• Es war Abend, angenehm warm, etwas hohe Luftfeuchtigkeit und leicht stickig, aber alles in allem sehr angenehm. Thyrsus hatte Dienst, zum Glück aber nichts schlimmeres als die Kontrollgänge machen und so lief er durch das Lager.


    Hier und dort gab es kleinere Dinge anzumahnen, vor allem vor einer der Stuben der Vierten war es etwas unordentlich und chaotisch, da würde man heute noch Ordnung machen. Ein paar andere waren etwas zu angetrunken und wurden zurück ins Bett geschickt, zumindest schien aber alles soweit ruhig zu sein. Was sollte auch hier groß passieren? In Alexandria gab es selten wirklich Probleme und wenn doch sicher nicht innerhalb des Lagers der Legion.


    Es war schon fast etwas langweilig, so ruhig hatte er sich seinen Dienst hier nicht vorgestellt. Aber diese Ruhe tat auch gut, man hatte einen freien Kopf und konnte sich auch intelektuell etwas weiterentwickeln, so gut es einem einfachen Soldaten eben möglich war.

  • Auf seinem Rundgang kam er auch an der Unterkunft der Tirones vorbei, wenn man das so nennen konnte. Es war auffällig dass ein Contubernium fast nur aus Tirones bestand, dazu kamen noch 2 erfahrene Legionäre und ein altgedienter Haudegen, der seine Dienstzeit fast zu Ende hatte. Und dieser Haudegen, er hieß Marsus oder zumindest nannte man ihn so, hatte es in sich.


    Erst kürzlich hatte er einen der Tiros durch das Lager gejagd, nachdem dieser über seinen Durst hinaus getrunken hatte und dabei seinen Mageninhalt auf der ganzen Stube verteilt hatte. Wie man so hörte soll es dem jungen Burschen auch Tage danach nicht gut ergangen sein, dem Wein blieb er seitdem aber fern. Eben jener Marsus trat nun auch vor die Stube und grüßte Thyrsus.


    "Salve Eques Thyrsus. Na, machst mal einen Rundgang zu Fuß, so ganz ohne Pferd?"
    "Salve Marsus. Ja, so groß ist das Lager ja nun nicht. Was machen die Tirones? Wie läuft die Ausbildung?"


    Marsus lachte und holte tief Luft. "Wie immerhier, langsam aber stetig. Die Ägypter haben die Geschwindigkeit nicht erfunden und wir Römer haben uns angepasst. So würden wir auch jeden Krieg gewinnen, bis wir ankommen sind die Feind alle altersschwach." Lachend ging der Legionär seines Weges.


    Natürlich hatte er recht, alles hier war irgendwie langsamer als man es auf der anderen Seite des Meeres gewohnt war, aber es funktionierte. Natürlich war es auch eintönig, aber das war es doch überall und hier kam wenigstens hin und wieder ein kleines Unwetter oder ein Sandsturm dazu, zumindest etwas Abwechslung im Gegensatz zum stets verregneten Germanien.

  • Der Rundgang ging seinem Ende entgegen, aber das Treiben nahm zu. Erst kürzlich wurde beim Appell der Befehl gegeben die Wehrtüme zu verstärken und die Verteidigung von Nikopolis zu erhöhen. Kein einfaches Unterfangen, immerhin war Nikopolis einst das Lager von 2 Legionen und dementsprechend groß, auch wenn heute die Mannstärke doch etwas geringer war, man benötigte einfach mehr Männer in Germanien als in Ägypten.


    Die Arbeiten gingen gut vorran, doch Thyrsus wusste nicht wozu das eigentlich gut sein sollte. Auch war ihm kürzlich am Hafen ein reges Treiben bei der Classis aufgefallen, irgendwie passte es nicht zusammen, oder gingen seltsame Dinge vor? Thyrsus machte sich keine großen Gedanken, wozu auch? Wenn es etwas zu Wissen geben sollte würden die Lagerkommandanten schon richtig entscheiden. Man sollte sich als Soldat nicht den Kopf zerbrechen, auch wenn es manchmal durchaus nützlich war den Kopf zu benutzen.


    Aber Politik, das war nicht sein Feld. Er wusste nicht einmal wie er sich entscheiden würde, würde in Rom ein Aufstand ausbrechen, würde der Kaiser gestürzt werden oder sonst etwas passieren. Er konnte die Arbeit des Kaisers nicht einschätzen, solange man seinen Sold bezahlte war alles gut für ihn. Seine beiden Verwandten, die hatten es eher mit der Politik ob gewollt oder nicht, Thyrsus umschiffte dieses Gebiet wie einen Haufen Exkremente.

