Agonium des Sol Indiges DCCCLXVIII A.U.C.

  • Es schien als würde der Winter in diesem Jahre sich ein wenig verspäten, denn noch immer war es sehr mild und ein wenig zu warm für den December. Die Bauern außerhalb der Stadt betrachteten dies bereits mit Sorge, waren sie doch abhängig von den Jahreszeiten, und ohne Verlass auf eben diese war auch kein Verlass auf Erträge. Zweifelsohne würden die anstehenden Saturnalia um so ausgiebiger gefeiert werden, immerhin war Saturnus maßgeblich zuständig für Felder und Äcker. Die Bewohner Roms indes erfreuten sich durchaus an gemäßigten Temperaturen und der zartgoldenen Sonne am hellblauen Himmel, welche es an diesem Tage zu feiern galt, wurde doch das Agonium des Sol Indiges zelebriert - wenn auch nicht sonderlich ausgiebig, noch von einem Großteil der Bevölkerung. Nur eine handvoll Priester hatten sich in der Regia eingefunden, der Rex Sacrorum Menenius Lanatus und die Pontifices Cornelius Scapula und Flavius Gracchus, dazu einige Kulthelfer. Einer von letzteren hielt das Opfertier an einem Strick um den Hals, ein Widder mit weißfarbenem Fell, welches zusätzlich gekalkt und mit glitzernden Eisenspänen durchsetzt worden war, dass es schimmerte und glitzerte und das goldfarbene Licht der Kerzenflammen reflektierte, ebenso wie die mit einem Hauch von Gold überzogenen mächtigen Hörner und Hufe des Tieres. Mit zitternder Hand zog der greise Menenius eine Falte seiner Toga über den Kopf und eröffnete den Ritus mit einer Geste der rechten Hand. Auch Scapula und Gracchus taten es ihm gleich, ehedem sie je eine handvoll Weihrauch über die glimmenden Kohlen der goldfarbenen Becken zu Seiten des Altares streuten, um die Verbindung zu öffnen zwischen der profanen Welt und der göttlichen Sphäre des Sol Indiges. Mehr in der Routine seines Amtes als mit aufmerksamer Konzentration vollführte der Opferkönig die Reinigung und anschließende Salbung des Opfertieres, während Gracchus ein Pergament entrollte und langsam, in getragenem Timbre die Worte verlas, welche er so oft bereits in diesem Raum gehört hatte, dass er sie im Grunde nicht einmal mehr musste ablesen.
    "Sol Indiges, strahlende Sonne am Firmament!
    Dir weihen wir unsere heiligen Riten,
    Unsere Gebete und Entsühnungen, erhabenstes Gestirn,
    Für alle Tage welche du uns erleu'htet hast.
    Dein goldfarbenes Antlitz ist uns Wärme,
    Dein strahlendes Abbild ist uns Licht,
    Mannigfaltiger, nimm Du unsere Gabe,
    Glückverheißender, hör unser Gebet, gib uns schuldloses Heil,
    Mit Frieden, Göttlicher, und dem notwendigen Wohlstand."

    Kaum hatte er geendet nahm Menenius seine secespita und entkleidete symbolisch das Tier, während Cornelius den Schmuck, die scharlachrot- und weißfarbenen Wollbinden von den Hörnern nahm, eben diese packte und ein wenig den Kopf des Widders anhob. Weitaus schneller, als sein Alter dies vermuten ließ, stach der Rex Sacrorum die scharfe Klinge in die Kehle des Tieres, welches augenblicklich aufzubegehren begann, und stieß noch einmal mit ein wenig mehr Kraft nach. Cornelius Scapula hielt den Widder in festem Griffe, während der Flavier in einer goldfarbenen Schale ein wenig des frischen Blutes auffing, und einen Herzschlag lang trafen sich die besorgten Blicke der beiden Pontifices und in ihren Augen stand die Frage, wie viele Agonalia dies noch würde gut gehen. Allmählich indes entwich das Leben aus dem Tier, welches ob dessen zu Boden sank. Mit wenigen, routinierten Schnitten war der Körper ausgeweidet und der Rex Sacrorum kniff seine Augen zusammen und begutachtete die Leber und das Herz und befühlte sie mit seinen Fingerkuppen.
    "Litatio!"
    verkündete er sodann mit krächzender Stimme und überließ es sodann den beiden Pontifices, den Ritus aktiv abzuschließen mit der Verbrennung der Opferteile, während er, beinahe ein wenig unbeteiligt, dabei nurmehr zusah.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

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