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    Ein Abschnitt der Via Ostiensis war aus einem unbekannten Grund völlig zerstört worden, die großen flachen Steine, die einst die Fahrbahn bildeten, lagen in einer nahegelegenen Wiese und genauso einige Randsteine.


    Dem quaestor urbanus blieb nichts anderes übrig als vom Pferd zu steigen und sich dem Problem anzunehmen. Schnell wurde die Arbeit eingeteilt und die Reparatur der Straße konnte beginnen.



    Die Steinlagen wurden weggeschaufelt und so konnten die agrimensores den Straßenabschnitt mit Stangen abstecken, dann wurde der Graben erneut mit Randsteinen markiert und mit Steinlagen wieder aufgefüllt. Zum Schluß wurden alle Steine eingesammelt und zusammengefügt, so entstand nach und nach das Straßenpflaster, das als gewölbte Fahrbahn zur Mitte leicht anstiegg, damit das Regenwasser in die Seitengräben abfließen konnte.

  • Nachdem der Tribun die Centurie in Ostia abgelöst hatte und sich um die erkrankten Männer gekümmert hatte trat er wieder die Reise nach Rom an. Auf Halbweg stoppte er seinen Marsch und befahl den Männern auszuschwärmen.


    "Centurio lass die Männer ausschwärmen und nach Spuren suchen."


    "Tribun?" ?(


    Er bemerkte die Unentschlossenheit des Centurios und sprach ihn darauf an.


    "Was ist?"


    "Wozu soll dieser Befehl gut sein?"


    Sichtlich irritiert über das Verhalten des Centurios beantwortete der Offizier die Frage.


    "Seit wann stellt ein Soldat einen Befehl in Frage? Detritus schüttelte den Kopf. "Ich habe den Befehl erhalten diese Gegend gründlich nach Spuren abzusuchen, denn vor nicht allzulanger Zeit wurde hier ein Verbrechen begangen. Man hat damals diesen Straßenteil völlig zerstört."


    "Ach so. Kaum vorstellbar, wer könnte den sowas schaffen?"


    "Bin ich ein Hellseher oder was? -.^ An die Arbeit Centurio."


    Endlich führte der Soldat den Befehl aus und selbst der Tribun sah sich etwas um.

  • Die Männer suchten und suchten nach jedem brauchbaren Beweis ja und einer brachte sogar einen Grabstein, der dann sofort wieder zurückgebracht wurde wo ihn der miles entwendet hatte, doch am Ende fanden die milites keine hilfreichen Spuren und kehrten mit leeren Händen zum Tribun zurück.


    "Tribunus die Männer haben nun drei Stunden alles abgesucht und bald wird es dunkel. Sollen wir weitersuchen?"


    Der Soldat erwähnte natürlich nicht, dass die Männer vor Müdigkeit kaum noch gerade stehen konnten, denn das sah doch jeder.

  • "Ich kann und will nicht ohne einen Hinweis nach Rom zurückkehren." Beim blosen Gedanken zu versagen wurde dem Octavier schon ganz schwindlig "Es wird weiter gesucht und es ist mir egal ob wir dann erst nachts die Stadt Rom erreichen."

