Sala Colonia

  • Von Ostia aus nutzte man den Wind Richtung Westen und steuerte Sardinia an, dort ließ man die Insel zur rechten Seite und segelte Richtung Süden entlag der sardinischen Küste. In Carales, der Hauptstadt der Insel, wurde ein Stop eingelegt um einen allzu starken Wind auszuweichen und nebenbei die Vorräte aufzufüllen. Als die Winde günstiger wehten, wurde das Schiff wieder in Bewegung gesetzt, Kurs Richtung Hippo Regius, ab dort wollte man entlang der nordafrikanischen Küste segeln.


    Die Fahrt selbst war für die Jahreszeit bemerkenswert ruhig. Sieht man von seiner generellen Aversion gegen Wasser ab, hatte der ehemalige Consular und Senator keinen Grund gehabt, sich zu beklagen. Was er auch nicht tat, denn er hatte weit andere Sorgen. Zum einen befanden sich die schwierigsten Gewässer vor der mauretanischen Küste, zum anderen hatte er keine Ahnung über den Verbleib seines Bruders. Materiell hatte er nichts zu befürchten, aus ihm unerklärlichen Gründen stand seine Frau weiter zu ihm und dank des Reichtums seines Schwiegervaters würden sie auch beleibe nicht in Armut leben. Es schmeckte ihm zwar nicht, daß er nun ausgehalten wurde, allerdings konnte er nichts daran ändern. Seine Frau schien seine Gedanken lesen zu können, denn sie meinte eines Abends zu ihm, daß er nun in Ruhe seine Studien fortsetzen und generell nun tun und lassen könne, was er wollte. Ohne den politischen Hickhack. Aber wenn man an diesen Hickhack gewöhnt war und sein Leben darum ausgerichtet hatte, dann nutzten auch noch so gute Zureden wenig.


    Doch fürs erste musste er sich ohnehin von der Folter erholen. Abgesehen von den Quetschungen und Prellungen konnte er sein linkes Bein kaum abbiegen und sein Rücken brachte ihn fast um. In der Beziehung war es gut, daß sie auf dem Seeweg reisten und daß sein Sohn seit Carales kränkelte und ihn daher körperlich nicht fordern konnte.

  • Irgendetwas musste sich sein Sohn eingefangen haben. Bei der Auffrischung des Vorrates in Carales waren seine Frau und seine Kinder an Land gegangen, um ein paar kleinere Besorgungen zu machen. Einkäufe, Nachrichten an Klienten und Freunde verschicken, das übliche eben. Jedoch kurz nach dem Ablegen klagte sein Sohn über Unwohlsein und schon in der Nacht opferte Calenus unfreiwillig dem Neptun. Da aber sonst nichts war, hielt man es für eine gewöhnliche Seekrankheit und kümmerte sich wenig um den Zustand des Jungen. Lediglich seine Frau war ständig am Bemuttern, er hingegen hatte so die Gelegenheit, sich ausführlich um seine Tochter Livilla zu kümmern, die zwar noch ein Kind, aber deren Körper schon langsam die Attribute einer Frau entwickelte. Unter normalen Umständen würde er Überlegungen anstellen und Gespräche führen, mit wem aus den oberen Zehntausend Roms er sie verheiraten konnte, um politische Bande zu knüpfen oder zu vertiefen. Unter normalen Umständen. Jetzt hingegen stand die Schande der Verbannung über seiner Familie.


    Die Tage an Bord vergingen langsam und ohne nennenswerte Auffälligkeiten. Die Städte an der nordafrikanischen Küste tauchten am Horizont auf und verschwanden bald darauf wieder. Er konnte sie nicht einmal benennen, so daß seine wissbegierige Tochter immer den Kapitän befragte. Manchmal erzählte dieser ihr auch Geschichten von seinen Erlebnissen in den Häfen, den Göttern sei Dank behielt er die schmutzigsten Details für sich. Er erzählte ihr auch so schon genug Unsinn. Irgendwann einmal kam dann der Kapitän zu ihm und erzählte ihm, daß sie in zwei Tagen die Säulen des Herakles erreichen, die Meerenge zwischen Hispania und Mauretania.

