Ein Treffen in konspirativer Absicht

  • Zur frühen Mittagsstunde tauchte Lepidus in den Agrippathermen auf, um seinen guten Freund und Verbündeten Iulius Dives zu treffen, wie sie es vereinbart hatten - oder vielmehr, wie er es ihm mitgeteilt hatte. Im Apodyterium streifte er seine Kleider ab und übergab einem Sklaven seine Wertsachen, die er bei sich führte. Mit angezogenen Badesandalen und dem Handtuch in der Hand ging es ins Innere der Thermen. Er hielt Ausschau nach dem Iulier und hoffte, dass dieser sich nicht gerade sein Handtuch über den Kopf gezogen hatte, weil es dann wohl sehr schwer wäre ihn zu identifizieren.

  • Welch Glück der tiberische Freund des Duumviralicius da doch hatte, dass Dives selten nur sich in den öffentlichen Thermen, in denen es schließlich auch irgendwo galt gesehen und wahrgenommen zu werden, mit einem Handtuch seinen Kopf verhüllte. Viel lieber auch ließ sich der junge Iulier gleich zu Beginn einer ausgedehnten Badesitzung erst einmal kräftig anspannungslösend massieren - am liebsten von dem schnuckeligen Hispanier, der ihn, wennauch nur ganz leicht, an Serapio erinnerte. Letzteres war auch der Grund dafür gewesen, dass der gewesene Duumvir eigentlich das kleine Zeitfenster vor seinem anschließenden Termin hier eingeplant hatte. Ja, eigentlich... Denn nachdem ihn sein guter Freund und persönlicher Verbündeter Lepidus nun unbedingt und zeitnah zu sprechen wünschte, war es wohl das Pflicht- und Treuegefühl, welches den Iulier schweren Herzens auf die Freuden der angenehmen Rosenöl-Massage der sanften und doch gleichzeitig männlich-starken Hände verzichten ließ. Hoffentlich wusste der Patrizier, was Dives hier nur seinetwegen freiwillig verpasste! (Das hieß: Eigentlich natürlich besser, er wüsste es nicht.)


    Wie dem auch war, hatte der Duumviralicius sich statt im Massageraum nun also erst einmal wartend im Caldarium der Thermen niedergelassen. Dort saß er ebenfalls ganz nett und doch auch durchaus entspannt im wohlig warmen Wasser und ließ sich von einem Thermensklaven - der war wohl griechisch und schon kein Schreckgespenst (war aber eben kein Hispanier!) - mit regelmäßigen Wassergüssen bedenken. Kurzum: Es war zwar alles schön und entspannend, blieb aber dennoch nur suboptimal. Letztlich lag vor dem Becken, in welchem der Iulier mit geschlossenen Augen den wenigstens kurzen Moment der Ruhe wartend genoss, über seinen Holzschuhen, ohne die sich über den warmen Boden hier nur schwerlich laufen ließ, sein Handtuch. Jenes, denn für Symbolik hatte er etwas übrig, wenn diese ihm denn passte, zeigte durchaus nicht ganz unauffällig auf veneta-blauem Grund die weiße Iulier-Taube, die gerade sinnlich gurrend (denn dies machte sie zum Vogel der Venus, zum Zeichen der Liebe und der Liebenden) aufzufliegen schien. Oder war das sinnliche Gurren vielleicht doch eher dem Iulier selbst zuzuschreiben, der da gerade wieder einen warmen Wasserguss in seinen Nacken genoss?

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    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
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    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Die Luftfeuchtigkeit stieg einem im Caldarium natürlich wieder gleich zu Kopf. Am liebsten hätte sich der Tiberier sofort hingesetzt, denn seine Muskeln schalteten in dieser Umgebung gern auf Entspannungs-Modus. Natürlich eine völlig gerechtfertigte körperliche Gewohnheit. Stattdessen blickte er sich erst einmal weiter um und ging ein paar Schritte, sah hier und da eine mehr oder weniger bekannte Person, grüßte fein und zog weiter. Dann sah er zum Glück den Iulier, der es sich schon allzu gemütlich gemacht hatte. Er wartete ab, bis der Sklave gerade seinen letzten Aufguss beendet hatte und Dives durch das heiße Wasser ausreichend befeuchtet war, bis er noch in Ankommen seine Stimmer erhob. "Na sieh mal einer an. Meine größte Entdeckung ist heute wohl ein Iulier mit erstaunlichem Ruhepuls." Lepidus ließ sich salopp neben den Iulier nieder, der die Augen entspannt geschlossen hatte und dessen Massage-Pläne dem Tiberier zum Glück nicht bekannt waren. Sowas konnte ja auch unmöglich wichtiger sein, als ein Treffen mit seiner geschätzten Persönlichkeit. "Salve Dives. Ich hoffe, es geht dir genauso gut, wie du aussiehst?" Man konnte diese Frage als Kompliment auffassen, doch es war wie immer nicht der direkteste Weg, den der Tiberier wählte. Zum Glück vermied er einen ironischen Unterton, der ihm schon fast zur Gewohnheit geworden war. "Meinen besten Dank, dass du dich so kurzfristig auf dieses Treffen einlassen konntest, aber wie dir ja inzwischen bekannt ist, lohnt sich ein solches mit mir doch immer wieder aufs Neue," witzelte der Tiberier und wies gleichsam einen Sklaven an, ihn nun ebenfalls des Öfteren mit einem warmen Aufguss zu versorgen.

  • Und da war es auch schon vorbei mit der Ruhe. Das hieß natürlich: Auch jene Stille existierte im öffentlichen Raum ja stets nur relativ. Die Thermen waren laut, genauso wie öffentliche Latrinen mitnichten stille Örtchen waren und selbst - nein gerade - Bibliotheken waren ob der vielen lauten Leser (lautlos hörte ja niemand die hohe Verskunst der Dichter und Denker) einfach ein Meer aus tausend Stimmen. Mit einem leisen, wohligen Seufzen öffnete Dives seine Augen und wurde sofort zu einem breiten Lächeln verleitet.
    "Salve, Lepidus! Eine Freude, dich zu sehen! Und in der Tat geht es mir gut, wenn man von der einen oder anderen Sorge des Alltags absieht.", antwortete der Iulier. Da war zunächst noch immer diese nagende Ungewissheit das Schicksal Serapios betreffend, die wie ein Damoklesschwert über ihm hing, gefolgt von dieser einen Sergia, die fast schon eine Sorge an sich war. Und zu guter Letzt rückte auch bald der Augenblick näher, in dem Dives mit einer möglichst guten Rede vor den Senat treten müsste. Aber noch ließ eine Einladung dazu ja auf sich warten...
    "Aber sag, auch dir steht deine Geschäftigkeit" Denn andernfalls wäre ein Treffen ja nicht so dringlich zeitnah nötig gewesen. "ausgezeichnet zu Gesicht! Ich bin mehr als froh, dass du nach unserem letzten Treffen in deinem beneidenswerten Heim wieder vom Elan gepackt wurdest. Was ist der Anlass, aus dem wir heute hier sitzen?", erkundigte er sich schließlich, nachdem er um die vorherige Feststellung nicht umhin gekommen war. Durchaus erinnerte er sich schließlich noch in groben Zügen daran, wie vergleichsweise unsicher und selbsthinterfragend der Tiberier dereinst gerade im Bezug auf seinen weiteren Werdegang ganz allgemein und speziell auch im religiösen Bereich war...

