[Capitolium] Die Meditrinalia

  • Passend zu dem Fest, welches auch ihn ehren sollte, hatte Iuppiter für einen angenehmen Herbsttag gesorgt. Die Sonne schien mild auf die ewige Hauptstadt herab und nur ein leichter Windhauch sorgte ab und an dafür, dass die grünen Weinranken erzitterten. Rund um den Platz auf dem Capitol herum waren sie mit Schnüren befestigt worden, auch über die bereitstehenden Tische zogen sie sich und sorgten mit den dazwischenhängenden Weintrauben für ein passendes Festambiente.


    Die Meditrinalia waren ein äußerst wichtiger Feiertag, denn auch wenn militärische Stärke das Imperium vergrößerte und zusammenhielt, die Landwirtschaft war noch immer einer der Grundpfeiler, auf welchen die Macht des römischen Reiches ruhte - und der Weinanbau bildete neben dem Getreide sozusagen das Fundament dieses Pfeilers. Die Meditrinalia repräsentierten das Ende der Weinlese, sorgten für den Dank an die gnädigen Götter und das Wohlergehen des Staates und seiner Bürger. Daneben kennzeichnete nicht nur dieser überaus traditionelle und religiöse Aspekt den Feiertag, sondern vor allem und in besonderem Maße auch das der Zeremonie anschließnde Fest, an welchem große Mengen Wein flossen, was die Bürger von Krankheit heilen sollte und somit der Gesundheit diente. Sich einmal im Jahr zugunsten des körperlichen Wohlergehens betrinken zu können, diese Gelegenheit nahmen die Bürger gewohnheitsgemäß recht zahlreich wahr.

  • Da Gracchus in seiner Pflicht als Magistrat der Stadt Rom für die Finanzierung des Festes gesorgt hatte, ließ er es sich erwartungsgemäß nicht nehmen, persönlich anwesend zu sein, auch wenn er sich kaum für das anschließende exzessive Weintrinken begeistern würde können. Erst in einer eigenen Sänfte, dann an seiner Seite, begleitete ihn Claudia Antonia, welche somit zum ersten Mal in der Öffentlichkeit ihren Platz als seine Ehefrau einnahm. Das Gefühl war ein wenig ungewohnt und es befremdete Gracchus, dass sie ständig so nahe um ihn herum war, doch obwohl sie diesen Tag gemeinsam verbrachten, kommunizierten sie zu seinem Glück wenig miteinander. Die Sklaven sorgten dafür, dass beide bis nach vorn zum Tempel hin durch gehen konnten, wo sie schweigend der Dinge harrten, welche folgen würden. Der Flamen Dialis war noch nicht eingetroffen, doch mochte er in einem der Nebenräume weilen und sich herrichten. Gracchus hoffte, dass es bis zum Beginn des Opfers nicht allzu lange hin war, würde er sonst doch womöglich in die Verlegenheit kommen, doch noch mit Antonia konversieren zu müssen. Ein wenig verstohlen blickte er sich nach anderen möglichen Gesprächspartnern um, mit welchen die Wartezeit überbrückt werden konnte.

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  • Zur ihrer eigenen Überraschung hat Antonia sowohl die Hochzeit, als auch die Hochzeitsnacht überlebt. Ob dies nun ein glücklicher Umstand ist, vermag sie jedoch immer noch nicht zu sagen, hat sie sich bisher eine Ehe doch ein wenig anders vorgestellt.
    Doch von diesen Grübeleien ist nichts zu merken, als sie der Sänfte entsteigt und an der Seite ihres Mannes zu den vorderen Reihen der Zuschauer geht. Im Gegenteil, sogar ein scheinbar entspanntes Lächeln liegt auf ihren Lippen.
    Als sie so schweigend nebeneinander stehen, blickt die Claudia einen Moment zu Gracchus. Ob sie etwas sagen sollte? Doch was?
    Sie verwirft den Gedanken an Smalltalk und wendet den Blick auf die andere Seite, wo sie ein bekanntes Gesicht zu sehen hofft.

  • Natürlich wahren auch die Praetorianer anwesend bei diesem Fest, doch dieses mal in Zivil und auch nicht im Dienst. Natürlich wollte man sich so ein Fest nicht entgehen lassen, vor allem wenn man noch so jung war wie ich und erst seit kurzem in Rom verweilte.


