literatio- Weihung des Bauplatzes

  • Der große Tag war da. Die Sonne knallte schon früh morgens auf den Bauplatz nieder. Die Hitze war jetzt schon fast unerträglich, trotzdem waren viele Bürger mit ihren Sklaven erschienen. Sie alle standen ringsherum um den Platz, der einst durch den prunkvollen Merkurtempel geschmückt war. Doch schon bald soll dies wieder de Realität sein.


    Als Macer mit seinem kleinen Gefolge ankam gab es viele jubelnde Zurufe und einigen schüttelte er die Hand, dabei wusste er nicht immer mit wem er es zu tun hat. Als er sich durch die Menge gedrängt hatte, schaute er sich um, ob der Augur schon erschienen war, doch weit und breit war niemand. Also blieb er stehen und wartete bis dieser aus Rom endlich kommen würde.

  • Eine schlichte aber nicht zu übersehende Sänfte, die vom aurelischen Löwen geziert war, kam kaum durch das Gedränge nur die voranschreitenden Sklaven konnten der Sänfte Platz machen. Als sie sich allerdings dem Bauplatz näherte war kein Durchkommen mehr. Der octavische Duumvir hatte also wirklich einiges an Volk auftreiben können. Gut, dachte sich Orestes, dann kann die Zeremonie mit Würde stattfinden. Er gab ein Zeichen und die Sänfte wurde herabgesetzt. Und der Augur Roms, Manius Aurelius Orestes entstieg dieser. Er richtete noch eben seine toga praetexta und ließ sich den lituus geben.


    Sicherlich machte ein alter weißhaariger Augur bei weitem mehr her, aber Orestes schritt dennoch einher. Die Sklaven, die dem neuen Augur vom römischen Staate gestellt worden waren, machten ihm Platz und er schritt in Richtung des Bauherrn, des Duumvir Octavius Macer. "Salve, Octavius Macer. Ist alles bereit?"

  • In diesem kleinen Gefolge war auch Albina. Es war für sie aufregend zuzusehen, wie Macer von den Leuten unterschiedlichen Standes begrüßt wurde. Sie prägte in ihr Gedächtnis nicht nur die Gesichter und die Namen, wenn sie ausgesprochen waren, sondern auch das Benehmen ihres Verwandten. Albina versuchte zumindest anhand dieser kleinen Gesten, Töne zu erfahren, wie und wer und was ist. Albina blieb in Macers Nähe. Sie musterte kurz den Mann, welcher Macer angesprochen hatte. Leider stand sie trotz all dem zu weit, um die Begrüßung ihrerseits auszusprechen. Die Menge schrie begeistert ihre Huldigungen und Albina hatte alle Hände voll zu tun, dieses Bild innerlich in allen Farben zu protokollieren, zu speichern, um dann später ihre Eindrücke aufzuschreiben. Sie war noch nicht all zu sicher und war froh, Sera neben ihr zu haben.

  • Macer beobachtete, wie der Augur höchst feierlich herbeigetragen und schließlich zu ihm geschritten kam.


    Salve Aurelius Orestes, ehrenwertester Augur Rom´s...ich denke wir können beginnen..


    Als die Menge das hörte, wurde sie plötzlich völlig still, alle waren gespannt, was passieren wird.

  • Eher unscheinbar war Senator Avarus der Bitte des Duumvir Octavius Macer gefolgt und hatte Rom für ein bis zwei Tage verlassen, um der Weihung des Bauplatzes beizuwohnen. Er wurde nur von einigen Treuen zum Schutz begleitet. Am Ort des Geschehens hielt er sich ebenfalls im Hintergrund. Noch waren die Zeichen der Götter nicht gedeutet und noch triumphierte damit die Unwissenheit darüber, ob der Neubau angenommen würde.


    Ohne groß den Gesten des amtierenden Würdenträgers der Stadt zu folgen, kümmerte sich Senator Germanicus Avarus eher darum zu sehen, wer alles in seinem Gefolge mitreiste bzw. anderweilig zu diesem wichtigen Weihungstermin erschienen war...