  • Es begann bereits zu dunkeln. Nach ihrer Ankunft am Hafen von Ostia gegen Mittag hatte sich Plotina direkt auf den Weg nach Rom gemacht, um endlich ihre italische Verwandtschaft kennen zu lernen. Mitreisende hatten ihr abgeraten, noch am selben Tag aufzubrechen, doch ihre Neugierde und auch ihre Abenteuerlust hatten sie zum Aufbruch getrieben.
    Den ganzen Weg über hatte sie sich an der schon wärmenden Sonne und auch am frühlingshaften Jubilieren der Vögel erfreut, doch nun stand die Sonne schon tief und das Zwitschern der Vögel hatte sich in jenes Keckern verwandelt, das immer die Luft erfüllt, wenn der Himmel sich abends rötet.
    Plotina begann, ihren Entschluss, noch am selben Tag allein nach Rom zu gehen, zu bereuen. Denn noch immer wanderte sie allein die Via ostiensis entlang, und weit und breit war niemand zu sehen.
    Doch halt! Hörte sie da nicht irgendwo Stimmen? Vor sich sah sie eine Weggabelung, und ihr war, als wären dahinter Menschen. Unwillkürlich blieb Plotina stehen und lauschte. Ja, Stimmen und Schritte von etlichen Menschen.
    Sonst durch kaum etwas zu erschüttern, erfasste Plotina auf einmal Panik. War es die Tatsache, dass sie sich allein in einem fremden Land befand? Jedenfalls trieb ihr Fluchtinstinkt sie plötzlich an, sie lief los, verließ die befestigte Straße und wollte sich hinter einem der großen Grabsteine verstecken, die die Straße säumten. Da knickte sie auf der Erde mit dem Fuß um; sie stürzte, suchte sich aber mit den Händen abzufangen, was ihr mit der rechten Hand auch gelang: Diese fasste den Boden, aber die linke Hand ...


    "Ahh!!"


    Ein lauter Schrei aus Überraschung und Schmerz entrang sich Plotina. Mit ihrer linken Hand hatte sie in etwas Scharfes am Boden gegriffen. Sie sank am Boden in sich zusammen, betrachtete wie betäubt ihre linke, blutende Hand - und hörte schon Schritte, die sich ihr näherten. Sie war entdeckt.

  • Gerade als der Tribun den Soldaten wieder entlassen wollte hörte er einen Schrei, der mit großer Wahrscheinlichkeit ganz aus der Nähe kam. Er wandte sich an den Soldaten an und befahl ihm sich sofort wieder auf die Suche zu machen. Der Soldat gehorchte, fluchte ganz leise "caput tuum in ano est" und verschwand kurze Zeit später hinter einem kleinen Hügel, Detritus hingegen ging dem zuvor gehörtem Schrei auf die Spur und fand nicht weit entfernt eine Frau.


    "Salve was ist passiert?"


    Nebenbei sah er ihre blutende Hand und da er kein Tuch bei sich hatte riss er ein Stück seiner tunica ab.

  • Nach ihrem Sturz und ihrer Verletzung hatte Plotina noch einen Augenblick lang halb betäubt und breitbeinig im feuchten Gras abseits der Straße gesessen. Doch mit jedem der Schritte, die sich ihr nun entschlossen und unaufhaltsam näherten, wurde ihr ihre Lage klarer, und sie gewann ihre gewohnte Fassung zurück. Mit einem Ruck richtete sie sich auf, um den Ankommenden angemessen zu empfangen, wer immer es auch sei.
    Trotz ihres wiedergewonnenen Mutes war Plotina doch sehr erleichtert, als sie schließlich statt eines Räubers oder Briganten einen veritablen römischen Tribun auf sich zukommen sah. Seine Erscheinung flößte ihr sofort Vertrauen ein, zumal er Anstalten machte, ihre Wunde mit einem Stück seiner eigenen Tunika zu verbinden und sie auch freundlich fragte, was ihr widerfahren sei.


    "Salve, Tribun! Mein Name ist Sergia Plotina. Ich war auf dem Weg von Ostia nach Rom, bin aber fremd hier in Italien und in der Dämmerung von der befestigten Straße abgekommen. So bin ich dann gestürzt und habe mich dabei an der Hand verletzt."


    Sie hob ihre linke Hand, die sie bisher von ihrem Körper weggehalten hatte, um ihr Obergewand nicht zu beschmutzen, und blickte sie an.


    "Ah, ich sehe schon, das ist keine tiefe Wunde, das ist nur eine leichte ..."


    Plotina stockte. "Das ist eine Schnittverletzung. Aber womit ... Habe ich beim Stürzen denn meinen Dolch verloren?"