    Deshalb erwartete ich mir auch ein größeres und vor allem attraktiveres Fest als jene, welche ich bisher in den Provinzen des Imperiums erlebt hatte. Schließlich war in Rom ja alles ein wenig größer und besser als andernorts; so hieß es zumindest immer.


    Ich hatte heute mal wieder besonders gute Laune, schließlich war ich in der Erwartung von Abwechslung zu meinem ansonsten doch recht eintönigen Soldatenleben. Auch kam ich an Flavius Gracchus und Claudia Antonia vorbei. Das patrizische Blut, welches in ihne floss konnte man ihnen nicht abstreiten. Darum grüßte ich freundlich mit einem Kopfnicken und einem herzlichen:


    "Salve"


    auf den Lippen. Schließlich konnte man ja nie wissen ob man in einem der vielen anwesenden Patrizier nicht einen Gönner für sich selbst finden könnte. Darum hieß es heute etwas freundlicher zu sein als sonst üblich.


    Meine Hände hielt ich auf meinem Rücken verschränkt........

  • Vic hat schlechte Laune. Vic hat nur noch schlechte Laune seit der Abfuhr von Helena. Was ihn aber nicht daran hindert, sich auf Kosten des Staates betrinken zu gehen. Er hat das Eintreffen der Weinlieferung für die Meditrinalia verfolgt und es ist eine ganze Menge Wein. Außerdem muss er als Septemvir epulonum an Feiertagen mit gutem Beispiel vorangehen. Er würde für die Gesundheit trinken, so wie es Brauch ist, und danach würde die Welt nur so vor Gesundheit strotzen.


    Als Priester hat Vic den Vorteil, dass er sich dem Fest sozusagen von Hinten nähern kann und sich nicht durch die Menge quetschen muss. Ganz vorne bei den Zuschauern steht schon der Flavier, doch Vic nickt ihm nur kurz grüßend zu und verzieht sich dann etwas an den Rand des Geschehens. Auf eloquentes Gerede hat er heute absolut keine Lust.

  • Einen Moment lang stellten sich Gracchus' Nackenhaare auf, denn es schien wahrlich, als wolle Antonia etwas sagen. Doch sie wandte sich ab und beließ die Situation wie sie war. Andererseits würden jegliche Gesprächsthemen vor der Öffentlichkeit wohl lange nicht so unangenehm werden, wie jene, welche ihn in mehr oder weniger trauter Zweisamkeit noch erwarten würden. Doch seine Gedanken wurden vorerst abgelenkt durch einen an ihnen vorbeigehenden, grüßenden Bürger. Gracchus erwiderte den Gruß freundlich.
    "Salve."
    Er grübelte noch darüber nach, ob ihm jener Mann bekannt sein müsste, als aus einer anderen Richtung der Septemvir Valerius an ihnen vorbeieilte. Gracchus erwiderte auch hier das grüßende Nicken.

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  • Durch die ihm vorangehenden Camilli kündigte sich das Herannahen des Flamen Dialis an. Ob seine Tracht - coditie feriatus - dafür sorgte, dass er tatsächlich täglich festlich erschien, oder nicht eher dafür, dass sie aufgrund der Alltäglichkeit eben in jene überging, darüber ließ sich sicherlich streiten. Doch der zeremonielle Auftritt, begleitet vom Spiel der Tibicines, flankiert von Weihrauchkästchen tragenden Knaben, welche die hochgewachsene Gestalt säumten, tat sein übriges. Die Stimmen verstummten, als der Flamen hinter den Altartisch trat, sich seine Hände in einer gereichten Schüssel mit klarem Wasser wusch und schließlich die ersten Reihen der Zuschauer mit Wasser besprengte um sie für die kommende Zeremonie zu reinigen. Während all dies geschah, eilten sich die Diener des Cultus Deorum ihrer Aufgabe nachzukommen und unter den am Opfer Teilnehmenden Wein auszuteilen. Sie balancierten ihre mit kleinen Weinbechern gefüllten Tabletts und boten jedem Zuschauer einen Becher an. Darin war alter Wein aus dem Vorjahr, gemischt mit neuem Wein, welcher noch eher an Traubensaft erinnerte, denn an das leicht säuerliche Getränk, welches aus der übrigen Lese gewonnen werden würde. Auf dem Altar brannten derweil die Räucherkästchen, aus denen süßlicher Duft empor stieg. Zudem wurde das Opferfeuer in einer goldfarbenen Schale entzündet, eine weitere goldglänzende Schale wurde für die Libatio bereit gestellt.