  • Albina betrachtete die Menge zuerst begeistert, dann eher sachlich. Für sie war es interessant Gesichter, Gesten zu beobachten. Sie lachte leise und flüsterte was zu ihrer Sklavin, um ihr dann auf eine Gruppe zu zeigen, wo eine dicke Dame ihren Sprösling so fest zwischen ihren überdimensionalen Brüsten drückte - wohl eher voller mütterlicher Begeisterung - dass der arme Junge zu ersticken schien. Da streiteten zwei wohl Bauarbeiter und wetteten, ob die Gust der Götter diesem Bau gewiß sei. Albina sah kurz zu Macer und ein gewisser Stolz übermannte ihre grünen Augen, deren Farbe eher in die graue Richtung überging. Albina wollte Macer nah stehen und doch nicht so nah, dass er sich gezwungen fühlte, sich um sie zu kümmern. Das war sein Tag und sie huschte ihre Sklavin noch ein paar Schritte nach hinten. Ihre Neugier zeichnete sich auf dem hübschen jungen Gesicht, sie stellte sich sogar auf die Zehenspitzen, um alles besser zu sehen, und stützte auf den Arm ihrer Sklavin.

  • Auch Sedulus war der Einladung Macers gefolgt und reiste kurz nach seinem Onkel welchen er quasi die ganze Zeit über verfolgt hatte mit einigen seiner Klienten hier an. Naja, die die Sedulus eben hatte, es waren ja in Rom nicht viel.


    Da Sedulus sah das sein Onkel sich mehr oder weniger versteckt hielt, ging er auf leisen Sohlen auf ihn zu und meinte dann als er hinter ihm stand und verstellter Stimme.


    Ah der Herr Senator Germanicus Avarus ist auch bei der Weihung des Bauplatzes zu gegen. Schau an, schau an.


    Und mußte inne halten um nicht laut los zu lachen.

  • Potitus hatte zunächst länger überlegt, ob er tatsächlich kommen sollte. Doch das in Aussicht gestellte Patronat über die Stadt und die Tatsache, dass Ostia nun wirklich nicht weit weg von Roma entfernt war, des weiteren die Überlegung, dass man als Politiker, als einflussreicher Politiker, sich nun einmal in der Öffentlichkeit zeigen musste, liessen ihn sich doch für ein Erscheinen entscheiden. Begleitet von einigen seiner besten Männer (nebst zwei Leibsklaven) liess Salinator sich in die nahe gelegene Hafenstadt kutschieren... und war heilfroh, endlich wieder auszusteigen und sich in eine Sänfte legen zu können. Er mochte diese Reisekutschen nicht und spielte mit dem Gedanken, sich eine eigene Kutsche zu leisten, die er nach seinem Belieben umgestalten wollte. Als er sich mit seinem Gefolge dem Ort der Weihe näherte, war ein Durchkommen kaum möglich, daher entstieg Salinator der Sänfte und ging die restliche Strecke zu Fuß. Selbstverständlich wurde ihm dabei der Weg von seinen Männern geebnet, die lautstark "Platz! Platz für den Praefectus Urbi der Stadt Roma!" riefen und so die Leute zur Seite scheuchten. Endlich, fast eine Ewigkeit später, so schien es Salinator, erblickte dieser den jungen Duumvir von Ostia, Octavius Macer. Der Augur würde nun bald beginnen. Salinator hoffte, dass der Augur das Richtige weissagte, egal, ob ihm dabei mit Geld geholfen wurde oder nicht.

  • Die kurze Stille kam Orestes ungelegen, schließlich musste noch eine Kleinigkeit abgeklärt werden, aber da sich von hinten der Praefectus Urbi ankündigte, der sich nicht gerade unauffällig noch vorne bewegte, brauste die Unterhaltung der Zuschauerschaft schon bald wieder auf, so dass Orestes den Duumvir noch einmal bei Seite nehmen konnte. "Die Baupläne liegen auch vor, nehme ich an. Ich sollte sie mir einmal anschauen, damit ich nachher bei der Effatio auch weiß, was ich dem Gott verkünden soll."

  • Natürlich waren die Baupläne vorhanden, doch leider hatte Avarus sie gerade. Also schaute er sich kurz um und entdeckte ihn. Er pfiff einen Sklaven und befahl ihm, die Pläne zu holen.


    Dieser rannte dann herüber und wenige Momente später brachte er sich zu Macer.


    Hier ehrenwerter Augur. Die Pläne des Tempels...