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  • "Ich will doch hoffen, dass es nur Alltagssorgen sind und sich deine Miene sich nicht künstlich fröhlich stimmt. In der Aeneis heißt es ja auch so in etwa: der aufgrund von gewaltigen Sorgen traurige Held spielte mit seinem Gesichtsausdruck Hoffnung vor und unterdrückt den tiefen Schmerz in seinem Herzen." Freilich sprach er das gänzlich unpoetisch und in keinem ernsthaften Ton, denn darauf sollte das Gespräch nun wahrlich nicht hinauslaufen. Zu den Liebesflausen des Iuliers hätte er wohl ohnehin nur ein Lächeln übrig gehabt. Wie konnten sich manche Menschen nur so ihren Gefühlen hingeben? Bisher hatte das Schutzschild des Tiberiers noch jeden Pfeil Amors abwehren können. "Aber ich will auch gar nicht die Kunst vollbringen, von einem Thema abzuschweifen, was noch gar nicht begonnen hat. Der Elan hat mich in der Tat gepackt und dieser ist eng mit dem verbunden, weshalb wir hier heute zusammensitzen. Da möchte ich auch gleich auf den Punkt kommen." Trommelwirbel. "Mir war es vergönnt vor kurzem eine Audienz beim Kaiser persönlich zu erhalten und siehe da, er hat mich in den Ordo Senatorius erhoben. Meine gute Laune kommt also wahrlich nicht von ungefähr." Lepidus hatte ja gar keine Ahnung, dass der Iulier sogar mit ihm in derselben Halle stand, als er sein Gespräch mit dem Kaiser wahrnahm und nur kurz darauf selbst mit diesem in Kontakt getreten war. Da wäre es vielleicht hilfreich gewesen, wenn er nicht blind vor Glückseligkeit aus der Regia marschiert wäre und stattdessen die Augen offengehalten hätte. "Tja, und da der Kaiser meinen Willen vollstens unterstützt in die Politik zu gehen, so habe ich mich sogleich für eine Kandidatur zum Vigintivirat entschieden." In diesem Augenblick ahnte der Tiberier auch noch nicht, dass sein iulischer Freund nur wenige Minuten vor ihm beim Consul war, um seine eigene Kandidatur bekannt zu geben. Bisher gab es auch noch keinerlei Aushang, der über die Kandidaturen zum diesjährigen Cursus Honorum informiert hätte. "In Anbetracht dessen würde ich mich natürlich freuen, wenn du deine Kontakte oder die deiner senatorischen Verwandtschaft nutzen könntest, um meine Wahl im Senat wahrscheinlicher zu machen." Der Tiberier sprach natürlich erst einmal noch, als ginge es hier ganz um ihn selbst. "Zum Wohle unseres Bündnisses versteht sich natürlich, dass ich jederzeit auch im Gegenzug etwas für dich tun würde - sei es, was es wolle."

  • Der Iulier lächelte amüsiert und lachte ansatzweise. Innerlich kam er dabei jedoch nicht umhin festzustellen, dass er selbst wenigstens im Bezug auf Serapio durchaus eine gute Miene zu traurigem Spiel machte. Andererseits: Setzte er nicht gerade bei diesem Thema fast unentwegt eine Maske auf? Nachdem er an diesem ewig in der Vergangenheit liegend scheinenden Festtag der Fors Fortuna mit dem Decimer zusammen gewesen war, hatte er sich ja umgekehrt auch nicht anmerken lassen dürfen, dass er plötzlich erfüllt von Glückgefühlen war! Das hätte schließlich unangenehme Fragen aufwerfen können, mit denen sich die Literatur dieser Tage so wohl kaum auseinandersetzte...
    "Meinen Glückwunsch!", gratulierte Dives dann, erst bei den Worten über den Ordo Senatorius wieder aus seinen Gedanken gerissen, nach dem Satz über die gute Laune. Für einen kurzen Augenblick lang überlegte er, ob es vielleicht angebracht wäre nun in irgendeiner Weise Körperkontakt herzustellen, sei es durch das Reichen der Hand oder ein Klopfen auf die Schulter, entschied sich letzten Endes aber dagegen. Einerseits wusste er schließlich, dass Lepidus den nun erlangten Ordo stets als eigentlich selbstverständlich angesehen hatte; andererseits waren sie hier zwei unbekleidete Männer im Bad, nicht? Erwähntermaßen galt es da wohl folglich etwas vorsichtiger zu sein, um keine falschen (also eigentlich stimmenden) Vermutungen bei irgendjemandem zu wecken. Da entschied sich der Duumviralicius, dass er heute notfalls lieber etwas zurückhaltender und ja, vielleicht auch distanzierter wirken sollte. Dann wäre dem eben so.


    "Du kandidierst ebenfalls?", konnte er sich im Anschluss an die übrigen Neuigkeiten dann nicht helfen, nicht wenigstens ein wenig überrascht zu sein. Mit den folgenden zweiten und dritten Gedanken erschien es ihm natürlich schon irgendwo auf der Hand liegend, dass der Tiberier es jetzt nun also auch gleich wissen wollte. Nunja.
    "Du musst wissen, dass auch ich, nachdem mich der aus dem Exil zurückgekehrte Consular Vinicius Hungaricus als seinen Klienten akzeptiert hat, mit seiner Unterstützung meine Bewerbung für das Decemvirat eingereicht habe.", erklärte er das vorherige 'ebenfalls' und ließ dann erst einmal eine kurze Pause folgen. Hernach nickte er verhalten.
    "Um ganz ehrlich zu sein.., ist das daher nicht ganz einfach, wenngleich ich mich gerade für dich natürlich gerne bemühen möchte. Ich versprach meinem Patron, dessen Bruder ja ausgerechnet durch meinen Onkel Octavius Victor angeklagt wurde, nämlich, dass ich keinerlei Umgang mit meinem Onkel habe und seine Taten, das finde ich wirklich, nicht gutheiße - begonnen bei der Entscheidung ein _Klient_ des Vescularius zu werden.", schilderte er kurz sein Dilemma und rieb sich anschließend einmal die Stirn.
    "Selbstredend bin ich jedoch auch zu dem Schluss gekommen, dass ich es mir als Iulier dieser Tage kaum erlauben kann, mir eine unter normalen Umständen fast schon sichere Stimme einfach so entgehen zu lassen. So habe ich ihm letztlich doch zumindest einen Brief geschrieben, in dem ich auch ihm zunächst meine derzeitige Lage darlegte, bevor ich ihn entschuldigend dennoch um seine Stimme bei den anstehenden Wahlen bat. Geantwortet hat er mir nicht.. bisher." Wieder folgte eine Zäsur, in der Dives gedanklich durchging, wo und bei wem er schon überall war. Logischerweise blieb er dann irgendwie bei der Vollversammlung der Factio Veneta hängen, auf der sich der Iulier schließlich gleich zwei nicht gerade unbedeutender Stimmen versichert hatte!


    "Ich will sehen, dass ich dennoch im Sinne unserer Verbindung einen weiteren Brief an meinen Onkel aufsetze, wie ich selbstredend auch meinen Cousin Centho - den wahrscheinlich noch am einfachsten - von deiner Kandidatur zu überzeugen versuche.", versprach er und nickte noch einmal bestätigend.
    "Nun gestatte du mir jedoch zunächst einige Fragen: Für welches Amt im Rahmen des Vigintivirates planst du dich denn zur Wahl zu stellen? Und du hast doch sicherlich ebenfalls einen einflussreichen Patron gefunden, wenn du nun kandidierst, nicht? Du könntest nicht zufällig bei dem auch ein gutes Wörtchen für mich einlegen?", schmunzelte Dives nach jener Formulierung und ahnte nicht im Geringsten, welch überraschender Schlag ihn wohlmöglich gleich treffen könnte. Nach der Verwandtschaft des Patriziers, denn soweit er wusste, saß nach Durus' Tod kein Tiberier mehr im Senat, fragte er nicht weiter.
    "Und nicht zuletzt: Wo war mein guter tiberischer Freund denn, als ich ihn zur Vollversammlung der Factio Veneta einlud?", erkundigte sich der Iulier mit einem etwas neckischen Grinsen, da er - wie schon nach der Erklärung Tiberia Lucias an jenem Tag - schlichtweg davon ausging, dass der Fehler eben auch nicht unwesentlich in der Kurzfristigkeit der Einladung lag.

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  • Ein Glück hatte der Iulier ein gutes Gespür für die richtigen Gesten zur richtigen Zeit, denn ob dem Tiberier ein Schulterklopfen auf seinen nassen Körper so lieb gewesen wäre, konnte man nicht mit Sicherheit sagen. Mit den Ausgerufenen Glückwünschen war er schon sehr geschmeichelt. Die Überraschung wurde natürlich groß, als Dives das Wörtchen 'ebenfalls' sogleich platzierte und die Überraschung wurde noch größer als er dann erfuhr, dass sie sich beide nun zur selben Zeit in den Cursus Honorum wagen würden. "Da habe ich wohl ebenfalls zu gratulieren. Zum einen für die Wahl eines angesehenen Consulars als Patron, zum anderen für deinen Schritt zu kandidieren." Dies war natürlich dennoch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits war es wohl klar, dass sich ihre Wege auf dem politischen Feld kreuzen würden und es dort gegebenenfalls auch eine Zusammenarbeit geben würde, doch letztlich bedeutete ein Kandidat mehr auch immer ein wenig mehr Konkurrenz. Es wäre doch sehr bedauerlich, wenn sich Dives und Lepidus gegenseitig den Weg verbauen würden. Doch musste es sin der Tat nicht so weit kommen, worauf er aber erst später zu sprechen kam.


