Der Kaiser ist tot. Schon wieder.

  • Nach einer durchhetzten Nacht, die kaum Schlaf geboten hatte, stand Vala mit leichten Ringen unter den Augen und übte sich in demonstrativer Betroffenheit, die natürlich keinen Hauch unter die Haut ging. Vielmehr galt seine, tatsächlich ehrliche Sorge vielmehr der Tatsache, dass ein neuer Bürgerkrieg ins Haus stand und der nur mit viieeeeeel Glück zu vermeiden war. Aber genau deshalb hatte er ja die Senatoren zusammengerufen.

  • In Trauerkleidung statt in seinem üblichen Senatsgewand erschien Macer zur außerordentlichen Sitzung, nachdem er zu Hause am Hausaltar für den Genius des verstorbenen Kaisers geopfert hatte. Den anderen Senatoren, die mit ihm eintrafen, versicherte er mit angemessener Trauermiene, dass er genauso wie sie überrascht und bestürzt über den unerwarteten Tod des Kaisers war.

  • Unverständnis, Bestürzung, ja sogar Ungläubigkeit begleiteten Menecratess beim heutigen Gang in den Senat. Die Hoffnung auf Orientierung trug ihn ebenso wie die Aussicht auf weitere Informationen, um nicht ausschließlich bestürzt, sondern Stütze sein zu können.

  • Auch Sedulus kam in einer Tracht welcher einer solchen Situation angemessen war. Er begab sich auf seinen Platz. Er selbst konnte es noch gar nicht fassen, wie manch anderer Senator wohl auch. Er bilckte sich in der Curie betroffen um. Diverse Senatoren in seiner Umgebung tuschelten miteinander wärend er ruhig seinen Gedanken nachging. Was diese Sitzung wohl bringen mochte?

  • Zum Zeitpunkt als der Bote kam, war Germanicus Avarus sehr nachdenklich gewesen. Mehrmals hatte er die wenigen Zeilen des Konsuls durchgelesen, aber am Ende stand immer wieder der Satz im Raum: 'Der Kaiser ist tot.' Wie oft noch musste er diesen Satz hören in seinem bescheidenen Leben? Zuviele hatte er kommen und gehen sehen. Es war eine unerträgliche Last, die den Alten auferlegt wurde. Gleich nachdem der Bote gegangen war, zog er sich in das Gebetszimmer zurück. Nicht weil es ihm dürstete den toten Kaiser zu beweihräuchern sondern weil sich eine quählende Angst auf seine Seele legte. Angst darum was aus Rom diesmal werden würde. Krieg und Verderben hatten das Weltreich monatelang ausgezerrt. Eine Tragödie die Nächste gejagt. Schnell kam er zu dem Entschluss, das Weihrauch nicht ausreichend war und etwas größeres her musste. Noch in der Nacht war der Opferraum des Hauses zu einer ritualen Ekstase verwandelt worden und neben dem Wohlergehen des römischen Staates stand der Verflissene ganz weit oben auf dem Gebetszettel.


    Dementsprechend übernächtigt erschien ein mürrischer Senator Germanicus Avarus im Trauergewand in der Curia Iulia. Vielleicht zwei Stunden hatte er am Altar einen unbequemen Schlaf gehalten bevor er von den Dienern eher abwesend als wach zum Reinigen geführt wurde. Die Klienten mussten an diesem frühen Morgen unverrichteter Dinge wieder abziehen und Avarus wurde letztendlich mit der Sänfte zum Senat geschafft. Eine gute Zeit, um noch ein paar Minuten Schlaf nachzuholen.


    Jetzt da er unter jenen stand die das Reich zu regieren hatten bis das Testament verlesen war, drängten sich ihm gar weltliche Fragen auf. Fakten die ihm den Geist rauben wollten so schien ihm... 'wer war cornelius palma eigentlich', ... oder 'kannst du davon sprechen palma gekannt zu haben?' ... oder 'was war sein regierungsstil' ... oder oder oder....


    Avarus presste die Handflächen an die Schläfen, um diese Fragen zu vertreiben. Wahrscheinlich war er nur genauso unmächtig ob des unerwarteten Umstandes wie alle Anderen auch. Ohne weitere Senatoren zu begrüßen, stolperte er an seinen Sitzplatz und ließ sich danieder sinken.


    Er fühlte sich nicht wohl heute. Die Ereignisse überschlugen sich mal wieder. Keine Ahnung, was diese Zusammenkunft bringen sollte. Avarus sehnte sich nach seinem Bett...

  • Wie wohl jeder andere der Senatoren, so war auch der Tiberier über dieser Nachricht in sich zusammengesackt. Das kam mehr als unerwartet, doch der Tod hatte nunmal diese Eigenschaft. Dass sein Dasein als Senator nun in diesen schweren Stunden beginnen würde, war ein merkwürdiges Vorzeichen. Doch all die Überraschtheit konnte dem Tiberier nicht einen entzückenden Gedanken nehmen: So stellte er sich mit großer Freude vor, wie wohl eine der letzten Amtshandlungen des Corneliers jene war, ihn zum Senator zu ernennen. Die Idee war einfach großartig, wie dieser Kaiser über der Unterschrift unter das Dokument in sich erstarb und das letzte, an was er dachte, der treue Tiberier war. Prächtig! Auch wegen dieser - natürlich nur für Lepidus selbst als überhaupt realistisch einzustufenden - Idee, opferte er dem Kaiser besonders lang und ausgiebig. Sein Gebet erstreckte sich der übertrieben gefühlten Länge nach über die gesammelten Werke Vergils.


