[Tablinum] Der Sohn eines alten Freundes - iterum

  • Beim letzten Mal hatte Macer den jungen Annaeus Florus im Triclinium zu einem Abendessen empfangen, aber diesmal hatten sie einen eher geschäftlichen Termin kurz nach der Mittagszeit vereinbart. Daher war das Tablinum diesmal der angemessene Ort, an dem Macer seinen Gast empfing. "Salve, Viginitivir Annaeus", grüßte er ihn förmlich, aber dennoch freundlich. Immerhin war der junge Mann nun sowohl der Sohn eines alten Freundes, als auch ein amtierender Magistrat Roms.

  • Salve, Senator Purgitius. begrüsste ich in der gleichen Manier den alten Freund meines Vaters und meine heutige Ansprechperson.


    Nach den üblichen Erkundigungen über die Befindlichkeit und den Verlauf der allgemeinen Politik, brachte ich das Gespräch ziemlich schnell auf den Punkt. Immerhin ging es um einen geschäftlichen Termin und nicht einen privaten Plausch.


    Senator, ich komme zu euch, weil ich von meinem Patron seit seiner Abreise nach Germania keine Nachrichten erhalten habe und daher keine Gewähr habe, dass meine Briefe bei ihm angekommen sind, oder er sich aus Germania für meine Sache einsetzen könnte.


    Hier stoppte ich wieder, um meinem Gegenüber die Chance zu geben, mir mitzuteilen, falls kein Interesse oder keine Möglichkeit bestünde, mich in irgend einer Art zu unterstützen. Es machte ja auch wenig Sinn, meine weiteren Karrierewünsche mit jemandem zu besprechen, der gar nicht helfen könnte.

  • Macer war es durchaus Recht, dass das Gespräch schnell auf den Punkt kam, auch wenn er keinen ernsthaften Zeitdruck hatte. Aber das Anliegen war ernst genug, um es nicht durch Plauderei hinauszuschieben.


    "Das ist bedauerlich. Dein Patron ist sicher ein viel beschäftigter Mann, aber trotzdem ist es schade, wenn er deine Briefe überhaupt nicht beantwortet. Hoffentlich ist dies kein schlechtes Zeichen, dass gravierende andere Dinge seine volle Aufmerksamkeit erfordern", blickte Macer erst einmal von einem ganz anderen Blickwinkel auf die Nachricht. Er nahm war an, dass man in Rom schon erfahren hätte, wenn es Probleme in Germania gäbe, aber es konnte ja durchaus auch noch andere, weniger öffentliche Gründe für ausbleibende Antworten geben, die nicht minder bedauerlich wären. "Ich kann ihm gerne auch einen Brief schreiben, wenn dies hilfreich sein sollte", bot Macer als nächstes an, auch wenn er in dieser Sache wohl kaum mehr Gewicht hatte als eine Menge anderer Senatoren auch. Zumal ein größer werdender Stapel an Briefen von allen möglichen Leuten die Wahrscheinlichkeit auf eine zeitige Antwort nicht zwingend erhöhte. "Bist du denn gerade konkret auf Unterstützung durch ihn angewiesen?", erkundigte er sich dann und vermutete schon, dass Annaeus Florus nicht gänzlich ohne einen konkreten Anlass gekommen war.

  • Die Antwort des Senators erstaunte mich nicht. Wer würde sich denn auch um Arbeit reissen, zumal der Bittsteller kein eigener Klient war. Und dennoch schwang in der Antwort auch eine Prise an Hilfsbereitschaft mit, zumal der Senator sich am Ende ganz konkret danach erkundigte, um ich gerade Hilfe benötigen würde.


    Ich ging davon aus, dass ihr als Senator schon Informationen hättet, falls dem Legatus Augusti Pro Praetore in Germania etwas Schlimmes widerfahren wäre, zumal er ja die Augusta unter seinem Schutz hatte. Sollte ihr etwas zugestossen sein, wäre dies sicherlich wie ein Lauffeuer durch Rom gegangen. Daher nehme ich an, dass er einfach durch seine Arbeit abgehalten wird.


    Damit war zumindest klargestellt, dass ich nicht an das Schlimmste gedacht hatte, aber mir schon Sorgen gemacht hatte.


    Ich glaube auch nicht, dass ein weiterer Brief auf dem Stapel eine schnellere Antwort ermöglichen würde, daher danke ich für das Angebot eures Schreibens ohne es anzunehmen.


    Ich konnte mir wirklich auch nicht vorstellen, weswegen dieses Vorgehen zum für mich erhofften Erfolg führen könnte.


    Unterstützung wäre jedoch vermutlich keine schlechte Sache, wo sich nun meine Amtszeit als Vigintivir dem Ende zu neigt.
    Damit kam ich auf den Punkt, atmete nochmals tief durch und preschte dann vor.
    Ich würde gerne nach dem Vigintivirat ein Militärtribunat antreten. Jedoch ohne Unterstützung durch jemanden der mich dafür vorschlägt wird dies wohl kaum möglich sein.

  • Erst als es Annaeus Florus aussprach, fiel es auch Macer wieder ein, dass ja die Augusta nach Germania gereist war. Das war eine mehr als plausible Erklärung dafür, dass der Legatus Augusti pro Praetore der besuchten Provinz gerade andere Dinge zu tun hatte, als Briefe zu beantworten. Zumal ja sogar die Option bestand, dass er sich gerade vor Ort persönlich gegenüber der Kaiserin für seine Klienten einsetze, nur eben noch nicht davon berichten konnte. Jeder Anflug von Sorge verschwand somit auf Macers Gesicht und wich sogar eine entspannten Lächeln, als sein Gast das Anliegen vortrug.