  • Wenn es für einen Amtträger eine Veranlassung gab, die Basilica Iulia zuverlassen, so war dies neben die reinen Amtstätigkkeiten natürlich ein religiöser Feiertag. So war es gekommen, das der Aegilis Curulis Tiberius Vitamalacus die Basilica verlassen hatte und sich zu Fuss zu den Örtlichkeiten der Feierlichkeiten begeben hatte. Natürlich folgte ihm wie immer sein riessiger Schatten Titus, doch heute war es etwas anders, denn beide Männer gingen auf gleicher Höhe und fast schien es so, das sie wieder zwei einfach Miles auf einem Marsch waren, so angepasst waren ihre Schritte und Schrittlängen.
    Wenn der Aedil schon ein grosser Mann war, war der Hüne neben ihn noch deutlich grösser. Sie redeten nicht viel, schwiegen den grössten Teil des Weges, zwischen ihren Sätzen verging immer eine ganze Weile.


    "Weisst du, warum wir heute Feiern, Titus ?"


    "Nich wirklich,... Tribun."


    "Meditrinalia. Wir feiern das Ende der Weinlese und danken den Göttern."


    "Weinlese,... klingt gut,... gibs da ordentlich was zu Trinken ?"


    "Natürlich, " antwortet er leise lachend, Titus Durst war nicht zu bremsen, "und in den nächstebn Tagen sollte auch eine neue Lieferung aus Hispania in der Villa eintreffen. Ich überlass es dir, die Qualität zu prüfen. Aber jetzt still, wir sind da und das Ritual bewginnt gleich...."

  • Mit ihrer Freundin Fortunata stand Scintilla unter den Zuschauern, reckte sich, und hielt gespannt Ausschau.
    "Nun, Feli, Schätzchen, wo ist jetzt dein Adonis?" spottete Fortunata.
    "Ich kann ihn nicht sehen... vielleicht kommt er gar nicht... oder er wartet noch bis zu seinem Auftritt..."
    "Ach komm, jetzt bin ich extra hier den Hügel hochgeschnauft, nur weil du ihn mir unbedingt zeigen wolltest!" maulte Fortunata. "Überhaupt, ich dachte, du würdest nur noch an einen Mann denken..."
    "Hör mir damit auf!" Theatralisch hob Scintilla die Hände gen Himmel. "Soll ich denn den ganzen Tag im Tempel hocken, und beten und bangen? Und was wenn er es nicht überlebt, was im übrigen das wahrscheinlichere ist? Es würde mir das Herz brechen!" In einer dramatischen, schon bühnentauglichen Geste, presste sie die Hände auf die Brust, und schüttelte energisch den Kopf. "Nein, nein, einen Gladiator zu lieben, das hat noch jede ins Unglück gestürzt. Ich muß mich ablenken, sonst..." ihre Stimme wankte tragisch "...sonst ertrage ich das alles nicht." Mit einen Tüchlein tupfte sie sich die Augen, als sich plötzlich ihre Miene erhellte.
    "Da! Da vorne!" Sie umfasste aufgeregt Fortunatas Arm, und zeigte verstohlen auf Flavius Gracchus.
    "Ist er nicht schnuckelig?" Ihre Augen leuchteten.
    "Ganz nett." Fortunata bevorzugte mehr den 'Typ Fulmineus'. "Aber guck mal, die Schwarzhaarige neben ihm - seine Frau wohl - die gefällt mir."
    "Ach du. Ich finde ihn umwerfend. Wer er wohl ist?"
    Scintilla seufzte leise, und schmachtete den Patrizier hingebungsvoll aus der Ferne an. Beim Einzug des Flamen Dialis verlor sie das Objekt ihrer Schwärmerei aber leider wieder aus den Augen.
    Beeindruckt verfolgte sie nun den Beginn der erhabenen Zeremonie, und nahm den gereichten Weinbecher mit einem sehr feierlichen Gefühl entgegen.