    "Ich glaube im Gegensatz zu dir, dass die Sache dadurch eher einfacher wird. Zwar ist deine Situation derzeit nicht einfach, doch für die Bemühungen, die du in der Lage bist, anzustellen, kann ich gleichsam Bemühungen für deine Person folgen lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du ein paar lobende Worte gegenüber Consular Vinicius Hungaricus finden würdest, die ihm meine Wahl nahelegen würden. Darüber hinaus halte ich auch einen Brief an deinen Onkel für sehr sinnvoll. Ich habe selbst überlegt, zu ihm zu gehen, da ich ihn vor einer Weile als sehr sympathischen Mann kennenlernte, aber die Zeit ist natürlich sehr knapp." Ein persönliches Treffen oder gar ein Schreiben des Tiberiers persönlich an den Octavier hätte womöglich auch nicht allzu gut ausgesehen. Noch lag die Zeit der Salinator-Herrschaft nicht weit genug zurück. Zwar hat sich der Tiberier immer gewundert, dass das Tirocinium fori, welches er einst bei Victor anstrebte, nicht zustande kam. Im Nachhinein konnte er dem Octavier aber wohl nur dankbar sein, denn dies hätte heute sicherlich unangenehme Fragen aufgeworfen. So verwandelt sich Unglück in Glück. Eine Empfehlung durch Dives, der ja sowieso durch seine verwandtschaftlichen Beziehungen in gewisser Weise an ihn gebunden war, stellte nun wohl auch eine geradezu großartige Lösung dar. Vielleicht war Victor ja ohnehin offen, bestimmte Kontakte zu suchen, um langfristig seinen eigenen Ruf wiederherzustellen. "Im Gegenzug werde ich mich sowohl bei meinen Patron für dich einsetzen, als auch bei meinen restlichen Kontakten. Ich denke da beispielsweise an den Consular Purgitius Macer, zu dem ich immer ein recht gutes Verhältnis hatte. Vielleicht kann ich sogar bei einigen Patriziern für dich werben." Da kam ihm natürlich neben seinem Patron die Verbindung zu den Flaviern in den Sinn, die er doch schon seit geraumer Zeit etwas stärken wollte. Dabei ließ sich das ein oder andere nette Wort sicher noch unterbringen. "Achja, der Name meines Patrons..." Lepidus hatte natürlich selbst auch keine Ahnung, welche Bombe er das platzen lassen würde und dass seine Versprechungen gegenüber Dives, die er gerade eben machte, womöglich doch etwas schwieriger zu erfüllen waren "...lautet Sextus Aurelius Lupus. Der Senator pflegt einen engen Kontakt zum Kaiser und ist sogar dessen Klient - nicht zuletzt deshalb, weil er sich im Kriege gegen des Usurpator so verdient gemacht hat", erzählte Lepidus nicht ohne Stolz.


    Da er eigentlich nicht dachte, dass Dives so groß daran zu schlucken haben würde, bemühte er sich auch gleich dessen andere Fragen zu beantworten. "Ich habe mich noch nicht ganz festgelegt, für welches Amt ich eine Präferenz äußern werde. Ich schwanke zwischen dem Decemvirat und der Arbeit bei den Tresviri capitales. Du selbst scheinst dich ja schon recht fest auf das Decemvirat einzustellen, aber vergiss nicht, dass die Senatoren in dieser Frage das letzte Wort haben." Das gab der Tiberier durchaus zu bedenken, wenn der Iulier zuvor so ausschließlich von einer Bewerbung um das Decemvirat sprach. Dabei war dem Tiberier nicht so bewusst, dass es früher einmal anders gehandhabt wurde, aber die derzeitige Gesetzeslage ließ es wohl leider nur zu, eine Präferenz zu äußern, während man sich letztlich dem Willen der Senatoren unterordnen musste. "Du staunst sicherlich, dass ich die Tresviri überhaupt in Betracht ziehe, wo sie doch für meinen Stand nicht unbedingt... üblich sind, doch ich spekuliere ein wenig darauf, mir durch diese Besonderheit ein paar Stimmen extra zu sichern." So die Überlegung, denn die Eitelkeiten eines einzelnen Kandidaten waren den Senatoren sicherlich egal. Allerdings ließ sich der Tiberier dann natürlich ein Amt entgehen, was ihm zu deutlich höherem Ansehen verhalf, weshalb er immer noch um eine Entscheidung rang. "Vielleicht könnten wir uns hier ja sogar ein wenig zu beiderseitigem Vorteil abstimmen. Auch wenn die Entscheidung der Zuteilung den Senatoren obliegt, so kommen wir uns vielleicht zumindest mit unseren Präferenzen nicht in den Weg." Das wäre zumindest eine nette Option und vielleicht würde es auch die Entscheidung deutlich leichter machen. Außerdem wäre die Konkurrenzsituation zwischen dem Iulier und dem Tiberier ein wenig entschärft.


    Letztlich musste sich der Tiberier erneut, um die Causa Veneta herumwinden. So viele Gedanken, wie er sich darum bereits gemacht hatte, sollte es hoffentlich kein langfristiges Thema werden, welches die Freundschaft von Dives und seiner Person belastete. Dementsprechend schlug er auch einen sehr sanften und bedauernden Ton an. "Ich kann nur noch einmal meine aufrichtige Entschudldigung äußern. Der Termindruck war in jener Zeit einfach zu stark und die Einladung kam für mich zu überraschend. Letztlich hatte ich wichtige Aufgaben für meinen Patron zu erfüllen, die nicht auf sich warten lassen konnten. Du musst wissen, dass er derzeit eine munera für meinen verstorbenen Vetter, den Consular Tiberius Durus organisiert. Ich bin in die Vorbereitungen voll eingebunden und die Ehre meines Verwandten zu bewahren und die guten Beziehungen zu meinem Patron zu pflegen, musste leider eine gewisse Priorität eingeräumt werden. Ich hoffe, dass du das verstehen kannst und dass dir wenigstens meine liebe Schwester eine gute Gesellschaft gewesen ist. Inzwischen hat sich die Factio-Frage für mich geklärt, leider nicht ganz unter Anleitung meines völlig freien Willens, aber, so glaube ich, zum Besten." Damit ließ er noch offen, dass er jetzt bei der Aurata angeheuert hatte, aber er wollte dem Iulier jetzt nach all dem bereits gesagten auch nicht zu viel Stoff auf einmal zum Verdauen geben.

  • War dies nun ein so großer Schritt - eine Kandidatur, für die mancheiner auch nur ein schlichten Brief an einen der Consuln aufsetzte? Dives war sich da nicht so ganz sicher. Dennoch nahm er Glückwünsche und Gratulationen natürlich sehr gerne entgegen, lächelte dankbar und ließ sich von seinen Gedanken nichts anmerken.
    "Nun, dann will ich besagte Briefe an meine Verwandten alsbald aufsetzen, während ich bei meiner nächsten Salutatio auch ein paar lobende Worte über deine Person in mein Gespräch mit meinem Patron einfließen lassen werde. Das sollte sicher machbar sein.", lächelte er, nachdem der Patrizier sogar auch die gleichen Bemühungen zu unternehmen ankündigte. Spätestens da konnte er ja auch nicht mehr nein sagen. Anschließend konkretisierte Lepidus seine Vorstellungen von seinem Einsatz und jetzt, wo er dies tat, erinnerte sich der Duumviralicius auch wieder, dass der Patrizier ihm sogar schon mehrfach vom purgitischen Consular und dem guten Verhältnis zu diesem erzählt hatte! Nicht zuletzt wäre dies ja auch durchaus gerecht, wenn jeder hier sich bei einem Consular auch für den anderen mit einsetzte. Bei den Patriziern hatte Dives zwar kein so genaues Bild, aber dort vielleicht ein gewesener Praetor würde auch seinem Onkel Victor gleich kommen. (Zum Glück rechnete er dies in Gedanken, denn mit jenem Satz wäre der Tiberier wohl kaum einverstanden gewesen.) Blieben Centho und vielleicht Dives' duccischer Mitklient Vala, sofern das so zwei Tage vor der Wahl noch etwas werden würde - daher sprach er auch dies lieber nicht aus. Und dagegen rechnete sich... Aurelius Lupus???


    Der gewesene Duumvir konnte sich ein verdutztes Gesicht zu einem vermeintlich trockenen "He." nicht verkneifen und verschluckte sich folglich auch prompt. Nachdem er leicht errötet den kurzen aber durchaus etwas lauteren Husten hinter sich gebracht hatte, rieb er sich mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand die Augen. Sorgenvoll glitt jene Hand sodann langsam abwärts bis auf den iulischen Mund, bevor der wenig später noch immer leicht ungläubig doch noch seine Sprache wiederfand:
    "Aurelius Lupus... das ist... ich meine... Herzlichen Glückwunsch zu _dieser_ Wahl.", sprach er mit deutlichem Unterton.
    "Ich befürchte, dass du bei dem nicht viel wirst für mich ausrichten können, mein Freund. Ihm nämlich habe ich es sogar zu verdanken am Ende des Bürgerkriegs unfreiwillig die Castra Praetoria von innen und bei weitem nicht von ihrer besten Seite kennengelernt zu haben...", riss er kurz an, WAS da potenziell zwischen ihnen stand. Denn nur aus lauter Jux und Tollerei ließ man für gewöhnlich ja niemanden inhaftieren, "...ohne erkennbaren Grund, wie ich erwähnen möchte.", fügte er hinzu und tauchte auf diese Offenbarung nun erst einmal kurz ab.