    Mit ihrer rechten Hand griff sie unter ihr Obergewand, um zu prüfen, ob ihr Dolch, ein altes Familienstück, den sie auf ihrer Reise mit sich führte, noch an ihrem Gürtel befestigt war.


    "Nein, mein Dolch ist noch an meinem Gürtel."


    Einen Moment lang sah Plotina den Tribun fragend an, dann drehte sie sich um, bückte sich und fuhr mit ihrer rechten Hand an der Stelle, an der sie gestürzt war, über die Grasnarbe. Plötzlich fuhr sie zum Tribun herum:


    "Schau mal! An dieser Stelle ist die Erde ganz aufgegraben und nur notdürftig wieder bedeckt worden - hier bin ich wohl auch ins Straucheln geraten. Und hier!"


    Plotina hielt dem Tribun etwas hin, das sie auf der Erde gefunden hatte: Einen Dolch, länger als ihr eigener und ohne das leuchtende Wappen der Gens Sergia, dafür mit einem ihr unbekannten Emblem.

  • Der Tribun wiederholte seine Begrüßung und obwohl sich die Frau wohl nur eine leichte Schnittverletzung zugezogen hatte versorgte er die Wunde so gut wie er konnte.


    "Salve Sergia Plotina es ist mir eine Freude dich kennenzulernen. Ich bin Lucius Octavius Detritus, tribunus cohortis urbanae."


    Den Dolch an ihrem Gürtel hatte er sehr wohl bemerkt und dies war für den Tribun schon Beweis genug dass sie nicht von dieser Gegend war und die Gesetze Roms noch nicht kannte.


    "Wenn dich dein Weg wirklich nach Rom führt so solltest du mir deinen Dolch übergeben, denn in Rom ist das Tragen von Waffen verboten."


    Natürlich beruhigte er sie und versprach sie nach Rom zu eskortieren und während er das tat fand sie einen anderen Dolch an der Stelle wo sie sich verletzt hatte.


    "Was mag das wohl für ein Emblem sein?" Fragte er sie während er sich das gute Stück etwas genauer ansah.

  • Der Tribun verband Plotinas linke Hand mit den geübten Bewegungen des Soldaten. Dankbar lächelte Plotina ihn an.


    "Verzeih, Tribun, ich bin in Ägypten aufgewachsen und nun tatsächlich zum ersten Mal in Italien. Während meiner Anreise verstarb mein Begleiter in Tessalonica, so dass ich die Überfahrt nach Ostia ganz allein unternehmen musste. Und in Ostia angekommen, musste ich erfahren, dass mein Brief an meine Familie in Rom offenbar nicht angekommen ist. jedenfalls war niemand da, um mich abzuholen, und so habe ich mich kurz entschlossen allein auf den Weg gemacht. Und so allein als Frau auf der Straße - ich dachte, da wäre mein Dolch eine gute Versicherung. Eines Tages würde ich ihn allerdings gerne wieder erhalten - er ist eine der wenigen Erinnerungen an meinen Vater Marcus Sergius Cethegus, den ich kaum gekannt habe."


    Plotina löste die kleine Tasche aus Schweinsleder, in dem sich ihr Dolch befand, von ihrem Gürtel und hielt sie dem Tribun lächelnd hin.


    "Aber gerne übergebe ich den Dolch jetzt dir, besonders wenn ich tatsächlich dein großzügiges Angebot annehmen dürfte, dass du mich nach Rom geleitest. Allerdings habe ich dir schon so viele Umstände gemacht ..."


    Lucius Octavius Detritus nahm ihren Dolch entgegen.


    "Wie gesagt, ich bin fremd hier in Italien, dafür aber jetzt natürlich umso neugieriger. Darf ich fragen: Ist das Wappen auf dem Dolch, den wir gerade auf der Erde gefunden haben - ist das das Wappen einer Gens hier in Rom?"