  • In Gedanken jedem Handgriff des Flamen Dialis folgend, wischte sich Gracchus beiläufig einen Tropfen des reinigenden Wassers von der Stirn, welcher sich dazu anschickte über den Augenwinkel herab zu fließen und sich dabei sicherlich auf störende Weise bemerkbar machen würde. Schließlich nahm er von einem der Tempelsklaven zwei Becher voll des gemischten Weines entgegen und reichte einen davon mit einem feinen, doch nicht ganz aufrichtigen Lächeln seiner Gattin. Er wusste um das claudische Weingut, ein etabliertes Gut, von welchem man behauptete, dass die besten Weintrauben Italias dort gediehen. Auch wenn dieses im Besitz und der Verwaltung von Antonias Vetter Vitulus war, so mochte es nicht schaden, den Göttern für die dortigen Erträge zu danken. Zudem sollte alter und neuer Wein für das eigene Wohl sorgen und selbst, wenn er nicht Liebe oder Zuneigung für Antonia verspürte, so hatte Gracchus doch bei den Göttern geschworen, sie zu ehren und für sie Sorge zu tragen.

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  • Ausgeschlafen und gut gelaunt begab ich mich zum Fest der Meditrinalia, meine Sklavin Lyda neben mir mit einem Sonnenschirm bewaffnet. Als wir den Platz erreichten wurden Zuschauer gerade mit
    Wasser besprengt, ich habe auch ein paar Tropfen abbekommen und freute mich, dass wir doch rechtzeitig angekommen waren.

  • Bald verstummte das Flötenspiel, der Flamen Dialis ergriff die beiden Kannen mit neuem und altem Wein und wandte sich an die Götter.
    "Oh Iove hochgelobter, Iove höchster und größter! Oh Meditrina hochgelobte, Meditrina um unser Wohl bemühte! Ihr, die ihr die Führung der Meditrinalia inne habt, wie es Euch gebührt euch heute eine Libatio zu reichen aus neuem und altem Wein, für Euer Heil, so geben wir Euch zu Ehren den neuen ... und alten Wein!"
    Je als er das Wort neuen und alten aussprach, goss der Priester aus je einer der Kannen eine großzügige Menge in die goldfarbene Schale. Schließlich hob er jene an und goss vorsichtig einen Teil davon in die Feuerschale, um das Feuer herum.
    "Ihr unsere Götter, die Ihr die Führung der Meditrinalia inne habt, um Euer Wohl sollt Ihr geehrt werden durch diesen Wein, den alten und neuen, welcher vergossen wird, zu Euren Ehren in der Libatio!"
    Noch einmal fand ein kleiner Teil des Weines seinen Weg in die Feuerschale, wobei der Flamen Dialis sorgfältig darauf achtete, das Feuer, welches auf einer Erhöhung mittig der Schale ruhte, nicht damit zu berühren und womöglich zu löschen. Dies war auch der Zeitpunkt, an welchem die Zuschauer des Opfers ihre Becher kippten und einen Teil des Weines für die Götter auf den Boden vor ihnen gossen.
    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor - Wir trinken neuen und alten Wein, um von neuer und alter Krankheit geheilt zu werden."
    Der Priester setzte die Schale an seine Lippen und trank einen Schluck des gemischten Weines. Überall aus der Menge erklang der Meditrinaliaspruch und Menschen hoben ihre Becher, um davon zu trinken und so für ihr Wohl und ihre Gesundheit Sorge zu tragen.



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  • Auch Sabina gehörte zu denen, die sich hier versammelt hatten. Sie stand etwas abseits, wie sie es immer tat wenn sie bei solchen Zeremonien anwesend war. Lächelnd nahm sie einen der vielen Weinbecher entgegen, die rumgereicht wurden und hielt ihn abwartend in hren Händen. Neben sich hatte sie Lynn stehen, denn sie hatte ja versprechen müssen, dass sie nicht mehr auf die Idee kam alleine nach draussen zu gehen. Wenn man davon absah, dass Lynn auch nur eine junge Frau war, war sie eigentlich in Sachen beschützen auch keine große Hilfe, aber wenigstens war sie nicht alleine. Aufmerksam verfolgte sie die Taten des Priesters und stimmte dann wie viele andere auch in den Meditrinalispruch ein. "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor." Überall erklang dieser Spruch, von jung und alt, mit hoher und mit tiefer Stimme und alle begannen sie dann aus ihren Bechern zu trinken, so auch sie.

  • Als die Becher herumgereicht wurden stand ich neben Matinia Sabina. Ich musste ein wenig schmunzeln als ich sah mit welchem Enthusiasmus sie und die anderen Bürger diesen Spruch runterleierten. Für mich war der religiöse Rahmen eigentlich nur eine Nebensache, war mein Bezug zu den Göttern doch noch nie besonders innig gewesen.