    "Selbstverständlich will ich nicht vergessen, dass die hohen Senatoren später exakt festlegen werden, welcher gewählte Kandidat welches Amt übernehmen darf. Dennoch halte ich ganz persönlich es für nicht verkehrt klar zu sagen, was man anstrebt. Gibst du dich nur zögerlich, vermittelst du wohlmöglich leicht den Eindruck, dass du dir da zwar schon ein paar Gedanken gemacht hast, dir aber - aus welchen Gründen auch immer - noch immer nicht ganz sicher bist. Gibst du dich gar zweifelnd, wirst du mitunter vielleicht sogar - surprise, surprise - in ein ganz anderes Amt gesteckt, das sonst niemand wollte. Ergo: Umso mehr Selbstsicherheit du bei der Wahl deiner Präferenz an den Tag legst, umso höher sind - meiner Meinung nach - auch die Chancen, dass man dir, solltest du gewählt werden, deinen geäußerten Wunsch erfüllt.", schilderte Dives seine Sicht auf die Dinge. Denn ein Decemvirat hieß nunmal Decemvirat, weil nur zehn der zwanzig Vigintiviri dort einen Platz bekamen... Selbstredend war es ein schlechtes Beispiel hier nun ausgerechnet die größte Teilgruppe der Vigintiviri heranzuziehen, aber das Prinzip dieses Gedankens war sicherlich verständlich.
    "Insofern also trete ich ganz überzeugt von dem Wunsch genau diesem Gremium angehören zu wollen auf und äußerte diesen auch in meinen bisherigen Gesprächen mit meinem Patron, in der Factio, im Brief an meinen Onkel Victor und so weiter. Dass du nun neben den Decemvirn auch die Tresviri capitales als mögliche Option in Betracht ziehst, finde ich in der Tat.. besonders. Ich hätte gedacht, dass du dich eher für die Tresviri monetales entscheiden würdest, wenn du einmal kandidierst. Ich meine, sind es nicht jene Ämter, die in aller Regel von Patriziern besetzt werden?", stellte der Iulier einfach mal so in den Raum, was er meinte gehört zu haben.
    "Wie dem aber auch sei, so wäre auch mir jene angesprochene gemeinsame Abstimmung im Vorfeld nur recht. Wir wollen doch schließlich Mitstreiter sein und keine Konkurrenten, richtig?", lächelte er schlussendlich zu diesem Punkt. Und insbesondere da der Tiberier hier ja eh der zu sein schien, der sich eben auch gerne mit den Aufgaben der Tresviri capitales befassen mochte, wäre für Dives selbst ja nichts verloren...


    In der Factio-Frage winkte der Duumviralicius beim erwähnten Termindruck bereits ab, um zu zeigen, dass er tatsächlich durchaus Verständnis dafür hatte und es Lepidus keineswegs besonders übel nahm. Als die Rede dann jedoch erneut auf den Aurelier kam, konnte er sich einen weiteren Kommentar zu diesem einfach nicht verkneifen:
    "Und da haben wir ihn wieder, den Aurelius. Weil ich meinerseits jüngst zum Vicarius Principis Factionis Venetae erwählt wurde, meine ich annehmen zu können, dass es mir bekannt wäre, wenn sich die Factio-Frage zugunsten der Blauen geklärt hätte. Mit dem Wissen, dass ein Aurelius, wenn mich nicht alles täuscht, auch die Aurata führt, darf ich dann wahrscheinlich annehmen, dass du dort untergekommen bist, nicht?", spekulierte der Iulier durchaus etwas wild, aber dabei nun auch keineswegs unbegründet.
    "Er nutzt deinen verstorbenen Verwandten zu seinem Zweck und zieht dich, obwohl Tiberius Durus bei der Veneta und sogar einst deren Anführer war, bei dieser Gelegenheit trotzdem zu den Goldigen...", schüttelte Dives seufzend den Kopf, während er dennoch versöhnlich lächelte. Er gehörte ja glücklicherweise nicht zu den Menschen, die bei der falschen Factiozugehörigkeit Freundschaften beendeten (sonst wäre die Geschichte mit Serapio sicherlich auch noch einmal um einiges schwieriger). Dennoch war dieser weitere Schlag seitens des aurelischen Wolfes.. nun.. ein wenig niederdrückend.

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  • Hätte die ganze Sache nicht irgendeinen ernsten Kern, man hätte sie für äußerst belustigend halten können. Aurelius hatte den Iulier in den Cacer werfen lassen? Was für eine Komödie. Dass sein Patron es faustdick hinter den Ohren hatte, das wusste er ja bereits, nun hatte er ein weiteres nettes Indiz dafür. "Aber Dives, ich hatte ja keine Ahnung. Das ist natürlich auch eine nette Art jemanden kennezulernen. Aber um das noch einmal festzustellen: Wirklich ganz ohne Grund? Gibt es nichts, was ihn eventuell dazu veranlasst haben könnte?", fragte er misstrauisch nach. "Allerdings scheint es natürlich ein wenig offensichtlich, dass man gegenüber einem Iulier in diesen Zeiten besondere Vorsicht walten lassen musste. Auch wenn ich mich selbst natürlich stets dafür verbürgen würde, dass du kein Befürworter des vescularischen Regimes warst, so konnte jemand wie Senator Aurelius, der gerade frisch in der Stadt einmarschiert war, es sich natürlich nicht leisten unvorsichtig zu sein - gerade wegen deiner verwandtschaftlichen Beziehungen." Zumindest war dies die logischste Erklärung, die der Tiberier parat hatte. Dies und die Tatsache, dass sein Patron einen gewissen Sinn für Humor hatte.


    "Letztlich gebe ich dir natürlich Recht. Man muss mit einer klaren Haltung auftreten, auch wenn es am Ende wahrscheinlich sowieso nicht das Amt wird, wofür man sich bewirbt. Ich hätte immerhin logische Gründe vorzubringen, weshalb ich für die Tresviri Capitales geeignet wäre. Ich denke da nur an meinen absolvierten Cursus Iuris, bei dem ich vorwiegend mit Strafgesetzen zu tun hatte. Aber die Tresviri monetales kommen für mich nicht in Frage. Dies ist einfach eine Gefühlssache." Eigentlich war es die berühmte Stimme aus dem Off, da ihm irgendetwas sagte, dass es wohl nicht allzu spannend sein konnte ein Münzmeister zu sein - Den Patriziern vorbehalten hin oder her. Er wollte in seinem möglichen Amtsjahr schließlich auch irgendetwas Sinnvolles unternehmen. Abgesehen davon war er ja auch erst seit kurzem im Ordo Senatorius, was vielleicht auch ein Faktor war, weshalb man ihn nicht für die prestigeträchtigsten Ämter vorsehen würde. In jedem Fall musste er sich wohl erst einmal auf das Streben nach den Tresviri capitales einlassen. Wenn er anschließend in ein anderes Kollegium bestimmt werden würde, sollte ihm das ebenso recht sein.


    "Meinen herzlichen Glückwunsch auch dafür", entgegnete er auf die Meldung sein guter Freund sei nun Vicarius der Veneta. "In der Tat liegst du auf der richtigen Spur. Mein Patron bat mich die Factio der Aurata zu sanieren, die im Moment noch etwas brach liegt. Ich kann nicht leugnen, dass ich das als edle Aufgabe ansehe." Wo käme man denn auch hin, wenn ein Factiosterben einsetzen würde, was langfristig spannende Wettkämpfe unmöglich machen würde. Auf den folgenden Kommentar konnte er das Kopfschütteln des Dives nur erwidern. Diese Einschätzung glich durchaus einer Anmaßung, die er im bisher wohlwolligen Ton ihres Gesprächs so gar nicht erwartet hätte. "Falls du andeuten möchtest, dass mich mein geschätzter Patron mit Hilfe meines verstorbenen Verwandten instrumentalisieren möchte, dann habe ich dafür nur ein müdes Lächeln übrig. Sicher, die Tiberii haben eine gewisse Tradition mit der Veneta. Aber seien wir doch einmal nüchtern: Es sind Factiones und es geht um Wagenrennen. Ich sehe das nicht allzu starr. Schön wäre es zweifellos gewesen, mit dir gemeinsam und mit all den großartigen Mitgliedern der Veneta wirken zu können, doch mein Patron hat mir hier eine andere Möglichkeit eröffnet, die ich nicht weniger spannend finde. Letztlich muss man auch sagen: In einem Verhältnis zwischen Patron und Klient hat man nun einmal gewisse Verpflichtungen, die man eingehen muss. Ich bin mir sicher, auch dein Pflichtgefühl hätte dich gepackt, wenn dich dein Patron mit einer ähnlichen Bitte konfrontiert hätte." Dass der Tiberier im Grunde selbst alles eingeleitet hatte, unterschlug er natürlich. Die Strategie war ja nach wie vor es aussehen zu lassen, als hätte der Tiberier gar keine andere Wahl gehabt. Zuletzt konnte er den Iulier noch an seinem eigenen Ehrgefühl packen. Als ob dieser ernsthaft einem Consular widersprochen hätte, wenn dieser ihm eine andere Factio nahegelegt hätte - das konnte sich Lepidus unmöglich vorstellen.