  • Die Säulen des Herakles... die Meerenge zwischen Hispania und dem afrikanischen Kontinent, das Tor zum weiten Wasser, das so schwer zu passieren war. Was Hungi nicht wusste und er sich vom Kapitän erklären ließ war, daß die Strömung ständig ostwärts erfolgte, also vom Atlantischen Ozean in das Mare Nostrum. Der Grund war der Höhenunterschied des Wassers. Der ehemalige Consul glaubte bereits, daß man ihm einen Bären aufbinden wollte, doch der Kapitän blieb bei seinen Ausführungen ernst und erklärte geduldig, daß dem so wäre, warum das so sei, wüsste er aber selber nicht. Aber es war Fakt, daß die Wasseroberfläche im Mare Nostrum niedriger lag als jene im Atlantischen Ozean. Zudem herrschten oft Westwinde und gegen den Wind kreuzen war nicht möglich. Zu diesem Zeitpunkt musste Hungis Gesicht wohl ein einziges Fragezeichen gewesen sein, denn er konnte sich nun beim besten Willen nicht vorstellen, wie man nun die Meerenge passieren konnte. In seiner Vorstellung war er schon so weit, das Schiff verlassen zu müssen und auf dem Landweg den letzten Rest der Reise antreten zu müssen. Der Kapitän winkte aber gleich ab und fuhr fort mit seiner Erklärung. Und so erfuhr Hungi über die Gegenströmung, die in der Tiefe in die entgegengesetzte Richtung floss. (Und das war übrigens der Zeitpunkt, wo Hungi komplett ausstieg. Das wurde ja immer abenteuerlicher.)


    Doch nur wenig später sollte er sowie seine Familie (minus Sohn, der noch immer krank im Bett lag) Zeuge sein, wie die Schiffe diese Gegenströmung ausnutzten. Treibanker wurden über Bord geworfen und durch den Druck, den diese Gegenströmung auf die Anker ausübte, waren die Schiffe in der Lage, das Mare Nostrum hinter sich zu lassen und in den Atlantik zu schippern.

  • Als sie die Säulen des Herakles passiert hatten, stand Hungi mit seiner Frau an der Reling und genoss den Ausblick in die weite See. Obwohl sein Rücken und sein Knie irrsinnig schmerzten und obwohl man ihn aus seinem gewohnten Leben herausgerissen hatte, fühlte er sich in diesem Moment auf eine merkwürdige Art und Weise zugleich frei und unbedeutend. Der Ozean vor ihm war unendlich, das Meer so herrlich blau und die salzige Luft so erfrischend, daß er fast das Gefühl hatte zu schweben. So leicht ums Herz war es ihm gerade. In diesem Moment konnte er die Seefahrer verstehen, die fast ihr Leben auf den Planken verbrachten.


    Tingis, Zilis und Lixus... das waren jene drei Hafenstädte, die sie zur linken Hand ließen, bevor Sala erreicht wurde (Banasa liegt ja nicht an der Küste, sondern etwas im Landesinneren). Plinius der Ältere hatte Sala als eine Wüstenstadt bezeichnet, die von Elefanten bedroht sei. Naja, ganz so schlimm war es nicht, immerhin war dies eine römische Stadt mit schon vom Hafen aus sichtbarer Infrastruktur. Und wer wusste schon, ob der alte Plinius tatsächlich hier gewesen war. Die Reise war also fast zu Ende. Während seine Frau sich um alles kümmerte humpelte Hungi von Bord, seinen noch immer kranken Sohn, dessen Fieberschübe immer schlimmer wurden, auf dem Arm. Nicht lange danach war die Familie auf dem Weg zum Landgut des schon fast obszön reichen Senator Licinius.

  • Natürlich hatte die Ankunft der vinicischen Familie in der Stadt die Runde gemacht, das war klar, das gehörte ja zum guten Ton. Wenns nach Hungi gegangen wäre, hätten die Kenntnis der Umstände der Reise durchaus in Rom bleiben können, doch das war natürlich illusorisch und so hatten die Dorfratschen ordentlich was zum Schnattern.


    Die ersten Tage verbrachten sie mit dem Einleben und Einrichten... und mit dem Konsultieren verschiedener Ärzte. Zum einen laborierte der Verbannte an seinen Knie- und Rückenschmerzen, die ihm das Leben ordentlich schwer machten. Den Rücken würde man, so der griechische Arzt, der auf chirurgische Anwendungen spezialisiert war, mit ordentlich Massage, leichter Gymnastik und ein wenig Zeit wieder hinbekommen. Das Knie hingegen war hinüber, da hatte er zur Zeit nur die Wahl zwischen Schmerzen, dafür war ein leichtes Abbiegen möglich oder eine Operation und dafür ein steifes Knie auf immer. Er entschied sich fürs erste für die Schmerzen. Zum anderen - und das wog weit schlimmer - wollte sich der Zustand seines Sohnes nicht verbessern. Die Fieberschübe an Bord waren schon schlimm genug, an Land verstärkten sich diese hingegen so dramatisch, daß man schon mit dem Schlimmsten rechnete. Erst nach vielen Tagen war das Fieber überwunden, doch gesund war sein Sohn deswegen noch lange nicht.