    Aber zu einem Becher Wein wollte auch ich nicht nein sagen und nahm diesen deshalb dankend an. Ein wahrlich köstlicher Tropfen; zumindestens was mein Gaumen dazu sagte und dieser war nun sicherlich kein Gradmesser für wirklich gute Weine, denn solche konnte ich herzlich wenig oft genießen.....

  • Dem Ritus folgend vergoss Gracchus einen nicht geringen Schluck des Weines auf dem Boden für die Götter und hob dann, nachdem der Flamen Dialis die Schüssel an den Mund hob, ebenfalls seinen Becher.
    "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor."
    Neben körperlichem Gebrechen und Krankheit, welche ihn ohnehin nicht plagten, hoffte Gracchus, dass jener Ritus, jener Tropfen auch denen half, die an ihrer Seele krankten, an ihren Gedanken und Erinnerungen zerbrachen, denen schlimmer als jegliches Körperteil ein Teil ihres Selbst geraubt worden war. Er schluckte die Flüssigkeit, welcher aufgrund des beigemischten neuen Weines viel zu süß war, gleichsam jedoch ob des puren Gemisches aus Wein ihm wohlig in der Kehle brannte. Ebensowenig, wie der Flamen Dialis die gesamte Schüssel leerte, leerte Gracchus seinen Becher zu Gänze, sondern goß noch einmal einen großen Teil zu Boden und dankte den Göttern für all jenes, das dankenswert war.

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  • Auch Macer hatte sich unter die Gäste gemischt, um an der Feier des neuen Weines teilzunehmen. Wer bei den Vinalia die Ernte feiert, der muss sich schließlich auch um das Endprodukt kümmern, fand er. Von den übrigen Gästen unterschied er sich als Senator dadurch, dass er in den vordersten Reihen stand und dass er zum Trinkspruch nicht einen einfachen Becher, sondern ein hübsches Glas erhob. Seine Spende an Iuppiter fiel deshalb nicht geringer aus und nach einem kräftigen Schluck in den eigenen Hals war das Glas auch schon halb leer.


    Etwas abseits entdeckte er Valerius Victor und gin auf ihn zu. "Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor", grüßte er dem Anlass entsprechend und nahm einen weiteren Schluck. Einen Moment lang überlegte er, ob er der Höflichkeit halber über das Wetter sprechen sollte, aber dann entschied er sich dagegen. Von den drei klassischen Gesprächthemen bleiben damit nur noch Frauen und Wagenrennen. Seine Wahl fiel auf letzteres.


    "Wie ich sehe, arbeitet die Priesterschaft hervorragend, seit du im Collegium bist. Was macht die kleine Nebenbeschäftigung, die sich Factio nennt?" Dass es bei der Russata mal wieder schlechter als gewünscht lief, braucht er wohl nicht hinzuzufügen. Das war bei der Russata ja leider der Normalzustand.

  • "Wir trinken neuen und alten Wein, um von neuer und alter Krankheit geheilt zu werden." entgegnet Vic, hebt seinen Becher und prostet Macer zu. Da er sich nicht in die erste Reihe gestellt hatte, hat er auch kein Glas bekommen, aber Vic ist das ziemlich egal, ihm kommt es nur auf den Inhalt an. Außerdem würde man die Trinkgefäße später für das anschließende Fest behalten und in die Becher geht eindeutig mehr Flüssigkeit rein, als in die Gläser. "Salve, Senator." Dass Purgitius Macer einer von den Senatoren ist, denen die religiösen Feste am Herzen liegen, das hat Vic schon vor einer ganzen Weile herausgefunden. Daneben auch, dass man mit ihm immer gute Gespräche führen kann, denn sie drehen sich meistens um Quadrigen, Aurigae und Pferde - und was gäb es besseres?


    "Nuja, die Quadrigen rollen." Er grinst schief, wird dann aber gleich wieder ernst. "Obwohl wir immer noch nicht wieder unseren technischen Stand von vor den Ludi Apollinares erreicht haben. Aber der Sieg bei den Spielen in Germania hat uns natürlich wieder Auftrieb gegeben, auch wenn er hier in Rom kaum wahrgenommen wurde. Was macht die Russata? Das war wirklich ein Pech bei den Vorläufen zu den Ludi Romani. Ich weiß nicht, aber was die Gelben da abgezogen haben, das ist mir nicht ganz geheuer. Wenn das mal mit rechten Dingen zuging."

