter seine Männer zu mischen.
    "Wer weiß wer weiß, vielleicht fällt mir auch das Dach auf den Kopf weil zu viel Schnee darauf liegt." scherzte er mit, auch wenn er wusste dass es durchaus Gefahren gab dort oben im Norden. Die Dankbarkeit seines Cousins war für ihn zwar nett, aber es war auch selbstverständlich dass er seinem Verwandten zur Seite stand, sodass er nicht allzu sehr darauf einging..
    "Dafür nicht." wiegelte er ab und begann dann wieder zu Lachen.
    "Eine Frau außerhalb deines Standes und ein Kind. Scheinbar hast du keine Zeit zu verlieren mir nachzueifern." ärgerte er ihn nun seinerseits und freute sich über die gelungene Konter-Attacke, "Hast du schon mit Axilla oder Silanus darüber gesprochen?"

  • Avianus lachte. Schon immer liebte er solche Unterhaltungen, ob mit Seneca, Lucia oder sonstwem. Und diese kleinen Scherze und Sticheleien mit Seneca würde er bestimmt ganz besonders vermissen, wenn sein Vetter und dessen Frau in den Norden zogen. Auch Briefe kamen da nicht ran, wusste er schon aus Erfahrung.
    "Das war schon immer mein Plan … alles so zu machen wie du, mit dem einzigen Unterschied, dabei noch verdammt gut auszusehen", gab er breit grinsend zurück. Seneca wollte ihn aufziehen, aber das konnte er natürlich auch. "Hmhmhm", lachte er dann noch einmal leise, "Drück mir am besten noch die Daumen, damit es ein Mädchen wird." Das würde dem ganzen noch die Kirsche oben draufsetzen.
    Was Silanus und Axilla betraf war Avianus sich nicht ganz sicher, worauf Seneca genau hinauswollte.
    "Worüber? Über das Kind? Noch nicht. Axilla wird es vermutlich erfahren, sobald wir wieder in Rom sind. Immerhin soll Sibel ja demnächst in die Casa Iunia umziehen. Oder meinst du wegen dem heiraten?" Aber ganz egal, was gemeint war, über beides wussten sie nichts. Von Sibels Schwangerschaft hatte er selbst erst kurz vor Senecas Hochzeit erfahren und seine Sklavin zu heiraten, da druckste er zwar schon ewig herum, aber war sich nie sicher genug gewesen, um darüber ausführliche Gespräche mit jemand anderem als Seneca zu führen.

  • "Wegen beidem." entgegnete Seneca, immerhin, zumindest sollten die gleichen Maßstäbe gelten, würde Avianus da noch eine Menge Appeasement betreiben müssen..
    "Ich drücke dir in jedem Fall die Daumen." scherzte Seneca und meinte es dennoch ehrlich. Dann kam er nochmal auf die vorherigen Witzeleien zurück, "Sollte es ein Mädchen werden, nenne sie bloß nicht Silana." bemerkte er und fuhr dann fort, "Oder Aviana.. So selbstverliebt kannst selbst du nicht mein Freund."
    Letztlich lag noch eine Menge Arbeit vor seinem Vetter. Viel Erklärungsarbeit, viele Vorkehrungen, und eine Menge Gedanken. Es tat dem Iunier ein wenig Leid nicht mehr dort sein zu können, aber er würde aus der Ferne tun was er kann..
    "Halt mich auf dem laufenden. Auch darüber was Sibel dazu sagt."

  • "Nein, nicht Aviana ... aber Silana? Warum nicht? Ist doch ein hübscher Name mit iunischer Tradition." Lächelnd stieß Avianus Seneca leicht in die Seite. "Oder auch Luculla, nach meinem Vater." Oder Cara. Dann hätte er eine zweite Carissima. "Wer weiß, velleicht wird's ja doch ein Junge, dann brauchst du dir gar nicht erst Sorgen zu machen." Daran, dass gar nichts daraus werden könnte, sondern während der Schwangerschaft oder der Geburt etwas schief lief, wollte er heute nicht zu viele Gedanken verschwenden. Sie passten ja auf, versuchten, alles richtig zu machen. Mehr konnten sie nicht tun. Und sich von Dingen, die nicht zu ändern oder zu verhindern waren, verrückt machen zu lassen, half niemandem.
    "Also nein, Axilla und Silanus wissen über beides noch nichts", meinte er dann noch, "Du wirst bestimmt erfahren wie dann alles ausgegangen ist, sobald ich mit allen gesprochen habe. Solltest du dann nach Germania gehen, schreib mir einfach, sobald du gut dort angekommen bist. Und wenn ich Glück habe, ist dann hier in Rom auch schon alles geklärt."

  • "Und wenn du Pech hast kannst du mir direkt in mein nordisches Exil folgen." scherzte Seneca ein wenig bissig und stieß ein wenig zurück..
    "Aber ja, halt mich auf dem laufenden, und versuche dich mal ein paar Wochen vom Dienst davonzustehlen um mich zu besuchen." fuhr er fort wohlwissend dass dieser Luxus für einen Centurio so gut wie unmöglich war, und er als Urbaner die ewige Stadt auch kaum für eine Mission verlassen könnte..
    Die Sonne stieg immer weiter auf, und Seneca dachte sich dass es bald mal wieder Zeit wäre zu seiner Familie zurückzukehren, immerhin würden sie wohl bald aufwachen..
    "Naja, wir sehen uns beim Frühstück Avianus. Ich wünsche dir und deiner Liebe jedes Glück und den Segen der Götter." versicherte er ihm und machte sich dann mit ihm zusammen auf um zurück zur Villa zu gehen..

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