    Für ihn und seine Familie würde der Wechsel an der Spitze Roms viel bedeuten. Hatten sie Palma noch als den Bezwinger ihres Peinigers Salinator feiern dürfen, so wurden die Karten nun endgültig neu gemischt. Wer würde es werden? Wer stand überhaupt zur Verfügung? Neben der Erschütterung mussten jetzt irgendwie klarere Nutzenabwägungen getroffen werden. So nahm er dann Platz im Senate. Ein nettes Gefühl, trotz bedauerlichem Anlass.

  • Gracchus hatte am Morgen bereits ein ausgiebiges Opfer in der Villa Flavia zelebriert - ein Hahn hatte sein Leben lassen müssen -, nicht jedoch für den Genius des verstorbenen Kaisers, sondern zu Ehren der Schutzgeister der flavischen Villa. Alle Eingänge des Hauses waren mit Balken gesichert, die Sklaven hatten Order niemanden außer den Bewohnern einzulassen, und die Bewohner die Order das Anwesen nicht zu verlassen. Palma hatte weder einen Sohn hinterlassen, noch öffentlich einen Caesar bestimmt, und in Anbetracht der Ereignisse des letzten Kaiserwechsels schien es Gracchus nur allzu denkbar, dass erneut ein Bürgerkrieg über Rom würde einbrechen. Ein wenig Konsternierung zeigte sich darob auch auf dem Antlitz des Flaviers, nicht aus Trauer über den Verlust Palmas, sondern aus Bangen vor der Zukunft Roms.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Ebenso wie der Consul, hatte auch Livianus eine lange Nacht hinter sich, was man ihm auch deutlich ansah. Er wirkte heute Älter als er ohnehin schon war und kam als einer der letzten Senatoren, die den Senatssaal der Curie betraten. Bis zu Letzt war er davor gestanden um sich zu vergewissern, dass die Soldaten der Cohortes Urbanae auf dem Forum wie vereinbart Aufstellung nahmen. Trotz anfänglicher Überlegungen hatte er sich gegen Soldaten im Senat entschieden, jedoch ließ er die Eingänge zur Curie bewachen.


    Wie alle anderen, hatte auch der Decimer Trauerkleidung angelegt und gesellte sich zu seinem Sitzplatz, wo die meisten der anderen Consulare bereits auf sein Eintreffen warteten und ihn sofort mit ihren zahlreichen Fragen überfielen.

  • "Patres conscripti.", begann Vala mit der förmlichen Anrede seiner Mitsenatoren, nachdem sich der Senat versammelt hatte und erwartungsvolles Schweigen herrschte, "Dunkle Stunden haben Rom ereilt, nachdem die Götter es für billig befanden unseren verehrten und geliebten Princeps, den Imperator Caesar Augustus Appius Cornelius Palma zu sich zu rufen. Die Stadt und seine Einwohner trauern ob dieses Verlusts, war der Princeps in seiner Güte und ob seiner mit ruhiger Hand geführter Staatsgeschäfte nach den Wirren des Krieges und der Willkür beim Volke äußerst beliebt.", strich Vala erst einmal die übliche rhetorische Butter auf's Brot, ohne natürlich auch nur ein Wort so zu meinen. Letztlich war es vor allem einem schwachen und entsprechend nie existierenden Valerianus und einem danach vor allem in schrillen Tönen auftretenden Vescularius zu verdanken gewesen, dass der Cornelier kaum einen Finger rühren musste um ein positives Selbstbild zu kreieren.


    "Die Frage die mir heute viele von euch gestellt haben und immernoch vielen auf den Zungen brennen mag, ist jene, ob der Kaiser tatsächlich von den Göttern zu sich gerufen wurde oder ob ihn nicht jemand zu ihnen geschickt hat..", sprach Vala das große Fragezeichen an, das über der gesamten Urbs zu schweben schien, "..die Medici, die zu Hilfe gerufen wurden, haben letztlich keine Anzeichen von Gewalt oder dem Einsatz verderbender Substanzen gefunden. Der Princeps ist friedlich und allein dem Willen der Götter entsprechend entschlafen.

  • Angesichts dieser Mitteilung atmete Macer leise, aber spürbar erleichtert durch. Er gehörte zwar im Allgemeinen nicht zu den Skeptikern, die ständig überall eine Verschwörung vermuteten und auch diesmal hatte er keine Befürchtung gehabt, dass es nun zwangsläufig zu einem neunen Bürgherkrieg kommen würde, aber die Tatsache, dass der Kaiser zumindest der derzeitigen Einschätzung nach ganz natürlich verstorben war, entspannte die Lage aus seiner Sicht trotzdem. So konnte er sich leicht darauf einlassen, dass man nun wohl auf die Eröffnung des Testaments würde warten müssen.

  • Eher als erwartet endete die Auskunft des Consuls, daher konnte Menecrates nicht behaupten, zufriedengestellt zu sein. Er blickte in die Runde und brach schließlich das Schweigen.


    "Gab es denn im Vorfeld irgendwelche Hinweise auf einen desolaten Gesundheitszustand? Irgendwelche Gebrechen?" Zu überraschend kam die Todesnachricht, um als normal empfunden werden zu können, zumal der Kaiser nicht unbedingt als altersschwach bezeichnet werden konnte.
    "Ich nehme an, er traf keine Vorbereitungen für den Fall des unerwarteten Todes, oder etwa doch? Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich weitere Details hören könnte. Und sei es die Auskunft, dass in der Tat rein gar nichts weiter bekannt ist."

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