  • Als die Pläne kamen, gab Orestes seinen lituus in die Hände eines seiner Sklaven und nahm die Pläne entgegen und studierte sie eingehend. Keine besonderen Auffälligkeiten, das gefiel dem jungen Auguren. "Sehr schön. Wenn es zur Effatio kommt, gehst Du dann mit mir den Grundriss ab? Oder macht es einer der Bauarbeiter?", fügte der Augur als letzte notwendige Frage an, bevor die literatio beginnen konnte.

  • Er überlegte kurz


    Nein, diese Ehre möchte ich höchstpersönlich haben, ich bin mir nicht zu schade für den Bauplatz ein wenig Bewegung in Kauf zu nehmen


    Jetzt war er gespannt, wie es losgehen wird, er konnte es kaum noch erwarten.

  • "Das freut mich, denn so ist es würdig und den Sitten der Alten angemessen.", sagte er anerkennend. Dann nickte er dem Sklaven mit dem Lituus zu. "Lass uns beginnen!" Nur noch ein kurzer Blick zu Octavius Macer dessen Bereitheit er schon abgefragt hatte und dann ließ er sich den Krummstab geben und bewegte sich zum Bauplatz der von den Besuchermassen ausgespart worden war.


    Es würde nicht einfach sein, in dieser Menschenmenge für eine eingermaßen ausreichende Stille zu sorgen, so dass Orestes sich umschaute, ob der Duumvir vielleicht Fanfarenbläser besorgt hatte, die dies durch lauten Schall unterstützen konnten. Der junge Augur konnte zwar keine sehen, das musste aber noch nichts heißen, so dass er als Zeichen, dass das Ritual zu beginnen sich anschickte, den Zipfel seiner Toga über den Kopf legte und die Hände erhob, den Stab in der einen Hand, die Handfläche der anderen nach oben zeigend - wobei er sich darauf konzentrierte, was er nun zu tun habe, nämlich den Platz zu reinigen von allen Ansprüchen - seien sie von über-, unter- und einfach irdischen Wesen.

  • Macer beobachtete den Augur wie er schien anzufangen. Schnell sorgte er durch ein paar Schreier für Ruhe. Er stand gespannt hinter dem Augur und als dieser dann seine Hände erhob, wusste Macer...Es geht endlich los.


    Absolute Stille auf dem ganzen Platz, alle waren nur noch gespannt.

  • Die Stille. War still.


    Auch wenn es Orestes zunächst aufstoßen wollte, dass sie durch eine äußerst profane Weise ausgelöst wurde, konnte er sie dann doch fühlen. Es war nicht so, dass man wenn es still wurde einfach nichts mehr hörte, sondern eine stille Stille war beredt. Man konnte die Stille hören. Als sich dieses auf dem gefüllten Platz, an dem der Merkur-Tempel gebaut werden sollte, einstellte begann Orestes sich auf das Ritual einzustellen.


    Er ging langsam und bedacht auf die Stirnseite des Areals auf dem Tempel errichtet werden sollte, den Ort wo später einmal die Kultstatue ihren Platz finden würde. Hier erhob er wieder die Hände und den Stab, während einer seiner Diener herantrat mit silbernen eimerartigen Gefäß - gefüllt mit Wasser - und einem Büschel von Buchsbaumzweigen. "O Numina, verlasst diesen Ort! O Numina, verlasst diesen Ort!! O Numina, verlasst diesen Ort!!!", rief er aus und bei jedem Ruf tauchte er die Zweige ins Wasser und besprengte das Areal des Tempels. Danach erhob er wieder seinen Stab und begann das Areal am Rand abzuschreiten, und es zu besprengen.


    Als er so eine Runde gedreht hatte richtete er sein Wort an die Menge. "O Bürger von Ostia. Ihr habt Euch entschieden diesen Ort zu heiligen und ihn der weltlichen Gerichtsbarkeit zu entziehen. Bevor dieser Akt vollzogen wird, frage ich Euch, ob jemand unter Euch noch Ansprüche auf dieses Stück Land zu stellen hat, da diese durch dieses Ritual erlöschen werden!". Dies war der eigentlich kritische Moment des Procederes. Wenn sich nämlich jetzt jemand meldete, wäre der Duumvir ziemlich schlecht dran, er müsste ihn sofort auszahlen, oder der Bau müsste verschoben werden. Aber so hatte man Orestes gesagt, dieser Fall wäre sehr selten, da die Bauherren meist ihre Arbeit verrichtet hatten.