    Nichts desto trotz hatte er Verpflichtungen zu erledigen. Ein Besuch bei den Stadtobersten musste absolviert werden, und das eigentlich nur, um auch offiziell zu zeigen, daß man da war - also eigentlich komplett unnütz. Zu seiner Überraschung ging der anwesende Duumvir, Nasennius Sulla, ganz freundlich mit ihm um. Es leben hier weit mehr Peregrini als römische Bürger und Rom sei weit weg und außerdem sei er, also Hungi, bei weitem nicht der erste Verbannte hier, wenngleich der bisher Höchstrangige. Er, also Nasennius, sehe daher keinen Grund, ihn deshalb zu auszugrenzen, und außerdem sei er ja der Schwiegersohn von Licinius und so weiter und so fort. Zudem sei das Leben hier ja auch ganz angenehm und sicher anders als in Rom oder sonst nördlich des Mare Nostrum. Lediglich die Berber neigen manchmal dazu, räuberisch einzufallen, deswegen sei auch die Cohors in Volubilis stationiert und patrouilliere entlang der Grenze. Und außerdem lade er bald zu einem kleinen Fest ein und würde sich freuen, wenn das vinicische Ehepaar kommen würden. Da musste Hungi natürlich zusagen, denn weder wollte er unhöflich sein noch wollte er größere Reibereien mit seiner Frau. Er würde zwar angegafft werden wie ein seltenes Viech, aber da musste er wohl durch.

  • Mehrere Monate später hatte Hungi sich an die Verhältnisse in Sala gewöhnt, vor allem an die Langsamkeit, die viele Einwohner an den Tag legten und die zu einem guten Teil auch an dem Wetter lag, auch wenn die Hitze oftmals durch die Meerbrise gemildert wurde. Hungi hatte sich befehlsgemäß nur in Sala aufgehalten und dort seine Studien getrieben, den Unterricht seiner Kinder überwacht und zum Teil selbst gelehrt, sich um dies und jenes gekümmert, ein wenig die Landwirtschaft beaufsichtigt und sonstigen Nichtigkeiten des unpolitischen Lebens hingegeben. Seine Frau hatte es da natürlich besser: sie war nicht an die Verbannung gebunden und konnte in der Provinz und darüber hinaus hin und her reisen. Zumeist erledigte sie dabei natürlich geschäftliche Belange ihres Vaters, doch nur zu gern überließ sie sich typisch weiblichen Neigungen und ging... einkaufen. Vor allem Gewänder und Einrichtungsgegenstände. Hungi selbst hatte mittlerweile gelernt, ihre Einkaufstouren stoisch hinzunehmen, ob seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit hatte er gegen ihre Einkaufsgelüste ohnehin nur wenig Chancen. Also übte er sich in der äußerst unkonventionellen Rolle eines Hausmannes und machte grummelige Miene zum aufgedrängten Spiel.

  • Die Welt ist bekanntlich ein Dorf, und doch dauerte es einige Zeit, bis Nachrichten von Rom nach Sala gelangen konnten. Die Entfernung war natürlich der primäre Grund, die widrigen meteorologischen Verhältnisse taten das ihrige, denn im Spätwinter auf dem mare nostrum zu segeln taten sich nur wenige Seeleute an. Zudem lag Sala nicht an einer Hauptverkehrsroute. In Fakt hieß es, dass Nachrichten aus Rom erst mit mehrtägiger Verspätung in der mauretanischen Kleinstadt ankamen. Diese hingegen, die hatte es in sich, befand Hungis Frau Licinia und eilte von ihrem Frauentreff bei der Frau eines Duumvirs zu ihrem Mann.