  • "Ja, tatsächlich ganz ohne Grund!", blaffte der Iulier, nachdem er wieder aufgetaucht war, nun durchaus ein wenig säuerlich bei all diesen Erinnerungen zurück. Es folgte die Geschichte mit der eigenen Verwandtschaft, von der der werte Herr Aurelius, davon ging Dives zumindest stark aus, überhaupt auch nur die iulische wirklich als Verwandtschaft des damaligen Duumvirn kannte. Selbstredend wäre es vermutlich durchaus etwas anderes, hätte er auch gewusst, dass ein gewisser Octavius Victor als Klient und in Sache des Consulars Vinicius Lucianus Chefankläger des vescularischen Fettsacks ein Onkel des Iuliers war. Doch hatte er zu keinem Zeitpunkt derlei Andeutungen eines Wissen gemacht, sodass Dives dies kaum glaubte.
    "Und ich bitte dich, Tiberius", rutschte er unbewusst zum Gentilnomen zurück, "aber ich und eine Gefahr? Ich war gänzlich ungezwungen und unbewaffnet - man hatte mich ja durchsucht - aus Ostia zu ihm, der er mir als Vertreter des vor Roma lagernden Heeres vorgesetzt wurde, gekommen. _Meine_ ganze Civitas hatte ich dabei und legte sie ihm im Sinne eines friedlichen Übertritts der Stadt und zur Vermeidung weiteren römischen Blutvergießens zu Füßen! Nicht auszudenken schließlich, wie Roma hätte so schnell wieder anständig versorgt werden sollen, wäre die halbe Hafenstadt niedergemacht worden, wo doch praktisch seit Eröffnung des Portus Claudius der nahezu gesamte Import aus den Mittelmeerprovinzen eben über Ostia läuft.", redete er sich etwas in Rage. Denn ja, auch dazu war der sonst für gewöhnlich doch eher nette Iulier hin und wieder mal fähig.
    "Und eine kleine Vorgeschichte gibt es vielleicht, ja. Aber die ist bei Weitem kein Grund für _irgendwas_! Ich erzähle sie dir, mein Freund. Pass auf... Jetzt nicht, du siehst du, dass ich beschäftigt bin!", scheuchte er zuvor noch den Sklaven weg, der mit einem neuen Wasserguss für etwas Entspannung und Beruhigung zu sorgen versuchte.


    "Als Quaestor Ostiensis habe ich - den Göttern sei dank, muss man im Nachhinein sagen - eine Hafengebühr auch für die ostiensischen Häfen in der Curia Ostiensis durchgesetzt. Derartige Gebühren waren dabei keine Erfindung von mir, die gibt es ganz zahlreich auch andernorts, und irgendwie hatte ich für ein paar Mehreinnahmen zu sorgen. Ich setzte nun also in Ostia durch, was der Civitas später noch zu Gute kam, und besuchte im Anschluss daran unter anderem auch deinen heutigen Patron, der damals als Vertreter - das Vertreten anderer scheint ihm ja zu liegen -", musste er hier feststellen, "eines seiner Verwandten auftrat. Es ging, wie angedeutet, darum, dass für ein gewisses aurelisches Schiff eine Hafengebühr fällig war. Nicht mehr und nicht weniger.", machte der Iulier eine kurze Atempause und strich sich mit nasser Hand einmal durchs Haar.
    "Nachdem er mir bei meinem ersten Besuch, das verstehe ich durchaus, nicht gleich eine Hilfe sein konnte, kam ich wenig später sogar noch ein zweites Mal zu ihm. Wir diskutierten durchaus ein wenig - unter anderem darüber, wer am Tag der Beschlussfassung der Hafengebühr ebendort dabei gewesen war und wer nicht; wer folglich zuverlässiger wissen musste, wann der Erlass erfolgte - und nunja. Er fühlte sich von mir bedrängt, bedrohnt oder was weiß ich, und warf mich, als gewählten Magistrat Ostias, anschließend in hohem Bogen aus der Villa Aurelia. Das muss man sich mal vorstellen.", schüttelte Dives völlig verständnislos den Kopf.
    "Ich mag, da bin ich mir nicht zu schade das einzugestehen, zu Beginn ebenmeiner Laufbahn noch etwas grüner hinter den Ohren gewesen und nicht absolut perfekt aufgetreten sein. Unhöflich, ausfallend oder gar beleidigend bin ich im Gegensatz zu ihm mit seinem Rausschmiss jedoch nicht geworden. Doch auch damit ist diese Vorgeschichte noch nicht an ihrem Ende: Denn nachdem ich hörte, dass der Aurelius proskribiert wurde, das kannst du mir als Gegner des Crassissimus glauben, habe ich dafür Sorge getragen, dass sein fortwährend offener Fall still und heimlich aus den Unterlagen verschwand. Schließlich kann ein Proskribierter ja kein Schiff, weil kein Eigentum insgesamt, besitzen, nicht? Da ist es dann natürlich auch unmöglich irgendwelche Gebühren zu erhaben. So kümmerte sich letztlich niemand weiter um dieses aurelische Eigentum und es ist, was soll ich sagen, noch immer in den Händen, in die es gehört - bei den Aureliern. Als Dank dafür, für den Empfang seiner Verwandten Aurelia... Prisca, glaube ich, als Ehrengast von mir in Ostia veranstalteter Spiele und letztlich natürlich auch mein freundliches Angebot Ostia betreffen wurde ich dann inhaftiert und erst mein neuer Mitklient Duccius Vala, du wirst ganz sicher von ihm gehört haben, hat den Wert meiner Offerte erkannt und genutzt und das mir widerfahrene Unrecht selbstredend korrigiert." Das wars. Mit großen Augen blickte der Duumviralicius seinen patrizischen Freund noch immer energisch an. Dann winkte er ab. Wie gesagt, glaubte er kaum, dass bei all dem, der Aurelius auch nur für einen Moment mit dem Gedanken einer positiven Stimme für Dives spielen würde. Vielleicht hatte Lepidus ja schon einmal erlebt, wie sehr der Wolf auf einer Meinung beharren konnte? Falls ja, so wäre er damit bestimmt auch nicht der einzige, wie sich der Iulier gut vorstellen mochte...


    "Dann freue ich mich auf unsere Mitstreiterschaft, mein Freund!", erklärte er später zu der Präferenz-Entscheidung des Tiberiers nur, bevor er zur Factio-Thematik kam:
    "Selbstverständlich hätte auch mich mein Pflichtgefühl gepackt! Doch glaubst du wahrlich, dass mich der Vinicius, der selbst Feuer und Flamme für die Veneta ist, zu einer anderen Factio geschickt hätte? Oder auch mein Cousin Centho oder meine Tante Helena oder, würde er noch leben, mein Vater - die allesamt Blaue mit Herz und Seele waren?", konterte er mit einem Argument, das wohl auf ein 'Man suche sich seinen Patron doch bitte in der _richtigen_ Factio!' hinauslief. Dennoch lachte er hernach kurz auf.
    "Wie dem aber auch sei, kannst du dir sicher sein, dass eine unterschiedliche Factiozugehörigkeit von meiner Seite aus niemals zwischen uns stehen soll. Sind wir in der Politik doch nun freundschaftliche Mitstreiter, können wir im Sport doch freundschaftliche Konkurrenz ausleben, nicht? Ich hielte dies für überaus begrüßungswürdig und würde mich, solange gewisse Seidenhöschen-Sprüche, die nun wirklich niveaulos sind, ausbleiben, wahrlich freuen. Was meinst du?", erkundigte sich Dives zuletzt und ignorierte alles weitere den Aurelius Betreffende.