  • Macer verfolgte das Ritual und war doch froh, dass es nicht all zu lang dauerte. Als der Augur fragte, ob jemand Anspruch auf das Land hat, wusste Macer, dass es still bleiben würde und tatsächlich.


    Keiner aus dem Publikum sagte etwas.

  • Nachdem man eine kurze Stille abgewartet hatte ging Orestes wieder an die Stirnseite des Tempels und stellte sich vor die noch imaginäre Kultstatue, er erhob die Hände; den Stab in der rechten und sprach: "O ihr Götter, o Merkur, dem dieses templum* geweiht zu werden harrt, befreit von allen Ansprüchen, liegt das Land nun vor dir, zeige uns Deinen Willen, zeige uns ob es bereit und befreit ist, auf dass es Dir geweiht werde."


    Nach diesem Gebet, während dessen er die Hände hatte langsam heruntersinken lassen, stellte er sich wieder auf den Ort, wo die Statue hinkommen sollte, drehte sich zur Menge und teilte den Himmel in vier Teile. Man würde nun wieder einen Moment warten und wenn sich kein außergewöhnliches göttliches Zeichen (wie ein Blitz) zeigte, würde einer der Ministri des Auguren vortreten und ihm ins Ohr flüstern, dass er gestern einen Blitz gesehen habe, dies würde genügen, um fortzufahren. Erschiene dagegen ein göttliches Zeichen am Himmel, müsste es schon ziemlich deutlich positiv sein, damit man fortfahren könnte.



    Sim-Off:

    * mit templum ist hier das Areal gemeint, während der eigentliche Tempel mit aedes - Gebäude - bezeichnet wird.

  • Macer war schon etwas langweilig und er tippelte etwas auf der Stelle. Er schaute ich ein wenig um und konnte die hohen Tiere entdecken, wie sie alle mehr oder weniger interessiert in den Himmel schauten. Also machte sich auch Macer daran den Himmel zu beobachten und auf ein göttliches Zeichen zu warten...

  • Na Hauptsache es begann jetzt nicht zu gewittern sowas in der Art hatte erst vor wenigen Monaten Rom in Schrecken versetzt und sollte es wohl auch. Avarus, der jetzt neben seinem Neffen stand und somit die Mitte zum Praefectus Urbi Vescularius Salinator füllte, blickte voller Zuversicht auf das rituelle Fuchteln des Auguren. Sicherlich hatten jene Priester auch ihre ganz eigene Art sich zu presentieren, aber dieser war doch recht nüchtern in seiner Übertreibung. Das mochte daran liegen, das er diese Weihungen noch nicht all zu lange vollführte oder daran, das er keinen Nutzen daraus zu ziehen beabsichtigte.


    Komisch fand Avarus das schon, waren es doch gerade diese öffentlichen Auftritte, die Römer dazu bewogen sich vielleicht jenen Auguren für ihre nächste Vogelschau zu buchen. Na egal. Da jetzt so eine Art Stille einsetze, konnte der Augur Aurelius Orestes -wie man ihnen gesagt hatte- die Zeichen deuten. Germanicus Avarus war gespannt, ob die Münzen im Säckel angemessen gewesen waren oder ob sich der Octavius anderweilig einer positiven Bauplatzweihung vergewissert hatte. Ganz sicher wollte hier keiner der angereisten Würdenträger eine Niete sehen...

  • Hmpf, die Begrüßung seines Neffen ließ den alten Germanicer-Kauz recht kühl zu lassen. So reusperte sich Sedulus und meinte zum Alten bevor es richtig los ging.


    Wie ich sehe hat dich der Octavier auch eingeladen. Oder bist du nur hier um dir einstweilen deine neue "Spielwiese" anzusehen?


    Und da ging es auch schon los. Ach nein, es war der PU der mit einigen Mann für Aufsehen sorgte. Aber dann.


    Mit Interesse verfolgte Sedulus die Show. War es sein erstes mal das er bei einer solchen Weihung zugegen war. Öfter mal was Neues halt.
    Ob Macer auch für einen Umdrunk nach der Zeremonie gesorgt hatte? Zumindest wollte Sedulus nicht durstig nach Roma zurück reisen.

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