  • Als sie ihm ihre Geschichte erzählte dachte der Tribun lieber an leckeren köstlichen italischen Wein und nickte hin und wieder, dann nahm er behutsam den Beutel, der ihm gereicht wurde und öffnete ihn um sich den Dolch anzugucken denn vielleicht war ja das gleiche Emblem abgebildet wie auf dem anderen Dolch, doch leider war das nicht der Fall.


    "Ein sehr schönes Stück." meinte er nur und steckte den Dolch wieder in den Lederbeutel.


    "Keine Ahnung in Rom leben viele gentes da kann man sich unmöglich an jedes Emblem erinnern. Es könnte auch das Emblem eines Vereins sein."

  • Plotina bemerkte die wachsende Ungeduld des Tribuns. Sie schalt sich selbst, Detritus jetzt am Abend, da er doch sicher schon einen anstrengenden Tag hinter sich hatte, so aufzuhalten. Trotzdem wollte sie nicht ganz so unwissend erscheinen und konnte sich nicht enthalten, ihm zu erwidern:


    "Du hast ganz Recht, dieses Erbstück meines Vaters ist ein Exemplar von hoher Qualität. Das kann man von dem Dolch, den wir gefunden haben, nicht gerade behaupten. Nicht, dass ich eine Kennerin wäre oder es gar mit einem Tribun wie dir aufnehmen könnte, aber hast du bemerkt, wie leicht der andere Dolch war? Für ihn ist keine gute Legierung verwendet worden. Und wenn mich nicht alles täuscht, ist seine Spitze schon beschädigt gewesen ..."


    Plotina wandte ihren Blick einen Moment vom Tribun ab, um ihn dann umso fester anzusehen.


    "Ich danke dir sehr für deine Hilfe. Aber jetzt wird es mit Macht dunkel, und ich frage mich, ob wir uns nicht auf den Weg nach Rom machen sollten."

  • Immer mehr hatte er den Eindruck dass sie viel mehr als nur eine einfache römische Frau aus Aegypten war, denn sie verfügte über ein beträchtliches Wissen über Dolche. Er hätte ihr noch stundenlang zugehört so gut hatte sie das gerade erklärt, doch es wurde schon langsam dunkel und er musste seine Jungs und die Frau nach Rom bringen.


    "Ich danke dir für deine ausführliche Erklärung. Ja es wird dunkel und ich muß noch meine Männer zusammentrommeln."


    Er sah sich um und hoffte seinen treuen princeps prior zu sichten.


    "Wo ist blos der princeps prior abgeblieben?"


    Der Tribun schien äusserst hilflos zu sein, doch vielleicht konnte ihm wieder mal die Frau behilflich sein.

  • Detritus sah sich suchend um. In Plotina keimte immer mehr das schlechte Gewissen gegenüber dem Tribun, und das umso mehr, als er sich auch gerade noch so freundlich ihr gegenüber geäußert und sie gelobt hatte. Unbedingt wollte sie jetzt auch etwas für ihn tun, auch wenn es noch so wenig war.
    Deshalb begann jetzt auch sie, ihren Kopf hin und her zu drehen und nach dem princeps prior zu suchen. Doch das Dunkel des Abends fiel immer stärker auf die Landschaft herab, und Plotina begann zu frösteln. Ihr ganzer Körper zog sich unwillkürlich zusammen; zunächst glaubte Plotina, dies sei wegen der Feuchtigkeit und der Kälte, doch dann wurde sie gewahr, dass sie unbewusst ein dumpfes Geräusch vernommen hatte, ein Geräusch wie einen Schlag. Sie sperrte Augen und Ohren auf und trat einen Schritt auf den Tribun zu.


    "Hast du auch etwas gehört? Ich meine dort, hinter dem Hügel?"

  • Der Octavier hörte zwar nichts ging trotzdem hinter dem Hügel und entdeckte seine Männer, die gerade dabei waren einen riesigen Stein wegzuwälzen.