  • Nachdem allerorten auf dem Platz der Meditrinaliaspruch verklungen war, setzte der Flamen Dialis zum letzten Gruß an die Götter an.
    "Oh Iove hochgelobter, Iove höchster und größter! Oh Meditrina hochgelobte, Meditrina um unser Wohl bemühte! Seid unsere Gäste bei der Festlichkeit, welche zu Euren Ehren, wie es Euch zusteht, sich nun ereignen sollen. Seid unsere Gäste bis spät in die Nacht, zu Euren Ehren, wie es Euch zusteht!"
    Er hob die Schale, in welcher noch immer ein Rest des Weines war, über seinen Kopf in die Höhe, dann ließ er sie wieder sinken und goss die letzten Tropfen in die Feuerschale hinein. Die Flammen wurden ein wenig kleiner, denn der Wein erreichte nun den Grund, auf welchem das Holz loderte. Doch die Zeremonie war abgeschlossen und die Flammen würden nun ohnehin bald gelöscht werden. Das Spiel der Tibicines setzte ein, der Flamen reinigte noch einmal seine Hände und wandte sich um. Von den Camilli flankiert verließ er den Platz, um sich zurück zu ziehen.


    Ein Herold trat vor den Altar hin und wandte sich an die versammelten Gäste.
    "Bürger Roms, möget ihr mit den Göttern feiern, so wie es auch euch an diesem Tag zusteht. Der Quäestor Principis, Flavius Gracchus, hat mit einer großzügigen Spende dafür gesorgt, dass genügend Wein für euch bereit steht. So lasst euch nicht länger aufhalten und denkt daran: bis an den Vinalia Prioria im nächsten Aprilis der neue Wein ausgeschenkt werden kann muss der alte aufgetrunken sein - also sputet euch und lasst nichts verderben!"



    Sim-Off:

    WiSim: Meditrinalia/Rom.

  • Zitat

    Original von Vibius Valerius Victor
    "Nuja, die Quadrigen rollen." Er grinst schief, wird dann aber gleich wieder ernst. "Obwohl wir immer noch nicht wieder unseren technischen Stand von vor den Ludi Apollinares erreicht haben. Aber der Sieg bei den Spielen in Germania hat uns natürlich wieder Auftrieb gegeben, auch wenn er hier in Rom kaum wahrgenommen wurde. Was macht die Russata? Das war wirklich ein Pech bei den Vorläufen zu den Ludi Romani. Ich weiß nicht, aber was die Gelben da abgezogen haben, das ist mir nicht ganz geheuer. Wenn das mal mit rechten Dingen zuging."


    "Was die Russata macht? Sich ärgern." Gegenüber jemandem von der Veneta konnte er wohl so offen sein, dachte sich Macer. "Das war Riesenpech und nicht gerecht. Zweimal Zweiter der Vorläufe zu werden ist einfach nicht schön. Naja, und über unseren Metellus brauchen wir nicht zu reden, der hat mal wieder alles buchstäblich in den Sand gesetzt."


    Germania? Macer musste einen Moment nachdenken, bis er darauf kam, dass Valerius Victor wohl die Consualia meinte.


    "In Germania waren wir immerhin im Endlauf, gegen die Großen konnten wir da erwartungsgemäß nicht mehr machen. Glückwunsch zum Sieg, natürlich."


    Wieder erhob er seinen Becher.

  • Den Ärger des Senators kann Vic gut nachvollziehen. Nichts ist ärgerlicher, als so knapp am Finale vorbeizufahren, nichtmal im Finale letzter zu werden. Das ist so, als würde Fortuna die Factio stafen. Für einen Moment überlegt Vic, ob er vorschlagen sollte, dass die Russata mal ein großes Opfer ausrichten soll, aber im Prinzip haben Wagenrennen mit den Göttern nichts zu tun. Beziehungsweise im Gegenteil, Vic ist davon überzeugt, dass die Götter begeisterte Factio-Anhänger sind, aber da zwischen ihnen in dieser Beziehung dann ebenfalls Konkurrenz herrscht, würde ein Opfer an die Glücksgöttin auch nicht viel bringen. Nein, nur Training, Strategie und Technik helfen beim Wagenrennen.


    Vic hebt seinen Becher. "Eines Tages wird auch die Zeit der Russata kommen. Um die Gelben würde ich mir erstmal nicht so viele Sorgen machen, das war doch mehr Glück als Verstand, was die da hatten."

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