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  • Der Iulier tauchte noch einmal kurz ab und wandte sich anschließend an seinen patrizischen Freund:
    "Nun denn scheint es wohl zu nichts mehr hierzu zu sagen zu geben. Das trifft sich insofern ganz gut, als dass ich eh langsam in Richtung Tepidarium aufbrechen sollte, um meinen späteren Termin im Frigidarium nicht zu verpassen.", erklärte Dives mit bedauernder Miene.
    "Ich hoffe, du bist mir darob nicht allzu verstimmt. Mir jedenfalls war es nicht nur eine Freude dich wiederzutreffen, sondern darüber hinaus auch ein Vergnügen über unsere Kandidaturen zu reden. Dazu werde ich uns beiden im Übrigen auch kräftig die Daumen drücken... Ich meine, nicht dass du das nötig hättest...", schmeichelte er dem Tiberier mit einem etwas spitzbübischen Lächeln schlussendlich noch ein wenig in der Hoffnung darauf, dass jener ihm auf diese Weise noch eher verzeihen würde und ihn für heute ohne Groll aus seiner Gesellschaft entließ.


    Sim-Off:

    Ich denke einfach, dass mit dem Ende der Wahl heute abend eigentlich nichts mehr groß anliegen dürfte, oder?
    Zu einem zeitlich späteren Treffen bin ich natürlich sehr gerne bereit - entweder hier oder... woanders. ^^

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  • Genervt vom stetigen auf- und abtauchen des Iuliers, der doch zumindest während so wichtiger Unterredungen dann doch ein wenig bei der Sache bleiben sollte, wollte der Tiberier seinen Gedanken fast schon wieder fallenlassen, dem Iulier ein interessantes Angebot bezüglich der Factiones zu machen. Doch letztlich nutzte es auch nichts, dass der Tiberier es nicht fallen ließ, denn dafür sorgte der Iulier nun selbst. Ach, immer diese schrecklichen Termine. Wahrlich allein das zeitliche Dilemma konnte einem schon zu Verstimmung verleiten, doch der Tiberier verbarg jene hinter einem leichten "Hmpf", während er seinem Gegenüber gleichsam Glück wünschte. "Mach das Beste aus deiner Kandidatur, guter Freund. Doch ich bin mir sicher, dass weder du noch ich, die drückenden Daumen von irgendjemandem nötig haben." Aber zumindest mit ein wenig Neugier wollte er den Iulier dann doch noch hinfort schicken. "Beim nächsten Mal können wir dann gern auch noch intensiver über unsere Factio-Beziehungen sprechen. Ich habe da ein interessantes Anliegen, welches dir und deiner Veneta sicher sehr entgegenkommen wird. Vale bene." Lepidus blieb unterdessen zurück. Nun konnte er selbst noch das ein oder andere Mal abtauchen. So richtig Kraft an diesem Tage noch irgendetwas anderes anzugehen, hatte er nicht mehr wirklich.


    Sim-Off:

    Immer diese Hektik. Lepidus steht ohnehin schon kurz davor als antikes Beispiel für das Burnout-Syndrom in die Geschichte einzugehen. Jetzt wird Dives zur Strafe wohl noch viel Geduld aufbringen müssen, bis er hören darf, was Lepidus noch zur Factio oder vielleicht auch zum 'aurelischen Wolf' zu sagen hat. ;)

  • Ganz glücklich schien der Tiberier nicht mit der Situation zu sein, doch manchmal war Zeit eben nur sprichwörtlich Geld, ein andermal tatsächlich. Und gerade in der aktuellen Situation der Iulier - ohne Centho in Roma und mit einem noch immer etwas demolierten Anwesen - konnte es sich Dives schlichtweg kaum leisten seine Geschäfte großartig schleifen zu lassen. Denn zwar lief es doch eigentlich ganz gut, aber 'ganz gut' allein reichte eben für eine Komplettrenovierung nicht aus.
    Darüber hinaus ging der Duumviralicius stark davon aus, dass sein patrizischer Freund hier kaum etwas auf seinen aurelischen Patron kommen lassen würde. Dives seinerseits würde schließlich auch nach Kräften den vinicischen Consular hochzuhalten versuchen. Dies hatte er ihm in seiner Funktion als dessen Klient automatisch versprochen. Und welches Gewicht sollte sein Wort jemals haben, wenn er so schnell wortbrüchig würde? Die folglich zu erwartende Gegenrede Lepidus' zugunsten des aurelischen Wolfes - diesen Ausdruck würde der Iulier noch mindestens bis zu den Wahlen gebrauchen - war ferner auch nichts, das der gewesene Duumvir jetzt unbedingt hören wollte. Seine eigene Sichtweise war gefestigt, Lepidus' Position schien klar - das waren keine Ansichten mehr, sondern Fakten. Folglich lohnte sich eine Diskussion an dieser Stelle sicherlich eh kaum. Da machte sich der Duumvir, der ja bereits mehrfach gehofft hatte, dass seine Taten den aurelischen Wolf wenigstens wieder neutral stimmen würden, sich mittlerweile keine großen Illusionen mehr. Er würde ja doch nur wieder in seinen Erwartungen enttäuscht.


    "Gerne. Vale bene, mein Freund!", verabschiedete er sich so also letztlich und musste zugeben, dass er dafür tatsächlich ein wenig gespannt war, welches Anliegen bezüglich ihrer Factiones der Tiberier haben würde. Denn widersprüchlicher ging es wohl kaum: Eine der größten, gepflegten Fanfeindschaften im Wagenrennsport fand sich zwischen Veneta und Aurata, während Lepidus und Dives ein informelles Duumvirat verband. Und daraus nun sollte sich ein Anliegen des Patriziers ableiten lassen, dass sowohl dem Iulier, als auch der Veneta zum Vorteil gereichen würde? Interessant war wohl das richtige Wort für diese Konstellation, wie man sich gleichsam fragen konnte, wer das ominöse 'ich' wohl sein würde: Tiberius, ein Mitglied der Aurata, oder doch Lepidus, der verbündete Freund?


    Sim-Off:

    Dann schicke ich beim nächsten Mal doch lieber eine PN, statt davon auszugehen, dass du so kurz vor den Wahlen nur über die Wahlen sprechen wolltest. Dafür darbe ich nun also in Unwissen... 8o;)

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  • Zwar waren die iulisch-tiberischen Zusammenkünfte keine tagtägliche Erscheinung, aber dennoch hatte sich bereits ein gewisser Turnus eingebürgert, wonach die beiden Verbündeten gut und gerne die gemeinsame Pause in den Thermen nutzten, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen oder sich bei dieser und jener Sache zu unterstützen. Ein fester Platz am Beckenrande hatte sich ebenfalls schon zur schnellen Auffindung des jeweils anderen etabliert. Heute war der Tiberier mal ein wenig früher dran und erwartete bereits seinen Freund. Heute hatte er mal wieder ein interessantes Anliegen, was - völlig selbstlos - nicht einmal seine eigene Person betraf. Und überhaupt interessierte es Lepidus natürlich auch, wie der Iulier mit neuem Amt und neuer Würde zurechtkam.


    Sim-Off:

    Ich denke, gegenseitige Einladungen brauchen wir nicht mehr. Wir nutzen den Thread einfach hin und wieder, wenn es gewisse Kleinigkeiten zu besprechen gibt. ;)

  • In der Tat verspätete sich Dives am heutigen Tag ein wenig. Eine penetrant diskussionsfreudige Mutter hatte ihn in seinem neuen Officium in der Basilica Ulpia aufgehalten und hätte ihm beinahe beide Ohren abgekaut mit ihrem Anliegen. So hatte sich der Decemvir letztlich dazu breitschlagen lassen, die Angelegenheit noch mit ihr zu klären, bevor er nun aber wirklich erst einmal etwas Entspannung nötig hatte!


    "Salve, Lepidus, mein Freund.", grüßte er den Patrizier, während er sich neben ihm auf seinen mittlerweile angestammten Platz ins bei diesen Temperaturen gemütlich wärmende Wasser setzte. Dann atmete er einmal hörbar durch nach diesem anstrengenden Tag! Nach kurzem Überlegen blickte er den Tiberier nachdenklich an:
    "Habe ich dir eigentlich schon zu deiner Wahl gratuliert?" Nein, das hatte er nicht, ging ihm selbst bereits beim Fragen auf. "Meinen herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg! Da hat sich die Erwähnung des Wortspiels 'Vescularius Usurpator' ja durchaus gelohnt, nicht?", musste er in diesem Zusammenhang dann auch unbedingt mit einem amüsierten Lächeln loswerden. Denn tatsächlich stammte ebendiese Formulierung ja ursprünglich aus iulischer Feder, wie er selbst überzeugt war. Doch man musste eben damit leben, dass der Empfänger eines Briefes manch geschriebene Worte und Wortgruppen als Zeichen der Anerkennung, wie er hier mal unterstellte, einfach übernahm. Letztlich gab es ja auch kein Patent auf derlei Wortspielereien.