  • Thyrsus kam an den sicherlich heikelste Teil der zur Zeit laufenden Arbeiten vorbei, hier hatte der Regen durch den Winter sein übriges getan und den Wall nahzu komplett abgetragen, seit Tagen wurde geschuftet um alles wieder herzurichten und manchmal konnten einem die armen Hunde leid tun die die Arbeit verrichten mussten. Nicht weit davon entfernt türmte sich das Holz, welches den Winter über geschlagen wurde und dazu dienen sollte die Palisaden wieder aufzurichten.


    "Ich weiß gar nicht wie wir je fertig werden sollen. Im Winter geht doch alles von vorne los und wenn wir erneut angegriffen werden sieht es wirklich wieder so aus wie erst kürzlich." Es gab genügend Stimmen die die Arbeit verfluchten, aber Thyrsus hatte ganz vergessen dass ja auch gekämpft wurde, ein weiterer Grund für den Zustand des Lagers und seiner Soldaten.


    Enorme Verluste hatte man auszugleichen, auch unter den Offizieren musste fleißig ersetzt werden. Auch wenn er nun seit Monaten Teil der Eques war, die Infanterie lag ihm stets am Herzen. Ja es war sein Wunsch bei der Reiterei zu sein, aber mehr und mehr merkte er dass die Kameradschaft unter den Fußsoldaten doch eine größere war, eine deutlich andere. So ein Contubernium, ja das war wirklich eine Familie für sich. Thyrsus began sich das Treiben anzusehen, man sah er wohin gehört und die Männer hatten teilweise auch Spaß, sogar die Optios waren manchmal gut gelaunt.


    Eigentlich wäre es langsam Zeit den nächsten Schritt zu gehen auf der Leiter. Optio, warum nicht? Aber wie soll man sich da empfehlen zum Decurio ist es lange hin... Manchmal könnte ein kleines Scharmützel hilfreich sein, aber hier sah es eher nach einem aufkeimenden Krieg aus, einem Krieg unter Brüdern.

  • Thyrsus kam am Campus vorbei und sah eine Weile zu wie der Optio die neuen Tirones schleifte. Ja, so erging es wohl jedem die ersten Tage hier und wie es aussah war es für diese Truppe sogar der erste Tag, denn es klappte noch nichts wie es sollte. Die Rüstungen waren noch nicht angelegt, daher wurde es spannend wie sie sich schlagen würden, sobald es darum ging die lorica anzulegen.


    Und, fast wie auf Bestellung, kam der Befehl zum Anlegen eben jener Rüstung. Einer rannte wie von der Tarantel gestochen los und Thyrsus schlenderte dem Tiro hinterher. Anscheinend hatte er vergessen die Rüstung mitzunehmen, oder hatte man es ihm nicht gesagt? Wie dem auch sei, die Zeit würde sicher nicht reichen, davon konnte man ausgehen. Er blickte dem Mann hinterher, für einen Tiro war er auch schon etwas älter, und bemerkte dass der Tiro noch nie gezeigt bekommen hatte wie man die Rüstung korrekt anzulegen hatte. Er ging hinüber um dem armen kerl zu helfen.


    "Langsam, langsam nicht hektisch. Du fängst oben an, gehst dann langsam nach unten durch und schaust dass du die Elemte nicht verkeilst." Er schnürte die Rüstung sauber zu, steckte dem Tiro den Helm mit gutem Schwung auf den Kopf und sah dann hin.
    "Sieht gut aus, und nun renn sonst gibts nur nen Anschiss. Und freu dich, euer Optio is einer der freundlichen Sorte."


    Schwert und Gürtel konnte der Tiro unterwegs noch anlegen....

  • Severus hatte großes Glück, daß gerade der erfahrene Legionär vorbeigekommen war und ihm dann noch beim Anlegen der Rüstung half. "Herzlichen Dank! Das ist eine große Hilfe. Hat mir bisher noch niemand gezeigt." Mehr brachte er kaum heraus, da er sich sofort wieder mit Schwert und Gürtel auf den Rückweg machen mußte. Er rannte so schnell es ging zum Campus zurück. Auf dem Weg rief er Thyrsus noch hastig zu: "Vielleicht sieht man sich wieder, dann können wir länger plaudern. Danke nochmals!" Daß der Optio, der ihn gerade so durch die Gegend scheuchte, einer der freundlicheren Sorte sein sollte, konnte sich Severus noch nicht so recht vorstellen. Ihm reichte das erstmal. Aber er kannte auch noch nicht viele Kameraden. Die Begegnung mit Thyrsus hatte aber gezeigt, daß es durchaus nette Zeitgenosse in der Legion gab.

  • Thyrsus sah dem Tiro hinterher und musste lachen, jaja die Veteranen waren überall doch die Gleichen und ließen die Tiros ins offene Messer laufen. Als der Tiro noch etwas zu ihm sagte verstand ihn der Terentier kaum, aber wusste was er sagte.
    "Schau mal bei der Turma Prima vorbei, dann hast du gute Chancen mich zu finden."

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