    Hungi hatte sich zuvor dem Unterricht seiner Kinder gewidmet und während sein Sohn Calenus irgendwelche Übungen mit dessen Lehrer absolvierte machte seine Tochter Livilla… er hatte eigentlich keine Ahnung was sie machte. Irgendwelchen Mädchenkram wahrscheinlich. Das Wetter war angenehm mild und wenn man ein paar Sonnenstrahlen abkriegte konnte es einem sogar fast warm werden. Und da sein Bein wieder stark schmerzte, entschied er sich für eine Liege im Garten. Zunächst sah er dem Gärtner bei der Arbeit zu, doch ödete ihn dessen monotone Tätigkeit schnell an und da er sonst mit sich nichts anzufangen wusste, humpelte er in sein Arbeitszimmer und ließ sich aus lauter Langeweile Vorratslisten und –zahlen vom Landgut seines Schwiegervaters bringen. Als er gerade dabei war, die Speisenfolge der nächsten Tage anzugehen, klopfte seine Frau Licinia an die Türe. Sie wartete jedoch nicht sein Herein ab, sondern stürmte regelrecht im nächsten Augenblick in sein officium. Hungi runzelte die Stirn, solch ein Verhalten war er von seiner Frau nicht gewöhnt und ihrer Stellung völlig unangemessen. Doch er kam gar nicht erst dazu, entsprechende tadelnde Worte zu formulieren. Es gäbe Nachrichten aus Rom, so sprach sie rotwangig, und ihre Mimik ließ ihn schon ahnen, dass es sich dabei nicht um gute handeln würde. Sie zögerte kurz, denn sie wusste nicht, wie sie ihrem Mann dies erklären sollte, dann bemühte sie sich um sachliche Worte und einen mitfühlenden Tonfall, als sie von der Hinrichtung seines Bruders berichtete.


    Zornerfüllt nahm er seinen Becher und warf ihn gegen die Wand. Der rote Inhalt ergoss sich über die Malereien.


  • M. Vinicius Hungaricus
    Casa Vinicia
    Sala Colonia | Mauretania


    T. Duccius Vala patrono suo s.d.


    Mein Patron,


    verzeih, dass ich dir nicht schon früher geschrieben habe um dich an den Geschehnissen teilhaben zu lassen, die mich in den letzten Jahren durch das ganze Reich geführt haben.
    Da ich jedoch hoffe, dich bald wieder von Angesicht zu Angesicht sprechen zu können, und dass du von gewissen Entwicklungen im Reich weißt, lass mich kurzum zu meinem eigentlichen Anliegen kommen: Rom ist frei!
    Wir, sprich die Anhä haben bei Vicetia die Truppen des Vesculariers mit Mars' Hilfe geschlagen, sind nach Rom vorgerückt und vor zwei Tagen schließlich in die Stadt einmarschiert. Die Cohortes Urbanae, also das, was von ihnen noch in Rom stationiert war, haben ihre Waffen niedergelegt, die letzten verzweifelten Reste von bewaffneten Fanatikern sind weggefegt worden und der Vescularier steckt nun im Palatium wie ein eingepferchtes Tier. Es handelt sich nurnoch um eine Frage von kurzer Zeit, bis wir den Palast stürmen und das fette Ding vom Thron stürzen und den Cornelier auf den Platz heben, der ihm zusteht.


    Leider muss ich zu unserer Schande eingestehen, dass wir zu spät gekommen sind um deinen Bruder zu retten. Schon Wochen vor unserem Eintreffen hat der Bastard ihn hat hinrichten lassen, alles was wir tun konnten war die Villa und die Grabstätte deiner Familie während der Unruhen in Rom schützen zu lassen. Mein Mitgefühl ist dir sicher.


    Da sich das Regime des Vescularius dem Ende nähert, dürfte deine Verbannung damit ebenso hinfällig sein. Wann kehrst du zurück? Gerade in den Zeiten des Umbruchs sind Männer deines Formats nötig, um Rom die alte Stabilität zu verleihen. Bitte lass von dir hören, so dass wir deine Rückkehr gebührend vorbereiten können.


  • Es herrschte Tauwetter in Sala Colonia. Nicht im meteorologischen Sinne, denn an diesem Tag war es für diese Jahreszeit fast etwas zu kühl. Gemeint war die politische Situation, die sich in den letzten Wochen spürbar verändert hatte.


    Das Schreiben seines Klienten hatte Hungi zunächst ignoriert. Zu sehr erzürnte ihn das Schicksal seines Bruders und auch sein eigenes. Erst Tage danach las er den Brief, dann nochmal, dann ein drittes Mal. Er schrieb nicht zurück. Er wollte nicht, wusste auch nicht, was er hätte schreiben sollen. Erst als er von mehreren Quellen vom Tod Salinators erfuhr (darunter aus dem Brief des Schwiegervaters, und der war ebenfalls mittendrin statt nur dabei im Geschehen), dann erst konnte er sich mental aufraffen, sich über die nähere Zukunft Gedanken zu machen, eine Zukunft zurück in Rom. Und über Cornelius Palma, der wohl der nächste Thronbesteiger werden würde. An diesem Abend setzte er sich an seinem Schreibtisch und entwarf ein paar Briefe, Destination Rom.