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  • "Das wurde ja auch langsam Zeit", bemerkte der Tiberier amüsiert. "Ich hatte eigentlich bereits mit einer Glückwunsch-Tabula von deiner Seite aus gerechnet. Verzeih das ich dir selbige ebenso verweigerte, aber dein Sieg war so spielend und ungefährdet, dass für diese Selbstverständlichkeit jeder Glückwunsch wohl nur ein Hohn dargestellt hätte." Man gratulierte jemandem ja auch nicht dafür, dass er sein Frühstück aufgegessen hatte oder dafür, dass er aus dem Bett gestiegen war. "Ja, wobei ich diese Worte nicht ganz so gut verkauft zu haben scheine", ging er dann auch gleich auf das 'Vescularius Usurpator' ein, aber freilich ganz anders, als es sich Dives vielleicht vorgestellt hatte. "Vielleicht sollte ich nicht unbedingt das Vokabular benutzen, was ich irgendwo von einem pöbelnden Mob der Straße aufgeschnappt habe." Denn der Tiberier konnte sich beileibe nicht an den Inhalt des Briefes erinnern und dachte eher, dass er das irgendwo während des Sturzes eben jenes Usurpators vernommen hatte, obwohl es dem Iulier natürlich zur Ehre gereicht hätte, dies für sich zu beanspruchen. "Wie läuft es denn bisher bei dir in neuen Würden? Du hast ja schließlich das Amt bekommen, welches du dir gewünscht hast. Ich hoffe die Motivation ist vom ersten Sturm der Arbeit nicht sogleich hinweggefegt worden." Lepidus hatte dagegen durch seinen nicht erfüllten Wunsch eher wenig Motivation zu Beginn, doch inzwischen hatte sich mit ein wenig Gewöhnung schon ein erster kleiner Schub eingestellt, der ihn zufrieden auf den Rest des Jahres blicken ließ.

  • Ein spielender und ungefährdeter Sieg? Dives lächelte etwas schief, denn diese Meinung teilte er so nicht. Verglich man derlei nämlich der Einfachheit halber mit einem zu absolvierenden Cursus an der Schola Atheniensis, so bedeutete dort ein sehr gutes, auszuzeichnendes Ergebnis doch noch lange kein spielendes Bestehen. Selbstredend konnte es dies bedeutend. Genauso gut war es aber auch möglich, dass jemand ein Übermaß, denn auszuzeichnende Leistungen waren wohl zweifellos überdurchschnittlich, an Zeit, Energie und Aufwand in die Absolvierung der entsprechenden Prüfung investiert hatte. Und so hielt der Iulier seinen Wahlerfolg auch im Nachhinein weder für spielend, noch und erst recht nicht für ungefährdet - nicht bei seinen verwandtschaftlichen Verbindungen, seiner Genszugehörigkeit und den jeweils daraus und aus der jüngsten Vergangenheit resultierenden Konsequenzen.
    Doch da sich der Decemvir mittlerweile meinte wenigstens in Zügen an die teils schon etwas seltsam anmutenden Auffassungen der Patrizier im Allgemeinen wie der Tiberier im Speziellen gewöhnt zu haben, überging er diesen Punkt ohne weitere Kommentare. Was der eine als Hohn auffassen würde, hätte der andere als schlichte Anerkennung gesehen, doch würde sich der Iulier derlei zu merken versuchen. Nicht dass er am Ende in einer ähnlichen, einzig umgedrehten Situation seinem Verbündeten noch gratulierte und dieser dies nun gleichsam als Hohn auffassen würde...


    "Manchmal sind und bleiben plebeische Worte eben plebeisch.", lächelte der Decemvir lieber begleitend zu jenem Kommentar zum Ausdruck 'Vescularius Usurpator'. Damit war aber auch dieses Thema sodann für ihn durch. Denn so ganz direkt würde er sicher nichts für sich beanspruchen - zumindest im Falle einer solch kurzen Wortgruppe, die zwar ihren Reiz haben mochte, aber im Gesamtbild auch einer Kandidaturrede vor dem Senat sicherlich nicht allzu bedeutend war. Weitaus bedeutender war an der Stelle wohl eher die Frage, ob man das Scheusal überhaupt namentlich erwähnte oder eben nicht, wobei sich der Iulier selbst ja zumindest in seiner eigentlichen Rede klar für letztere Variante entschieden hatte. - Doch Schluss damit: Hätte, wenn und würde halfen jetzt schließlich auch niemandem weiter.
    "Oh, nein, ich bin voll und ganz zufrieden mit meiner Tätigkeit als Decemvir. Natürlich gibt es schon auch besonders anstrengende Tage und Angelegenheiten, die ich lieber delegieren würde, aber in welchem Collegium wäre dies nicht so? - Nicht zuletzt nutze ich die sich bietenden Möglichkeit nach Kräften aus, um auch mir bisher unbekannten Größen des Imperiums Besuche abzustatten und mich weiter bekannt zu machen.", beschrieb Dives. "Und bei dir? Dich hat es letztlich ja in ein ganz anderes Collegium verschlagen, als du zunächst präferiertest. Ich hoffe also, deine Motivation ist ebenfalls nicht gleich vom ersten Sturm der Arbeit hinweg-" Hier galt es aus offensichtlichen Gründen die eigene Formulierung des ansonsten an die tiberische Hoffnung angelehnten Satzbaus anzupassen. "-geweht wurde. Sag, wie geht es dir also mit der letztlichen Ämterzuteilung durch den Senat?", erkundigte er sich bewusst ohne Nennung des entsprechenden Collegiums... vorerst. Zunächst einmal wollte er schauen, wie gut oder schlecht Lepidus nun darauf zu sprechen wäre.

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  • "Dass du bisher zufrieden bist, freu mich natürlich sehr. Ebenso wundert mich ebenso nicht, dass du das Notwendige mit dem Nützlichen so geschickt verbindest. Zweifellos bieten sich durch deine Tätigkeit die unterschiedlichsten Kontakte." Das war nun wohl wahrlich das Beste an den Decemviri, weshalb diese Präferenz wohl als eine wirklich vorausschauende war. Im Nachhinein überlegte der Tiberier natürlich durchaus, ob ihm das - wie so vielen anderen patrizischen Politikern vor ihm - nicht doch besser zu Gesicht gestanden hätte. Doch das Leben war nun so manches Mal ein Spiel und der Tiberier spielte oft mit hohen Einsätzen. Dass es dann so kam wie es kam, mag da nur logisch sein. "Zwar ist der Hintergrund deines Auftauchens zwar immer ein etwas trauriger in Anbetracht des Todes, aber wenigstens kommst du mit einem netten Erbe, womit sich die Menschen hinwegtrösten können. Dagegen ist mein Erscheinen nie mit etwas positivem verbunden." Zumindest für den Einzelnen nicht, aber für Rom war die Sauberhaltung der Straßen sicherlich nur zum Besten. "Dennoch gefalle ich mir durchaus in der Rolle der Überringer schlechter Nachrichten und der Verhängung von Strafgeldern für Leute, die es mit der Sauberkeit dann doch nicht allzu genau nehmen. Von daher kannst du davon ausgehen, dass ich mit meinem derzeitigen Amt nach einer anfänglichen Enttäuschung sehr zufrieden bin. Ich bin auch überzeugt, dass ich mit den Ideen, die ich habe, die Straßenreinigung um einiges effizienter organisieren kann. Gerade ich habe es schließlich nötig, Erfolge in meiner Amtszeit vorzuweisen." Letzteres war natürlich immer noch dadurch geschuldet, dass sich der Tiberier innerhalb des Senats für sehr umstritten hielt. Etwas leiser, als mehr aus Spaß, als aus Geheimnistuerei, fügte er dann noch hinzu. "Ich würde dir übrigens empfehlen in der nächsten Zeit ganz besonders auf die Sauberkeit vor deiner Casa zu achten. Die Kontrollen werden massiv zunehmen." So ein kleiner Rat unter Freunden, während Lepidus nun anfing sich ein wenig das Gesicht zu waschen und anschließend wieder in normaler Lautstärke eine kleine Frage stellte, die ihn zu einem Thema führte, womit er sich in letzter Zeit leidlich auseinandersetzen musste. "Was ich dich übrigens noch fragen, wollte, wo ich dich gerade hier habe: Wäre es möglich, dass du einen Verwandten bei der Legio I in Mantua hast?" Lepidus meinte das einmal von ihm gehört zu haben, war sicher aber wahrlich nicht sicher, ob er das nicht verwechselte.