    "Nun, dass sollte freilich überhaupt kein Problem sein. Ich habe bisher nichts schlechtes über deine Arbeit als Vigintivir gehört und auch der persönliche Eindruck, den du mir bei deinen Besuchen in meinem Haus vermittelt hast, spricht eher für als gegen ein Militärtribunat. Ich kann der Kanzlei daher gerne empfehlen, dich bevorzugt für ein Tribunat zu berücksichtigen. Hast du einen bestimmten Wunsch, wohin du versetzt werden möchtest?" Es war in solchen Fällen zwar sehr viel wirkungsvoller, wenn der Kommandeur der Wunscheinheit eine Empfehlung aussprach, aber eine schwache Empfehlung war immer noch besser als gar keine. Zumal Macer diverse Kommandeure kannte und daher zumindest den Eindruck erwecken konnte, er wollte einem Kollegen etwas Gutes tun, indem er ihm einen guten Tribunen zuweisen ließ.

  • Die entspannte Antwort des Senators war eine Erleichterung für mich. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte schon immer Mühe gehabt, meine eigene Arbeit und ihre Wirkung auf andere Menschen einzuschätzen und neigte ständig dazu, fast eine Art von Angst zu entwickeln, dass ich nicht genügen könnte.


    Eine solche Empfehlung würde ich natürlich sehr schätzen. Da ich bisher in meinem Leben noch nie im Norden war, würde ich eigentlich ganz gerne in Germanien dienen, um auch diese Region und ihre Kultur etwas kennen zu lernen. Aber wenn es an einem anderen Ort eine Einheit gibt, die einen Jungspund aufnehmen kann, dann würde ich natürlich auch diese Chance gerne nutzen.


    Eigentlich war es mir wirklich ziemlich egal, wohin mich das Tribunat verschlagen würde. Es ging mir viel mehr darum, meine Karriere nicht gänzlich an einem Schreibtisch zu verbringen.


    Mir ist einfach wichtig, dass ich nicht nur an einem Schreibtisch Karriere mache. Ich möchte unbedingt auch etwas Militärisches gelernt haben, bevor ich mich hier in Rom hinter einen Schreibtisch fessle.

  • "Eine lobenswerte Einstellung", kommentierte Macer das Ansinnen des jungen Annaeus. "Mir hat meine Zeit beim Militär sehr viel Freude bereitet. Ich möchte nicht behaupten, dass mir meine Zeit als Senator und Magistrat Roms nicht auch sehr viel Freude bereitet hätte, aber wenn ich mich für eines entscheiden müsste, würde ich vermutlich wieder die Zeit beim Militär nehmen", fügte er noch an, auch wenn er zugeben musste, dass seine eigene aktive Zeit als Offizier inzwischen soweit zurück lag, dass er sie wohl schon ein wenig zu verklären begann. Das Leben als Politiker war nämlich definitiv auch kein schlechtes.


    "Soll ich die Empfehlung sofort aussprechen, oder soll ich noch irgendein Ereignis abwarten?" erkundigte er sich dann weiter nach dem gewünschten Vorgehen. Es konnte ja sein, dass der Viginitivir für das Ende seiner Amtszeit noch etwas geplant hatte, mit dem er in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gelangen würde.

  • Ich danke dir von Herzen! antwortete ich erst einmal, was selbstverständlich komplett ernst gemeint war, ohne irgendwelche weitere Hintergedanken.


    Ich habe eigentlich nichts geplant, ausser dass ich dem Praefectus Urbi und damit vielleicht auch dem Senat noch Bericht liefern müsste über die neue Art die Strassen zu putzen, welche wir kürzlich in der Subura ausprobiert haben. Sollte der Praefectus mir die Chance geben, dieses neue Vorgehen im Senat vorzustellen, dann könnte dies natürlich schon noch einen Einfluss haben. Falls nicht, dann würde meine Amtszeit unspektakulär enden.

  • "Gut, dann werde ich die Empfehlung an die Kanzlei alsbald auf den Weg bringen", beschloss Macer. "Und gespannt erwarten, ob wir dich noch einmal im Senat sprechen hören." Von der Straßenreinigung hatte Macer nicht mehr Ahnung als die meisten durchschnittlichen Römer wohl hatten, aber er war durchaus neugierig, mehr zu erfahren, wenn sich schon die Gelegenheit bot.

  • Ich bedankte mich erneut für den Einsatz, welchen der Senator für mich leisten wollte.


    Da er jedoch keine weiteren Fragen hatte oder etwas zu der Putzaktion fragte, nahm ich an, dass dies das Ende des heutigen Gespräches war.


    Ich hoffe sehr, dass ich im Senat dazu sprechen darf, aber es liegt am Praefectus Urbi zu entscheiden.


    Dann empfahl ich mich.

  • Macer verabschiedete seinen Gast freundlich und machte sich dann eine Notiz, damit er auf keine Fall vergaß, ein Empfehlungsschreiben an die Kanzlei zu senden und ein persönliches Gespräch mit weiteren Details zu der Empfehlung anzubvieten.

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