    "Bei den Göttern was treibt ihr da? Sofort aufhören!!! Princeps sammel die Männer wir maschieren weiter."


    Die Männer ließen den Stein los und dieser rollte nun unkontrolliert und langsam weiter und traf das Pferd des Tribunus. Der Tribunus war fassungslos und voller Wut sah er seine Männer an, verlor aber trotzdem nicht die Beherrschung.


    :patsch:


    "Ich reg mich erst gar nicht auf." Er gab den Befehl das Pferd an Ort und Stelle zu töten und wenn man schon mal dabei war es auch zu schlachten.


    "Tribun das wird auch seine Zeit brauchen." meckerte einer der müden Soldaten. "Schneidet einfach soviel Fleisch ab wie ihr könnt." Dann ging er zur Frau, die Zeugin einer so grausamen Tat und versuchte sie zu beruhigen.

  • Plotina war sprachlos wegen all dem, was sich in der kurzen Zeit, seit sie Detritus begegnet war, ereignet hatte. Sie musste schon sehr an sich halten und sich mit ihrer ganzen Konzentration das ins Gedächtnis rufen, was ihr Lehrer ihr über stoische Gemütsruhe beigebracht hatte, um nicht in hysterisches Lachen auszubrechen.
    Umso mehr bewunderte sie die Selbstbeherrschung des Tribuns. Als dieser sich ihr näherte, um sich zu beruhigen, fühlte sie sich gleich viel besser. Ihr Drang loszulachen, hatte sich in eine Art aufgeräumten Galgenhumor verwandelt.


    "Na, für Nachtessen ist ja jetzt gesorgt." :)


    Was auch passieren und wo immer sie die Nacht verbringen würde, und sei es hier im Freien, in Gegenwart von Detritus fühlte Plotina sich sicher. Dann sah sie sich die Männer des Tribuns etwas genauer an.


    "Detritus, du bist doch Tribun der Cohortes urbanae. Kennst du meinen Cousin Titus Sergius Lupus? Er ist mein nächster Verwandter und miles bei den Cohortes urbanae."

  • Detritus bat einen Soldaten ihm ein feuchtes Tuch zu besorgen und als er es bekam pulierte er sich damit seine Glatze oder die wenigen Haare, die ihm geblieben waren.


    "Sergius Lupus?"


    Der Tribun kannte den Mann nicht, denn er war ja erst seit Kurzem zum tribunus ernannt worden.


    "Tut mir Leid ich kenne keinen Sergius, doch vielleicht kennt ihn einer meiner Soldaten." Doch dann fiel ihm eine viel bessere Idee ein. "Zum Glück war ich mal architectus und kenne die meisten domus der Stadt Rom. Ich glaub in der via nomentana lebt ein Sergius vielleicht kann der dir weiterhelfen."


    Wie dem auch sei er würde sich den Namen des miles merken und nach seiner Akte im tabularium der cohortes urbanae suchen lassen.

  • Im Laufschritt näherte sich der princeps prior um dem tribunus die neuste Meldung zu überbringen.


    "Tribun wir sind zum Abmarsch bereit. Wir warten nur mehr auf deinen Befehl."


    Ganz tief in seiner Soldatenseele hoffte der princeps prior endlich diese via verlassen zu können.

  • "Da bist du ja endlich princeps, ja wir maschieren ab. Wir haben einen Hinweis, eine Frau nach Rom zu begleiten und ich bin müdeeee." Neben gähnte der tribunus cohortis urbanae. "Und ohne Pferd kann ich auch noch nach Rom zu Fuß maschieren." Der princeps kicherte doch ein Blick des Octaviers ließ schon eine Degradierung befürchten und der Unteroffizier hörte damit auf.


    "Ab zur porta raudusculana!!!" schrie der Tribun und nebenbei setzte sich der Trupp in Bewegung.