  • Gerade er hatte es schließlich nötig, Erfolge in seiner Amtszeit als Vigintivir vorweisen zu können?
    "Na komm, nötig haben wir es alle zwanzig wohl annährend gleich stark oder schwach.", winkte Dives ab. "Denn genauso wie du aus einer geringeren Stimmzahl schließen kannst, dass du dich besonders engagieren musst, um auch beim nächsten Mal einen Wahlerfolg verbuchen zu können, kannst du bei einer größeren Zustimmung argumentieren, dass auch die Erwartungen an dich und deine Tätigkeit entsprechend größer sind. Und so müssen jene mit mehr Stimmen folglich ebenso nach Erfolgen in ihren Vigintiviraten streben, um die in sie gesetzten Erwartungen möglichst nicht zu enttäuschen. Ansonsten prophezeihe ich dir, wofür ich kein Haruspex sein muss, dass nämlich schon bei der nächsten Kandidatur ein anderer den hohen Senat am stärksten von sich überzeugen wird - vielleicht ja sogar du, mein Freund.", gab er seine Sicht auf die Dinge zum Besten. Denn in der Tat war ihm klar, dass auch er selbst sich keineswegs auf den errungenen Lorbeeren dieses einen guten Wahlergebnisses ausruhen konnte und durfte.
    "Ich danke dir für den Tipp!", lächelte er anschließend den Rat des Tiberiers betreffend. "Du kannst dir sicher sein, dass ich entsprechende Anweisungen an mein Personal geben werde, obgleich es auf dem Esquilin und speziell bei uns auf dem Cispius doch stets vergleichsweise gut aussieht, meinst du nicht?", spielte Dives sodann auf die gute Wohngegend an und darauf, dass neben Iuliern und Tiberiern ja auch die Claudier ihren Stammsitz dort hatten. Zweifellos also war das Umfeld etwas gehobener und damit doch schon fast automatisch auch sauberer, oder nicht?


    "Einen Verwandten bei der Legio Prima in Mantua?", überlegte der Decemvir dann gespielt und rieb sich mit der nassen linken Hand die Stirn. "Nein. - Nein, ich glaube, dass ich sogar mehrere Verwandte dort habe.", grinste er dann über die kurzzeitige Irreführung seines Verbündeten. Allerdings sprach der wohl kaum von Dives' Onkel Matinius Avianus, der als einfacher Legionär, soweit der Iulier wusste, seinen Dienst in Mantua tat. Weitaus wahrscheinlicher war wohl:
    "Lass mich raten: Es geht um meinen Großonkel Iulius Licinus, der derzeit als Praefectus Castrorum für die gesamte Legion verantwortlich ist. Hab ich recht?", erkundigte er sich mit einem gewinnenden Lächeln und hatte das Gefühl, dass ihn gleich eine die Prima betreffende Bitte erreichen würde. Doch das träfe sich unter Umständen vielleicht gar nicht mal schlecht. Denn auch der Iulier hätte im Anschluss eventuell noch eine Frage, die er Lepidus stellen wollte. Ob jener diese Frage dann allerdings als Bitte verstünde oder sich geehrt fühlen würde oder in einer Art und Weise reagierte, die der plebeische Dives nicht vorherzusehen vermochte, müsste sich gegebenenfalls zeigen.

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  • Lepidus wank ab und wirkte etwas belustigt von den doch etwas naiv wirkenden Worten seines iulischen Freundes. "Ach Dives, das hätte ich dir ja nun nicht zugetraut. Für uns alle wäre es gleichermaßen notwendig? Eine solche Gleichheit hat es nie gegeben. Man ist immer abhängig von den Kontakten, die man pflegt. So gab es in unserer Geschichte genauso diejenigen Personen, die sich in ihren Ämtern nicht hervortun mussten und dies beileibe auch nicht taten und gleichsam schleuste man sie durch den Cursus Honorum. Man kann es sich leisten, wenn man erst einmal die richtigen auf seine Seite gezogen hat. Das war schon immer so. Von daher kann man auch nicht sagen, dass es jeder gleichermaßen nötig hat, sich anzustrengen. Ganz abgesehen davon, dass die die Senatoren dann auch letztlich nicht so wankelmütig wie der gemeine Pöbel sind, dass sie dir an einer Wahl die Stimmen verleihen und sie dir in der nächsten wieder entziehen. Wenn du dich also nicht besonders dumm anstellst und in besonderem Maße negativ auffällst, dann werden auch die nächsten Stufen deiner Laufbahn alles andere als ein Problem sein." Eine rosige Zukunft beschied der Tiberier hier seinem Verbündeten - eine Einschätzung, die, so glaubte er, nicht ganz aus der Luft gegriffen war. "Ich selbst werde sowohl an meinen Kontakten arbeiten müssen, wie ich dann doch auch dabei bleibe, mich in meinem Amte etwas mehr hervortun zu müssen, als andere. Glaubt man der Acta (oder diesem ominösen Verfasser eines Leserbriefes), dann habe ich mir offensichtlich den falschen Patron ausgesucht." Da konnte der Tiberier nur herzhaft lachen. "Einen Kaiserklienten gewählt zu habe, war sicher nicht das schlechteste, was einem wiederfahren konnte und gleichsam bin ich auch der Ansicht, dass die Wahl eines Patrons gewissen Prinzipien genügen sollte. Deshalb bin ich nach wie vor sehr zufrieden mit diesem Klientelverhältnis." Nicht zuletzt wohl auch, weil der Aurelier ihn wahnsinnig schnell vor das Angesicht des Kaisers gebracht hatte, auf das ihm der so wichtige Ordo Senatorius verliehen wurde. Andererseits hätte er wohl nicht einmal an der Wahl teilnehmen können und dies wäre doch nun weitaus schlimmer.


    "Wenn ich mich recht an die letzten zusammengetragenen Informationen erinnere, dann ist die Lage auf dem Esquilin zwar ganz passabel, aber keinesfalls optimal. Wenn ich selbst so in meine Nachbarschaft gucke, dann entdecke ich da durchaus ziemlich viel Müll. Denn gute Wohngegend hin oder her, den meisten ist es einfach relativ egal, wo sie ihren Müll abladen." Tja, und gerade in den reicheren Vierteln stieß man doch auf so manche üble Überraschung. Allerdings auch kein Wunder, denn wer besonders viel besaß, konnte auch besonders viel Müll produzieren. Nichtzuletzt empfanden viele Römer ja sogar ganze Müllberge als ein besonders prestigeträchtiges Zeichen, sagte dies doch letztlich aus: 'Seht her, wir können es uns leisten, das alles wegzuschmeißen'. Da war der Römer leider etwas eigen.


    "Ganz recht", bestätigte Lepidus, als er mit dem Praefectus Castrorum herausrückte, auch wenn der Tiberier selbst den Rang gar nicht mehr so gut in Erinnerung hatte. Aber das war doch in jedem Fall ein Mann mit Einfluss. "Ich habe da nämlich einen etwas problematischen Fall in meiner Familie." Lepidus zögerte etwas und sprach dann auch nicht unbedingt in einem Ton, der auf ein besonders inniges Verhältnis schließen ließ, aber es war wohl weniger dies, als schlicht die Tatsache, dass Lepidus seine Zeit mit so etwas verschwenden musste und er 'mal wieder' den großen Retter spielen musste. "Es geht um meinen Verwandten namens Aulus Tiberius Verus. Er kam vor nicht allzu langer Zeit nach Rom und konnte hier noch nicht recht Fuß fassen. Jetzt ist ihm in den Sinn gekommen, in die Legion zu gehen. Nachdem er in der kaiserlichen Kanzlei für eine Arbeit abgelehnt wurde, sieht er das als einzige Option an." Immer noch konnte es Lepidus nicht recht fassen, dass man ihn dort abgeschmettert hatte. Gerade in Anbetracht der neuen personalen Aufstellung und der Tatsache, dass dort sicher einige Plätze nach dem Sturz des Usurpators frei geworden waren, hätte er doch durchaus einen Platz bekommen könnten. Aber wer wusste schon, wie er sich dort angestellt hatte? Das breitete er aber selbstverständlich nicht vor Dives aus. Immerhin musste er ihn hier ja auch irgendwie empfehlen und da warf wahrscheinlich schon allein die Erwähnung der Ablehnung ein etwas schlechtes Licht auf Verus. Aber der Tiberier fuhr einfach fort, als wenn das kein sehr bedeutender Fakt wäre. "Ich will ihm bei diesem Vorhaben unterstützen, aber selbstverständlich kommt es nicht in Frage, dass jemand in seinem Stand als einfacher Legionarius anfängt. Er muss schon etwas höher einsteigen und um dies zu ermöglichen, dachte ich, du könntest vielleicht ein gutes Wort für ihn bei deinem - als Praefectus Castorum sicherlich in sehr hohem Maße einflussreichen - Verwandten einlegen, auf dass der gute Verus wenigstens als Optio oder gar als Centurio einsteigen kann. Verus ist alles in allem ein sehr tüchtiger Mann und auch wenn er in unserem Familienzweig nicht allzu nahe in Verbindung mit den großen Tiberiern steht, so glaube ich, dass er für die Legion alles nötige an Kompetenz mitbringt."

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