  • Die Neuigkeiten, mit denen sein Schwiegervater ihn versorgte, konnte man nur als außerordentlich bezeichnen. Palma soll triumphal in Rom eingezogen sein, der Sturz Salinators sei komplett und man wäre wohl auch gerade dabei, die Günstlinge des Vesculariers zu verhaften und die Bürokratie wieder umzukrempeln. Nun sei es nur mehr eine Frage der Zeit, bis Palma als Kaiser anerkannt würde und Hungi wieder zurückkommen könne.


    Der Brief versetzte seine Frau Licinia in helle Aufregung. Nur mit Mühe konnte er sie zurückhalten, schon jetzt mit dem Packen zu beginnen. Auch wenn die Schreckensherrschaft des Salinator ein definitives Ende hatte, wer wusste schon, ob man nicht einen Despoten gegen einen anderen ausgetauscht hatte? Hier aus der Ferne konnte Hungi das beim besten Willen nicht zu diesem Zeitpunkt beurteilen. Also schalt er seine Frau ob ihrer Aufregung und murmelte in einem leicht savarischen Dialekt irgendwas von "Mit Hudeln hat noch niemand was gwonnen."


    Freilich, hätte er bereits von der Aufhebung seines Exils und vollständiger Rehabilitation gewusst, dann hätte er seine Frau gewähren lassen anstatt barsch den Hausherrn raushängen zu lassen. Wegen der großen Entfernung war diese Nachricht jedoch noch nicht zu ihm durchgedrungen.


  • Consular
    Marcus Vinicius Hungaricus

    Sala Colonia
    Provincia Mauretania



    A. AGERIUS M VINICIO HUNGARICO S.D.


    Salve Senator, hiermit informiere ich Dich im Namen des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus, dass Deine unrechtmäßige Verbannung durch den Usurpator Vescularius Salinator aufgehoben wurde. Damit erhältst Du sämtliche Rechte als Bürger und Consular zurück und bist zur Rückkehr nach Rom berechtigt.


    Im Auftrag der Kaiserlichen Kanzlei


    Aulus Agerius
    ~~Primicerius a libellis der Admistratio Imperatoris~~



  • Als er den Brief in seinen Händen hielt kahm ihm unweigerlich ein Gedanke in den Sinn: "Der Feind meines Feindes ist mein Freund." Hungi war offensichtlich ein Feind Salinators und Palma war freilich ebenfalls ein Feind des eben Genannten, doch zu Freunden würde dieser Umstand sie nicht machen, nicht deswegen. Mit dem Tod des Usurpators fiel ohnehin diese schwache Grundlage weg, weswegen Hungi entschied, daß dieser Spruch generell und in diesem Fall auch speziell ein ziemlicher Blödsinn sei. Zweckgemeinschaft gerne, aber Freundschaft wohl kaum.


    Aber eigentlich waren diese Gedanken nicht wichtig. Wichtig war jenes Schreiben, das er in seinen Händen hielt. Die Rückkehr nach Rom war nun gewiss! In seinem Inneren vollführte er Luftsprünge, doch mischten sich einige trübe Gedanken hinzu. Wie wohl seine Stadtvilla aussehen mochte, wie sein Landsitz in Misenum? Ob es zerstört war, geplündert? Oder war alles noch intakt? Er mochte nicht daran denken. Jetzt vermisste er Ursus, seinen lange Jahre obersten Sklaven schmerzlich, der Monate zuvor nach langer Krankheit verstarb. Ursus hatte sich mit Hingabe um all jene Details gekümmert, die seiner Frau entgingen... und ihn nicht interessierten. Für Haushaltsangelegenheiten hatten die Götter schließlich Frauen und Sklaven erschaffen.


    Fest stand, daß in wenigen Tagen alles zur Abreise bereit sein musste. Selbstverständlich würde die Rückreise fast zur Gänze auf dem Schiff stattfinden, auch wenn ihm das als bekennende Landratte nicht sonderlich behagte. Aber seiner Kinder und seines Knies wegen... die Seereise war einfach komfortabler. Daher sandte man noch an diesem Nachmittag einen vertrauenswürdigen Sklaven zum Hafen von Sala Colonia, der herausfinden sollte, welches Schiff zu welchen Beförderungspreisen bald auslief, mit der Destination Italia.

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