  • Nach ihrer Abfahrt von der Curia Ostiensis waren die beiden Reisewagen mit den fünf für ostiensische Verhältnisse hochrangigen Gesandten an der Porta Romana Ostiensis auch auf den dritten Wagen ihres Trosses gestoßen. Dieses in der Mitte ihrer Kolonne fahrende Gefährt war beladen mit einer großen von sechs Liktoren (den viern des iulischen Duumvirn, sowie den zweien des helvetischen Aedils) bewachten Truhe. Einen Anspruch auf die Liktoren hatten die beiden gewählten Magistrate dieser Delegation außerhalb der Grenzen ihrer Civitas ja nicht, sodass Dives die Männer kurzerhand zur offiziellen Schutztruppe für das Aurum Coronarium gemacht hatte, um sie dennoch mitnehmen zu können. Irgendeinen Schutz brauchte das kaiserliche Geschenk schließlich und wieso sollte man nicht das Notwendige mit dem Nützlichen verbinden?


    So rumpelts und holperts
    über Stock und Stein.
    Die Reisenden folterts,
    doch so muss es sein.


    Im vordersten Reisewagen fuhr selbstredend der iulische Duumvir selbst zusammen mit dem helvetischen Aedil, wie auch dem sulpicischen Hafenverwalter. Sie waren kaum aus der Stadt raus, da bereute es Dives bereits beinahe, dass er nicht zu Pferd reisen konnte, sondern in dieser wackelnden und wankenden Box gefangen war. Vielleicht ergäbe sich als Ausgleich dafür ja wenigstens das eine oder andere nette Gespräch.
    "Und? Schon aufgeregt?", startete er einfach mal neugierig lächelnd.
    "Es geht...", antwortete der Sulpicier. "... das heißt: Eigentlich kann ich es noch immer nicht ganz glauben, dass wir gerade auf dem Weg nach Roma - zum Kaiser - sind.", ergänzte er sich sogleich mit einem Augenrollen, schaute aus dem kleinen Fenster in der Tür und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft...

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • War er nervös. Ocella konnte gar nicht in Worte fassen, wie nervös er war. Einerseits hing das sicherlich damit zusammen, dass das erste Zusammentreffen von Stadtvertretern und Palmanern, nun ja, zur Inhaftierung der Statvertreter geführt hatte. Anderseits wurde Ocella jedes mal, wenn er sich das Zusammentreffen mit dem Kaiser vorstellte, klar, dass seine Gens einst Klientelgens der Ulpier gewesen waren und damit lange auch wichtige Ämter am Kaiserhof innegehabt hatten. Ocella stellte sich die Arbeit am Kaiserhof immer wie einen Lauf über rutschigen Boden vor. Überall lauerten Stolperfallen. Und wenn man einmal ins schliddern geriet, verlor man nicht nur das Gleichgewicht, sondern auch die Gunst des Kaisers...


    Und jetzt musste Ocella auf diesem Boden gehen. Würde dem Kaiser entgegentreten und vertrat dabei nicht nur sich selber, sondern auch seine Gens und die Stadt Ostia. Ja klar hatte er sich dem gewachsen gefühlt, als das Treffen noch in ferne Zukunft lag. Doch rückte es jetzt zum Greifen nahe und Zweifel machten sich - vorerst nur - im Hinterkopf des Helvetiers breit. Daher antwortete er nicht gleich auf die Frage des Iuliers, sondern betrachtete erstmal den Wegrand, bevor er dann nach dem Sulpicier sprach:


    Jetzt wo das Treffen näher rückt werde ich doch etwas nervös.


    gab er dann letztlich zu, dass er nervös war, das Ausmaß seiner Nervösität aber verschweigend, bevor er hier noch als Angshase dastand und womöglich wieder zurückgeschickt wurde aus Furcht, dass die Nervösität während des Aufeinandertreffens mit dem Kaiser Überhand nehmen könnte. Tatsächlich hatte Ocella keine Ahnung, wie es ihm gehen würde, wenn er erstmal vor dem Kaiser stünde.

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